„Was ist denn? Du wirst doch wohl von hier aus alleine in dein Zimmer kommen, oder nicht? Und gerade eben wolltest du mich doch eh loswerden."
Er hatte es sichtlich eilig, da er sich schon halb zum Gehen umgedreht hatte. Außerdem klang er genervt und hatte seine Augenbrauen hoch gezogen wodurch er mich mit einem abwertenden Blick anschaute.„Nein tut mir leid, dafür bin ich wohl zu blöd. Und dann habe ich halt eben meine Meinung geändert weil mir was wichtiges eingefallen ist.", schnaubte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Als er jedoch einfach nur seine Augen verdrehte und mich daraufhin immer noch genervt anschaute, bekam ich ein schlechtes Gewissen.
Immerhin wäre ich ohne ihn total aufgeschmissen gewesen und alleine durch irgendwelche verlassenen Gassen geirrt.
Wer weiß ob ich dann überhaupt heil bis hier her gekommen wäre?
Also warum war ich dann so?
Ich musste dringend an meiner Nettigkeit arbeiten.„Sorry", murmelte ich und schaute betreten auf meine Schuhe „Es ist nur so, ich kann da nicht rein. Noch nicht."
Ich schaute vorsichtig wieder zu ihm hoch und er sah mich verwirrt an.„Wieso das jetzt? Du wolltest doch hier hin.", stellte er fest und nickte in Richtung Hoteleingang.
„Ja schon aber... da drin ist jemand, den ich gerade wirklich nicht sehen möchte.", erwiderte ich zögernd.
„Aha. Was macht dieser jemand dann in deinem Zimmer?"
„Ich weiß gar nicht ob er in meinem Zimmer ist... oder ob er überhaupt hier ist.", stammelte ich.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich einfach so abgehauen bin, ohne den anderen Bescheid zu sagen. Wahrscheinlich suchten sie mich schon.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht...
Seufzend fuhr ich mir durch die Haare.
Unglaublich wie sehr es mich durcheinander gebracht hatte, Jack mit Nadia zu sehen. Ich meine, natürlich hatte ich keine Freudensprünge gemacht.
Aber einfach so wegzurennen?
Irgendwo hin in einer Stadt die ich nicht kannte?
Ohne meinen Freunden Bescheid zu sagen?„Und warum willst du dann nicht rein?"
Langsam wurde er misstrauisch, was ich nur zu gut verstand denn ich wusste gerade selber nicht was ich wollte. Ich wollte einfach nur mit allen möglichen Mitteln vermeiden Jack zu begegnen, auch wenn ich ihm letztendlich nicht für immer aus dem Weg gehen konnte.„Weiß nicht, ich will einfach nicht.", antwortete ich seufzend, weil ich gerade keine Lust hatte ihm die ganze Geschichte zu erzählen.
„Und wenn du nichts weißt, warum weißt du dann, dass ich noch hier bei dir bleiben soll? ¡Dios mío! (Mein Gott)", rief er wütend und kickte dabei einen Stein, der vor ihm auf dem Boden lag weg.
Was war denn bitte mit ihm los? Er hatte immerhin darauf bestanden mich zu begleiten. Nicht ich.
Kein Grund hier so ein Theater zu machen.
Bevor ich wieder etwas nicht nettes sagen würde, setzte ich mich auf die Bank neben mir und holte tief Luft.„Ich möchte gerade einfach nicht alleine sein.", murmelte ich und schlang fröstelnd meine Arme um mache. Langsam wurde es echt kühl und ich war nur im Top unterwegs. „Also bleibst du bei mir?...Bitte?"
Zögerlich sah ich ihn an. Natürlich würde er nicht bei mir bleiben, er hatte bestimmt besseres zu tun als sich um irgendein Mädchen mit Liebeskummer zu trösten. Aber andererseits wollte ich jetzt wirklich nicht alleine sein während ich kläglich daran scheiterte, mich zu beruhigen.
Klar, vielleicht war Marlee schon wieder in unserem Zimmer aber dann müsste ich mit ihr über Jack reden. Nachdem sie mir eine Riesen Standpauke darüber gehalten hätte, dass ich doch nicht einfach so abhauen könnte.
Und ich wollte wirklich nicht noch einmal rum heulen.„Ich habe eigentlich echt keine Zeit für sowas."
„Nur ganz kurz. Bitte."
Hoffnungsvoll blickte ich ihn an und sah zu wie er erst auf sein Handy schaute, dann nachzudenken schien und schließlich auf mich zukam.
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Before Dawn
JugendliteraturNatürlich nahm sie nicht an, ihr Leben würde perfekt werden. Das wäre schlichtweg dumm und naiv gewesen. Doch das erste Mal seit drei Jahren meinte sie zu glauben, das Glück wäre wieder auf ihrer Seite. Bevor sie es jedoch ergreifen kann, wird die...