Wir saßen auf dem kleinen Bett im Schlafzimmer. Es sah ziemlich billig aus und der Lattenrost knarrte bei jeder Bewegung die man machte.
„Ist das hier deine eigene Wohnung?", fragte ich und ließ meinen Blick durch das kahle Zimmer schweifen.
„Ja. Ich benutze sie aber hauptsächlich nur, um hier meine Drogen zu lagern. Außerdem habe ich einen neuen Wohnort gebraucht, als ich der Gang beigetreten bin, damit meine Familie nicht mit reingezogen werden kann wenn es Stress gibt.", erklärte Rio und strich über die Bettdecke.
Automatisch überlegte ich, wo er hier Drogen versteckt haben könnte. Es gab doch kaum Möglichkeiten bei den wenigen Möbeln.
Dann fiel mir aber etwas viel wichtigeres ein.„Die anderen wissen, wo du wohnst? Also auch der Typ, der mich fast umgebracht hat?"
Ängstlich setzte ich mich auf und schielte immer wieder zur Wohnungstür rüber, die man vom Schlafzimmer aus gut im Blick hatte.„Ja er weiß, wo ich wohne. Aber darüber machen wir uns später sorgen, der wird schon nicht so schnell kommen. Außerdem haben wir ein paar Sachen zu regeln.", sagte Rio und sah mir eindringlich in die Augen.
Ich nickte langsam und überlegte wie ich anfangen sollte, als er schon wieder das Wort ergriff.„Also... wegen dem, was du letztens mitbekommen hast... ich wollte noch sagen, dass-"
„Ist schon gut.", unterbrach ich ihn.
„Ich bin hergekommen um mit dir darüber zu reden. Naja... eigentlich wollte ich dir eher sagen, dass ich dir nicht mehr böse deswegen bin."„Echt?"
Rio riss überrascht seine Augen auf und es war nicht zu übersehen, wie er sich darüber freute.„Ja. Ich vertraue dir und glaube, dass das, was du in dem Brief geschrieben hast stimmt. Du hast ein wirklich hartes Leben und da kann ich es dir doch nicht verübeln, dass du über mich an eine gute Arbeit kommen willst, oder?", meinte ich und bevor ich wirklich wusste was geschah, hatte Rio seine Arme um mich geschlungen und riss mich mit sich nach hinten, sodass ich mit dem Bauch auf ihm drauf lag.
Hätte ich mich aus der Umarmung lösen wollen, wäre das gar nicht gegangen, so fest wie er mich an sich drückte.
Da schien sich aber jemand mächtig zu freuen.„Du hast keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet! Wirklich! Ich hatte schon gedacht, ich hätte eine mir wichtige Person verloren. Und das nur, weil ich nicht wie eine normale Person leben und normale Beziehungen führen kann."
In seiner Stimme schwang etwas Verzweiflung mit.
Es musste schrecklich sein, wenn man aufgrund des fehlenden Geldes in seinen Möglichkeiten eingeschränkt war.„Du hattest doch nicht wirklich geglaubt, dass ich dich jemals vergessen könnte, oder?", grinste ich und rollte mich von ihm runter, um es mir neben ihm bequem zu machen.
„Natürlich nicht! Ich weiß doch, dass du ununterbrochen an mich denkst.", sagte er lachend, während er sanft durch meine Haare strich.
„Außerdem wollte ich dir etwas anbieten.", fuhr ich fort und holte tief Luft.
„Das Zimmer von meinem Bruder ist frei. Das heißt, du könntest dort wohnen und gleichzeitig würde ich dir dabei helfen, einen Job zu finden. Natürlich müsste ich erstmal mit meinen Eltern darüber reden und dann müsstest du auch noch auf legale Weise über die Grenze kommen und so... aber wenn du wirklich willst, dann kannst du gerne bei uns einziehen."
Neugierig, was er von meinem Vorschlag hielt, hob ich meinen Kopf um seine Reaktion sehen zu können.
Rio hielt inne und starrte mich einfach nur mit weit aufgerissenen Augen an.„Das ist... du... das meinst du doch nicht ernst, oder?", stammelte er und ich musste grinsen.
Er sah gerade so süß aus, ich würde ihn am liebsten vernaschen!„Natürlich meine ich das ernst!", schmunzelte ich und setzte mich auf.
„Ich denke außerdem nicht, dass meine Eltern da etwas dagegen haben. Sie werden dich bestimmt mögen!"
In meinem Kopf stellte ich mir schon das Szenario vor. Rio würde im Zimmer neben mir wohnen und sich super mit meinen Eltern verstehen. Wir würden ihm dabei helfen auch ohne bestimmte Ausbildung einen guten Job zu bekommen und er wäre total glücklich, weil er endlich ausreichend für seine Familie sorgen könnte. Alles war perfekt.
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Before Dawn
Teen FictionNatürlich nahm sie nicht an, ihr Leben würde perfekt werden. Das wäre schlichtweg dumm und naiv gewesen. Doch das erste Mal seit drei Jahren meinte sie zu glauben, das Glück wäre wieder auf ihrer Seite. Bevor sie es jedoch ergreifen kann, wird die...