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Es war mittlerweile später Nachmittag und Rio und ich waren auf dem Weg zurück zu meinem Hotel. Den ganzen Nachmittag hatten wir einfach im Park gesessen und geredet, seine zweideutigen Sprüche hatte Rio sich tatsächlich verkniffen.
Es war ein wirklich schönes Date mit ihm gewesen, was wahrscheinlich auch jeder Mensch der uns begegnete anhand von meinem breiten Lächeln erkennen konnte.
Seit Stunden hatte sich dieses dämliche Dauergrinsen in meinem Gesicht festgesetzt. Das letzte Mal als ich wirklich glücklich war, war wahrscheinlich gewesen, als wir hier her geflogen sind. Und das war schließlich auch schon ganze drei Wochen her. Doch jetzt fühlte ich mich so gut wie schon lange nicht mehr, es war als lag mir die ganze Welt zu Füßen.

Ein Blick nach links auf Rio verriet mir, dass es ihm nicht anders als mir zu gehen schien. Auch er lächelte die ganze Zeit wie blöd vor sich hin und sogar meine Hand hatte er genommen. Wir liefen also Hand in Hand durch die gut besuchte Innenstadt Guadalajaras und wirkten auf alle anderen wahrscheinlich wie ein frisch verliebtes Paar.
Auch wenn wir das nicht waren, fühlte ich mich irgendwie so.

Als ich das realisierte, machten sich direkt wieder die Schmetterlinge in meiner Magengegend bemerkbar.
Es fühlte sich tatsächlich so an, als wären Rio und ich zusammen.
Bedeutete das etwa, dass ich Gefühle für ihn hatte?
Und zwar nicht nur die anfänglichen, schwärmerischen Gefühle sondern aufrichtige, tiefgründige?

Ich konnte mir diese Frage nicht beantworten. Ich wusste, dass ich Gefühle für Rio hatte jedoch war ich mir unsicher, wie stark diese waren.
Einerseits war diese Erkenntnis aufregend, aber andererseits auch beängstigend. Denn in einer Woche würde ich wieder abreisen und wer wusste schon, wann Rio und ich uns dann das nächste Mal wieder sehen würden, wenn überhaupt.

Wir waren zwar beabsichtig langsam gelaufen, um noch so viel Zeit wie möglich zu haben, doch nun standen wir vor meinem Hotel.

Seufzend wandte ich mich Rio zu, um mich von ihm zu verabschieden.
Ich wollte eigentlich noch nicht gehen, aber schließlich musste alles irgendwann einmal enden, auch die guten Dinge.

„Weißt du, eigentlich habe ich noch Zeit.", meinte Rio nachdem er einen prüfenden Blick auf sein Handy geworfen hatte.
Entweder wollte er selbst noch Zeit mit mir verbringen, oder er hatte diese ausgeprägte Freude bemerkt, die mir gerade ins Gesicht geschrieben stand.

„Das heißt, wir machen jetzt noch etwas?", fragte ich hoffnungsvoll und sah ihn aus großen Augen an.

„Wenn du willst, dann schon.", erwiderte Rio und grinste mich an.
Ich musste auf ihn wohl wie ein kleines Kind, das sich über jede Kleinigkeit freute, wirken.

„Ja dann...", grinste ich zurück.
„Willst du noch mit hoch kommen? Weil es wird ja bald dunkel."

Rio runzelte erst verwundert seine Stirn, nickte dann aber.
Wahrscheinlich hatten sich meine Worte für ihn so angehört, als ob ich auf etwas ganz bestimmtes aus war, jedoch war das für heute eindeutig nicht mein Plan.

„Okay, dann komm mit.", meinte ich lächelnd und nahm seine Hand.
„Warum hast du jetzt eigentlich plötzlich auch nachmittags Zeit? Normalerweise haben wir uns ja immer viel früher getroffen.", wollte ich von ihm wissen, als wir das Hotel betraten und uns auf dem Weg zu meinem Zimmer machten.
Es hatte mich schon gewundert, warum ich mich mehrere Male so früh morgens aus dem Bett hatte quälen müssen, wenn es doch auch später gegangen wäre.

„Naja... es ist so, dass ich meine Deals ziemlich spät abends oder früh morgens abschließe, das ist sicherer.", erklärte Rio leise und ich nickte.
„Deswegen bleibe ich einfach die ganze Nacht wach und schlafe tagsüber."

„Bist du jetzt extra wegen mir wach? Und verzichtest auf deinen wertvollen Schönheitsschlaf?", entgegnete ich und riss die Augen auf.
Warum sollte er das denn wegen mir tun?

Before DawnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt