Heute war der erste richtige Tag in Guadalajara. Es war zwar erst neun Uhr morgens aber wir wurden schon flotten Schrittes von unserer Führerin durch die Stadt gescheucht. Auch wenn es noch ziemlich früh war war es schon ziemlich heiß - perfekte Voraussetzungen für eine Stadtführung!
Da unsere beiden Lehrer hypermotiviert waren, mussten wir uns die Führung auf Spanisch geben. Hätte ich mich mit zuhören angestrengt, hätte ich eigentlich keine Probleme haben sollen irgendetwas zu verstehen. Aber ich war zu sehr damit beschäftigt immer darauf zu achten im Schatten zu sein, nicht im stehen einzuschlafen und gleichzeitig auch noch Jack aus dem Weg zu gehen. Das stresste mich zwar alles etwas, aber dennoch gelang es mir.
Frauen und Multi-tasking eben.
Trotzdem hatte ich mir unsere Klassenfahrt nach Mexiko ein bisschen anders vorgestellt. Ich hatte da eher an einen ganztägigen Trip zum Strand - und das natürlich jeden Tag - und Beachparties gedacht.
Blöd nur, dass Guadalajara weit weg von der Westküste und noch viermal so weit entfernt von der Ostküste war. Das war's wohl mit Strandurlaub.Als ich wieder mehr auf meine Umgebung achtete, bemerkte ich, dass ich hier schonmal war. Und zwar gestern Nacht nach meinem höchst dramatischen Abgang vom Club.
„Eso es un barrio más peligroso, por eso no nos vamos ahí. Es el barrio de una ganga que se llama 'Nuestra Familia'. Las actividades criminales de esa ganga son por ejemplo el narcotráfico o el asesinato. (Das da ist ein eher gefährlicheres Viertel, weswegen wir dort nicht hingehen. Es ist das Viertel von einer Gang die sich ‚Nuestra Familia' nennt. Die kriminellen Aktivitäten dieser Gang sind zum Beispiel Drogenhandel oder Mord).", erzählte die Führerin mit ihrer nervigen lauten Stimme.
Sie wiederholte, was der Typ mir gestern Abend gesagt hatte. Es war hier gefährlich.
Hätte mir nicht jemand früher erklären können was das für ein Viertel war? Dann wäre ich bestimmt auch nicht wie ein blindes Pferd da rein gerannt.
Naja, immerhin wusste ich jetzt genauer warum dieser Rio unbedingt wollte, dass ich so schnell wie möglich von da weg kam.
Aber was hatte er überhaupt da zu suchen, wenn dort hauptsächlich Gang Mitglieder unterwegs waren?
Als ob es für ihn nicht genau so gefährlich war wie für mich.„Hier hast du dich gestern also rumgetrieben.", meinte Marlee und zog wissend ihre beiden Augenbrauen hoch. Bevor ich etwas erwidern konnte wurde sie jedoch schon von Carter weitergezogen, er wollte wohl irgendwohin wo sie ungestört waren. Marlee hatte es nämlich gestern geschafft sich zu überwinden und die beiden waren endlich zusammen. Ich freute mich so sehr für sie, als wäre es meine eigene Beziehung.
Nur jetzt, da sie beide ihre Zeit lieber nur zu zweit verbringen wollten und ich schlecht zu Jack gehen konnte, stand ich alleine da.Ich sah mich um und stellte enttäuscht fest, dass meine Klassenkameraden immer noch die selben Vollidioten waren. Es gab entweder die Streber oder die Asozialen. Meine zwei besten Freunde und ich waren irgendetwas zwischendrin aber dummerweise gab es sonst so gut wie niemanden der so war wie wir.
Ich wollte schon gerade mein Schicksal als Looser akzeptieren, als ich am äußeren Rand der Gruppe Alicia und Kenzie entdeckte. Die beiden waren eher ruhig und manchmal ein bisschen komisch aber eigentlich ganz nett und die einzigen hier, mit denen ich mir vorstellen konnte gut klarzukommen ohne direkt auszurasten.
Ich lief auf sie zu, wobei ich darauf achtete, nicht auch nur annähernd in die Nähe von Jack zu geraten.
„Hey, was geht so bei euch?", fragte ich nett in die Runde und setzte mein fröhlichstes Lächeln auf. Ich hatte beschlossen, es in Zukunft mehr mit der Marlee-Methode zu versuchen. Einfach nett lächeln und so tun als ob man schon seit Jahren befreundet war und schon würden die anderen einen mögen.
Nachdem sie mich beide kurz skeptisch musterten, lächelten auch sie mich an.
Yes, es funktioniert.„Naja, nicht viel. Wir könnten aber echt gut eine Pause gebrauchen. Ich kann langsam die Stimme von dieser Führerin nicht mehr ertragen und es ist ganz schön heiß.", beantwortete Alicia meine Frage. An den jeweils entsprechenden Stellen hielt sie sich kurz die Ohren zu und fächerte sich Luft zu. Es sah ein bisschen so aus als würde sie Pantomime machen oder sowas in die Art.
Wie gesagt, ein bisschen komisch aber nett.
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Before Dawn
Teen FictionNatürlich nahm sie nicht an, ihr Leben würde perfekt werden. Das wäre schlichtweg dumm und naiv gewesen. Doch das erste Mal seit drei Jahren meinte sie zu glauben, das Glück wäre wieder auf ihrer Seite. Bevor sie es jedoch ergreifen kann, wird die...