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Es war Dienstag Nachmittag und Marlee und ich befanden uns in dem riesigen Einkaufszentrum in der Innenstadt. Es hatte mehrere Stöcke und ich wahr ehrlich gesagt von der Modernität etwas überrascht. Alles war in weiß gehalten und die Fliesen glänzten mit dem Schmuck in den Läden um die Wette. Das Innere des Gebäudes war offen, da sich dort die Rolltreppen befanden und im Erdgeschoss standen ein paar tropische Bäume, die sich bis unters Dach erstreckten. Auf den Rolltreppen und in den unzähligen Läden tummelten sich einige mit Einkaufstüten vollbepackte Menschen und es herrschte eine lockere Stimmung.

Marlee und ich verließen Sephora mit ein paar neuen Paletten, Lipglossen und Hautpflegeprodukten. Wir waren inzwischen bestimmt schon seit drei Stunden unterwegs und nicht nur der Betrag auf meinem Bankkonto hatte immer mehr abgenommen, sondern auch meine Motivation. Meine Arme wurden immer schwächer unter dem Gewicht unserer Beute in den Tüten und auch meine Beine machten schlapp. Am liebsten hätte ich mich hier auf der Stelle einfach auf den Boden gesetzt.
Doch Marlee war voll in ihrem Element.

„Wir müssen noch unbedingt zu Dior!", rief sie mir über ihre Schulter zu und steuerte schon in hohem Tempo auf den entsprechenden Laden zu.
Grummelnd trottete ich ihr hinterher und hatte Mühe, sie in der Menschenmenge nicht zu verlieren.

„Das hier ist aber das letzte Geschäft.", sagte ich trotzig als ich an Marlee herantrat, die gerade irgendwelche überteuerten Gesichtsmasken betrachtete.

„Ja, schon verstanden.", antwortete sie abwesend, ohne von den Produkten vor ihr aufzuschauen.
Seufzend verdrehte ich die Augen und sah mich im Geschäft um.
Alles war ordentlich aufgeräumt und genauestens sortiert. Überall glänzte und glitzerte es. Die Verpackungen der Gesichtsmasken, Cremes und co. sahen zwar hochwertig aus, die Preise für den minimalistischen Inhalt waren meiner Meinung nach viel zu hoch. Auch die Verkäuferin hinter der Kasse hatte sich aufwändig zurecht gemacht, trug einen engen schwarzen Rock, hohe Schuhe und eine weiße Bluse. Als mein Blick den ihren traf warf sie mir ein aufgezwungenes, freundliches Lächeln zu und ich tat es ihr gleich. Marlee und ich waren bis auf eine junge Frau die einzigen Kunden, da alle anderen wohl von den hohen Zahlen auf den Preisschildern abgeschreckt wurden.

Eigentlich war genau das hier meine Welt. Ich sollte mich hier wohl fühlen, genau wie Marlee es tat. Unsere Eltern hatten schließlich hart gearbeitet und einiges geopfert um uns das hier ermöglichen zu können.
Ein Leben in dem man sich nie Sorgen machen musste, ob etwas zu teuer war und man so gut wie alles haben konnte was man wollte.
Dafür war ich meinen Eltern auch wirklich dankbar.
Aber ich fühlte mich schlecht dabei, wenn wir in Sternerestaurants aßen, wenn ich ein paar Riesen für mein Prom Kleid ausgab, wenn meine Eltern jährlich den Betrag eines Kleinwagens für meine Bildung ausgaben während zur gleichen Zeit genügend Menschen auf dieser Welt absolut nichts hatten.
Ich hatte noch nie mit viel Geld um mich geworfen. Im Gegensatz zu Marlee und den anderen Mädchen meiner Schule ging ich in den durchschnittlichen Läden shoppen und das auch nicht jede zweite Woche.
Den Obdachlosen auf der Straße steckte ich immer etwas Geld zu und wenn ich Zeit hatte, kaufte ich ihnen etwas zu Essen. Das Geburtstagsgeld von letztem Jahr hatte ich heimlich an mehrere Organisationen gespendet und mich danach viel besser gefühlt, auch wenn ich wusste, dass damit nicht der gesamten Menschheit geholfen war.

Ich war so sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, dass mir erst gar nicht aufgefallen ist, wie laut es plötzlich im Einkaufszentrum geworden war.
Verwirrt hob ich meinen Blick und schaute auf den Eingang.
Draußen sah man verängstigte Menschen wirr umher rennen, die sich panisch irgendwelche Dinge zuriefen. Vereinzelt waren Schreie zu hören und kleine Kinder fingen an zu weinen.
Alles war ein einziges Chaos und es war überhaupt nicht ermutigend, wenn man nicht wusste was genau dieses Chaos auslöste.

Before DawnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt