Before Dawn

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Ich machte mich zu Fuß auf den Weg zu einem Restaurant, dessen Adresse mir Rio zuvor geschickt hatte. Der Weg war nicht allzu weit, doch die Hitze machte meine kleine Wanderung etwas anstrengend.
Umso erleichterter war ich, als ich endlich das klimatisierte Restaurant betrat, in dem Rio schon auf mich wartete. Er hatte gemeint, er wolle mir heute jemanden aus seiner Familie vorstellen. Wer das war, wusste ich jedoch nicht.

Auf jeden Fall war ich deswegen ein bisschen nervös, denn ich hatte darauf getippt, gleich seiner Mutter zu begegnen. Außer ihr hatte Rio schließlich nur ein paar kleinere Geschwister und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er diese mit in ein Restaurant schleppen würde, nur damit ich sie traf.
Bei der Auswahl meines Outfits hatte ich mir besonders viele Gedanken gemacht, denn einerseits wollte ich natürlich gepflegt aussehen, aber andererseits wollte ich auch nicht mit den Klamotten die ich mir leisten konnte angeben.

Also stand ich hier nun in einer einfachen schwarzen Mom Jeans, weißen Sneakern und einem dunkelblauen Rüschentop.
Suchend hielt ich Ausschau nach Rio und fand ihn schließlich an einem Tisch im hinteren Teil des Restaurants sitzen. Er entdeckte mich im selben Moment und winkte mir lächelnd zu, woraufhin ich zu ihm lief.
Gegenüber von Rio sah ich eine Person sitzen, die wahrscheinlich eher nicht seine Mutter war, soweit ich das vom Äußeren her beurteilen konnte.
Mein Puls ging etwas schneller.
Ich war immer nervös, wenn ich neue Leute kennenlernen musste und fühlte mich dementsprechend auch immer etwas unwohl. Hinzu kam noch, dass ich mich die ganze Zeit darauf eingestellt hatte, Rios Mutter kennenzulernen und jetzt saß dort ein Mann.

Jedoch beruhigte mich der warme Blick von Rio ein bisschen und ich reckte mein Kinn in die Höhe, um mich zu etwas Selbstbewusstsein zu zwingen.

„¡Hola!¿Como estáis? (Hallo, wie geht's euch?)", begrüßte ich die beiden und lächelte freundlich, während ich mich auf den Platz neben Rio fallen ließ.

„Bien (gut).", erwiderten beide gleichzeitig.
„Und wie geht es dir so?", erkundigte sich Rio nach meinem Wohlbefinden.

„Auch ganz gut.", meinte ich knapp und lächelte ihn unsicher an.
Die Situation war irgendwie komisch, da es noch nicht einmal 24 Stunden her war, dass wir bei mir den Film geschaut hatten. Naja, eher weniger den Film geschaut hatten und mehr rumgemacht hatten.
Der Abend war komisch geendet und seitdem hatten wir bis jetzt nicht mehr geredet, weshalb ich nicht so recht wusste wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte.

„Das ist übrigens Pablo, mein Cousin.", unterbrach Rio meine Gedanken und deutete auf den Mann der ihm gegenüber saß.
Ich war schon immer schlecht darin gewesen, das Alter von anderen zu erraten, doch ich tippte darauf, dass er um die Mitte 20 war. Er hatte die gleiche Haarfarbe wie Rio, jedoch waren seine Haare glatt und ziemlich kurz. Sein Gesicht war eher rundlich und auch wenn man sah, dass er Muskeln hatte, war er doch etwas speckig. Ähnlich wie bei Rio zierten einige Tattoos seine Arme und Hände, mitten auf seinem Hals prangten die Initialen NF.

Auch wenn er etwas furchteinflößend aussehen mochte, lächelte er mich freundlich an und nickte.

„Genau der bin ich. Und du musst Malu sein, oder? Rio hat mir schon von dir erzählt.", sagte Pablo schmunzelnd.
Sofort warf ich Rio einen flüchtigen Blick zu und rätselte darüber, was er seinem Cousin wohl so alles über mich erzählt hatte.

„Keine Sorge, über gestern Abend habe ich kein Wort verloren.", raunte Rio mir grinsend zu, als er meinen Blick bemerkte.
Mein Mund klappte auf und ich zog meine Augenbrauen hoch.
Das hörte sich ja schon fast so an, als hätten wir gestern eine heiße Nacht gehabt!
Dabei war es alles andere als heiße gewesen, dass Marlee uns quasi erwischt hatte.

„Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass du niemandem erzählen willst wie schnell du abgezischt bist als meine beste Freundin uns erwischt hat.", entgegnete ich schmunzelnd, woraufhin Rio warnend seine Augenbrauen hob.
Dann räusperte er sich und wandte den Blick von mir ab.