„Wer zur Hölle bist du, dass du es dir erlauben kannst dich in unsere Angelegenheiten einzumischen?!", rief Jack wütend und ging auf Rio zu und ob seine Hand um ihm eine reinzuhauen. So aggressiv hatte ich ihn noch nie gesehen.
Ich fühlte mich ziemlich schlecht, weil das alles nur durch mich ausgelöst wurde. Aber ich war mir gar nicht mehr so sicher ob es hierbei darum ging, dass Jack mich als Freundin verloren hat oder, dass er nicht mehrere Mädchen gleichzeitig haben konnte und er dazu auch noch von einem Mädchen verlassen und und nicht anders herum das Mädchen von ihm.Wie angewurzelt stand ich immer noch an der Wand und sah zu, wie Rio den Schlag von Jack so abblockte, als wäre er nichts gewesen, ihm mit der einen Hand den Arm auf den Rücken drehte und mit der anderen Hand ergriff er seinen Hals. Nun stand Jack ziemlich dumm da, unter der Kontrolle von Rio, und konnte nichts mehr machen, genau so wie ich noch vor ein paar Sekunden.
Er versuchte zwar sich irgendwie aus Rios Griff zu reißen, doch es gelang ihm nicht.
Das nannte ich Karma.Rio zischte ihm irgendetwas zu aber ich verstand nur „Hijo de puta (Hurensohn)", womit ich mich auch zufrieden gab. Jack hatte nichts anderes verdient, nachdem er mich hier halb vergewaltigt hatte.
Eigentlich war ich echt kein Fan von Gewalt, aber als Jack von Rio wuchtig gegen ein geparktes Auto geschuckt wurde und der Länge nach auf den Asphalt fiel, verspürte ich schon eine gewisse Befriedigung.
Das Auto hatte eine Delle und Jack hielt sich auf dem Boden liegend ächzend seine Seite.„Alles ok bei dir?", fragte Rio besorgt.
Er kam zu mir herübergelaufen und ich nickte. Ich war zwar immer noch etwas geschockt aber an sich ging es mir gut.„Danke, du hast mir mal wieder geholfen.", sagte ich lächelnd.
Was ein Zufall, dass er immer aus dem Nichts auftauchte, wenn ich gerade in einer blöden Situation war. Na gut, es war bis jetzt zwar erst zweimal, aber innerhalb von 12 Stunden ist das schon oft, würde ich sagen.„Kein Problem. Ich helfe wo ich kann.", sagte er knapp.
Genau wie gestern Nacht hatte er wieder diesen ernsten Blick drauf, der unruhig umherschweifte.„Das ist wirklich nett von dir.", meinte ich und versuchte ihm das mit meinem Blick zu verdeutlichen.
„Und dafür möchte ich mich richtig bei dir bedanken, nicht einfach nur so danke sagen. Weißt du was ich meine?"
Das stimmte wirklich. Ich wahr extrem dankbar dafür, dass er mir sowohl heute als auch gestern geholfen hatte. Und deswegen wollte ich ihm das auch irgendwie zeigen. Ich mochte es nicht, wenn Menschen mir etwas schenkten und ich keine Gegenleistung erbrachte.
Aber ich wollte auch so viel Zeit wie möglich mit anderen Leuten verbringen, einerseits um Jack aus dem Weg zu gehen und andererseits um auf andere Gedanken zu kommen. Ich weiß, das war vielleicht ein bisschen egoistisch aber so war ich nun einmal.„Das musst du aber nicht. Für mich war das selbstverständlich."
Antwortete er immer nur in so kurzen Sätzen?
Vielleicht merkte er wie anstrengend das war, wenn ich genau das gleiche tat.„Ich will aber."
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an.
Rio starrte mich zurück an und verschränkte ebenfalls seine Arme vor der Brust.
Wir lieferten uns ein Blickduell bis er schließlich die Augen verdrehte.„Na schön, und wie willst du das machen?", seufzte er als er endlich nachgab und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Er hatte Locken. Gestern konnte ich das nicht erkennen, weil er einen Hoodie trug. Heute aber hatte ich beste Sicht auf seine Haarpracht. Sie erinnerten mich an meinen Bruder, er hatte nämlich so ähnliche Haare gehabt.
Ich schluckte kurz und verwarf diesen Gedanken dann lieber schnell.„Ich weiß nicht, es muss etwas besonderes sein. Aber dafür muss ich dich erstmal besser kennen lernen, damit mir etwas gutes einfällt."
Ich war ziemlich überrascht davon, wie sozial ich gerade war.
Hatte ich wirklich irgendeinen Typen gefragt, ob wir uns mal öfters treffen können?
Damit ich mir überlegen kann, wie ich ihm meine Dankbarkeit zeigen kann?
Wow, ich erkannte mich selbst schon fast nicht mehr.
Jacks Nummer hat mich wohl mehr durch den Wind gebracht als ich dachte.
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Before Dawn
Teen FictionNatürlich nahm sie nicht an, ihr Leben würde perfekt werden. Das wäre schlichtweg dumm und naiv gewesen. Doch das erste Mal seit drei Jahren meinte sie zu glauben, das Glück wäre wieder auf ihrer Seite. Bevor sie es jedoch ergreifen kann, wird die...