Part 16

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Justins Sicht:

Ich sah sie, wie sie von draußen herein kam. Sie rieb ihre Hände weil ihr vermutlich kalt war. Ihr Blick traf mich und wir sahen uns für kurze Zeit direkt in die Augen. Fast hätte ich vergessen, wie sich das anfühlte. Ich hatte sie so schrecklich vermisst und war so erleichtert, als sie zugesagt hatte. „Hey“, flüsterte sie, genauso schüchtern wie am Telefon. Ich stand auf und drückte ihren kleinen dünnen Körper an mich. „Hi“, flüsterte ich in ihr Ohr. Ihre Hände streichelten meinen Rücken, aber sie ließ mich wieder los. „Tut mir leid...Ich hab-„, wollte ich anfangen, aber sie unterbrach mich. „Es ist alles okay Justin“, sagte sie und lächelte schüchtern, als wären wir nie zusammen gewesen. „Es ist schön, das du da bist Baby“, sagte ich und nahm ihre Hand zu mir, die auf dem Tisch lag. „Justin, bitte“, sagte sie und zog ihre Hand weg. „Was ist?“, fragte ich und mein Herz schlug schneller. Ich hatte Angst vor ihrer Antwort. „Ich kann das nicht“, sagte sie zögernd und schaute mir schließlich in die Augen. Ich hatte es beführchtet, das sie nicht wieder mit mir zusammen sein will. Ich meine, indirekt bin ich daran schuld das er..das Jacob in Gefahr kam und starb. Ich bin so ein Idiot. Warum sollte sie auch wieder zu mir zurück wollen? „Kann ich ihnen schon etwas zu trinken bringen?“, der Kellner riss mich aus den Gedanken und gab uns die Speisekarte. „Danke“, sagte ich und bestellte mir einen Apfelsaftschorle. „Und für mich eine Limondade bitte“, sagte Miley und er nickte. Er verschwand wieder. „Möchtest du nicht zurück kommen?“, fragte ich sie. „Nein“, antwortete sie und versetzte meinem Herz einen Schlag in die Brust. „Ich brauch noch etwas Zeit, es hat gerade angefangen etwas besser bei mir zu laufen und ich muss nicht mehr ständig daran denken... aber Justin, ich hab Albträume, Nacht für Nacht.. Mir geht es nicht gut und ich muss erstmal mit mir selbst wieder klar kommen“, sagte sie. Ich verstand was sie meinte. Vielleicht war ich zu selbstsüchtig, ich sollte an ihr wohl denken und nicht daran, was ich wollte. Sie musste sich nicht vor mir rechtfertigen. „Okay“, sagte ich schweren Herzens. „Bitte sehr, einmal für die Dame und hier den Schorle“, sagte der gleiche Kellner von eben und stellte unsere Getränke auf den Tisch. „Wissen sie schon, was sie essen möchten?“, fragte er. „Nein, einen Moment noch“, beantwortete ich die Frage. Ich öffnete die Speisekarte und las mir die einzelnen Gerichte genau durch. Nebenbei schaute ich zu Miley, die vertieft in ihre Karte war. Sie sah so schön aus. Ihre Haare fielen ihr nach unten in einem hellen Braun und ihre langen Wimpern. Dieses wunderschön geformte Gesicht und diese vollen Lippen, die ich so gerne wieder küssen würde. Wir aßen gemeinsam und sie erzählte mir viel darüber, was sie gerade machte und wie es ihr ging. Außerdem war es einfach auch so mal ganz schön, etwas abzuschalten und vorallem sie nach so einer langen Zeit wieder zu sehen.

Mileys Sicht:

„Soll ich dich noch nach Hause bringen?“, fragte er. „Ja, das wäre nett“, antwortete ich und sah ihn an. Die Straßenlaterne erhellte sein Gesicht. Er sah nach wie vor so perfekt aus. Nichts, rein gar nichts hatte sich verändert an ihm. „Einsteigen“, lächelte er und hielt mir die Autotür auf. „Danke“, sagte ich höflich und er saß ein paar Sekunden später neben mir auf dem Fahrersitz. Wir sagten nichts, sondern ich genoß es bei ihm zu sein. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete diese an. „Es hat sich wirklich nichts verändert an dir“, stellte ich fest und musste lächeln. Schon lange hatte ich das nicht mehr geschafft. Ich muss sagen, ich war froh zugesagt zu haben. „Stimmt“, erwiderte er und schaute kurz zu mir und dann wieder auf die Straße vor uns. „Jetzt rechts“, erklärte ich ihm den Weg und er parkte vor dem Haus, indem ich mit der Dame wohnte. „Möchtest du mit rein kommen?“, fragte ich, weil ich nicht wollte, das er schon ging. „Ich weiß nicht, also...möchtest du überhaupt, das ich mitkomme?“, stotterte er und ich nickte. „Sonst hätte ich nicht gefragt“, sagte ich ehrlich und er parkte seinen Wagen. Er folgte mir die Stufen hinauf in das Zimmer und ich schloss die Tür auf. „Schön hast du´s hier“, sagte er, als er in meinem kleinen Heim stand. Es war ein, naja eigentlich zwei Zimmer, die aber nur durch eine Trennwand getrennt wurden. Ich hatte es mir so eingerichtet, das ich trotzdem alles hatte und für mich alleine reichte es vollkommen. „Setz dich doch“, forderte ich ihn auf und er nahm platz. „Möchtest du etwas zu trinken?“, fragte ich ihn. „Hast du ein Bier da?“, fragte er und ich nickte. Ich ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Eine kalte Priese kam mir entgegen. Schnell schnappte ich mir die Flasche und ein Glas. „Hier“, sagte ich und stellte die Sachen auf den Tisch. „Danke Babe“, hauchte er und sah mir in die Augen. Kann er bitte aufhören, mich so anzuschauen? Ich halte das nicht aus! „Jus“, keuchte ich schon fast. „Was?“, grinste er. Er wusste ganz genau, was für eine Wirkung er auf mich hatte. Ich würde ihn am liebsten küssen. „Nichts“, antwortete ich schnell und schaute weg, sonst würde ich schwach werden. „Mir gefällt dein Zimmer“, sagte er nun. „Ja, ich bin wirklich zufrieden damit“, sagte ich.  Wir erzählten noch eine Weile. „Ich geh dann mal“, sagte er nun und stand auf. „Es ist schon spät“, stellte ich fest, als ich auf die Uhr schaute. „Du hast recht“, lächelte er und ging auf die Tür zu. „Soll ich noch mit runter gehen?“, fragte ich ihn. „Nein, nein, schon gut, ich finde mein Auto“, sagte er und leckte sich über die Lippe. Seine Hände legten sich an meine Taille und mein Herz schlug mir ungelogen bis zum Hals. „Ich liebe dich Miley“, knurrte er und kam mir immer näher. „Justin“, stöhnte ich und seine Lippen lagen wenig später auf meinen. „Das wollte ich den ganzen Abend schon tun“, flüsterte er mit seiner rauen Stimme, als er sich von mir löste. Ich lächelte und schaute ihn nur an. Ich hatte keine Worte hierfür. „Schlaf gut Baby“, raunte er und küsste mich noch einmal. Ich war zu kraftlos um mich zu wehren, im Gegenteil, ich erwiderte und legte meine Hände an seine gewaltigen Oberarme. „Nacht“, flüsterte ich und biss mir auf die Lippe, während ich ihm hinterhersah, wie er in der Nacht verschwand.

„Piep, piep, piep“, mein Wecker ertönte am Morgen. Widerwillig stand ich auf und machte mich zurecht. Im Bad verschwand ich erst einmal für ein paar Minuten unter der Dusche und zog mich schließlich an. Ich erinnerte mich an den vergangenen Abend. Ich hatte ihn geküsst, obwohl ich mir geschworen hatte, genau das nicht zu tun. Aber wie sollte ich ihm auch widerstehen? Kann mir mal jemand sagen, wie das möglich ist? Also ich für meinen Teil finde das unmöglich, wenn er das so steht und einen mit diesen Augen ansieht. Miley, hör auf. Du denkst wieder zu viel! Ich verbannte den Gedanken an ihn im hintersten Eck. Das würde nicht wieder passieren, sagt ich mir. Und so war es auch, für die nächsten Monate hatten wir uns nur getroffen, aber niemals hatte ich ihn wieder an mich ran gelassen. Ich brauchte den Abstand noch.

Drei Monate später:

Ich hatte inzwischen das letzte Jahre meines Studiums begonnen und wohnte nach wie vor in der kleinen Wohnung. Justin hatte ich die letzte Woche nicht gesehen. Manchmal trafen wir uns, einfach nur zum Kaffee oder zu einem Essen, aber mehr lief nicht mehr. Es war besser so. Natürlich hatte ich den Tot von meinem Kind nicht verkraftet, aber ich lernte immer mehr damit umzugehen. Zwar weinte ich mich fast jeden Abend in den Schlaf, aber ich versuchte mich Tagsüber abzulenken und es schien etwas besser zu klappen, als am Anfang. Jedenfalls dachte ich es. Ich hatte mir schon oft Gedanken darüber gemacht, wieder zu Justin zurückzukehren, aber irgendwann war es zu spät. Denn als fast fünf Monate vergangen waren passierte es... Ich dachte ich würde im Boden versinken. Ich hatte wohl zu lange gewartet. Ich konnte ihm keine Vorwürfe machen. Aber es schmerzte so unglaublich...

Tear you away from himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt