Chapter 60

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Taehyung p.o.v.:

Ich setze mich sieben Minuten zurück. Zumindest hoffe ich es. Mir wird zwar weiß vor Augen, aber eine Bestätigung, dass es so geklappt hat, wie ich wollte, habe ich nicht. Ich bin nicht so wie Jimin, der schon bestens mit seiner Kraft umgehen kann. Ich fürchte mich vor meiner Fähigkeit. Aber ich darf jetzt keine Zweifel zulassen.

Vorsichtig linse ich um die Ecke und schaue mich um. Glücklicherweise ist niemand hier. Ich renne leise zu dem Raum, in den Kwon gegangen ist. Nein, das ist falsch. Er wird es ja noch. Er.. wird da rein gegangen sein. Die Suche nach der korrekten Formulierung lässt mich etwas stutzen und ich verlangsame für einen kurzen Augenblick mein Tempo.

Als ich bei der Tür ankomme, lehne ich mich vorsichtig gegen sie und lausche, ob da jemand drin ist. Ich höre nichts. Das nehme ich als Zeichen, dass ich reingehen kann.

Mein Zeitgefühl sagt mir, dass ich noch ungefähr fünf Minuten habe. Und ich liege erstaunlicherweise immer mit meinen Zeitschätzungen richtig, wenn es um sowas geht.

Schnell öffne ich die unverschlossene Tür. Der Raum dahinter ist stockdunkel. Stockdunkel. Lustiges Wort. Es ist so dunkel wie ein Stock. Das ergibt keinen Sinn. Und ich sollte aufhören, mich abzulenken. Ich taste nach einem Lichtschalter und finde ihn. Als ich das Licht einschalte, bemerke ich, dass ich in einem drückenden Raum bin und die Lampe komische, sich bewegende Schatten wirft. Als ich hochschaue, schaudere ich. Über mir befinden sich hunderte, wenn nicht tausende von Blutegeln. Jetzt verstehe ich Jimins Wortwahl. Die Wände bestehen aus dunklem Holz, ebenso der Boden. Beides sieht wie poliert aus. Rechts steht ein riesiger Schreibtisch, der aus demselben Holz besteht, wie alles andere im Raum, was aus Holz sein kann. Er hebt sich nur durch seine goldenen Ecken ab.  Hinter dem Schreibtisch hängt ein riesiges Gemälde, was bestimmt nochmal doppelt so groß wie die Tischplatte ist. Darauf zu sehen ist links eine Folter,  rechts zwei Männer, die dem zuschauen und im Hintergrund sind weitere Männer, die schwere Säcke tragen. Ich kenne das Bild. Wahrscheinlich eine Kopie. Es ist von Lodovico Pogliaghi, glaube ich. Es kam in einem Kunstfilm vor, aber da wurde jemand anderes noch genannt, und das hat mich verwirrt. Gegenüber der Tür, durch die ich gekommen bin, ist eine weitere Tür.

Schnell schaue ich mich nach einem Versteck um, denn ich habe echt keine Zeit mehr zu vergeuden. Es muss ein Versteck sein, durch das ich sehen, aber nicht gesehen werden kann. Hm... Ich glaube... der beste Ort, wo ich mich verbergen kann, ist hinter den schweren Samtvorhängen, die das Bild umrahmen.

Schnell schalte ich ds Licht wieder aus und taste mich vorsichtig bis zu den blutroten Gardinen. Sie zur Seite zu schieben, ist nicht einfach. Ich wünschte, Jungkook wäre hier. Er könnte das mit dem kleinen Zeh machen.

Junkook.

Kookie.

Schon komisch. Ich kenne ihn jetzt seit fast einer Woche, aber es fühlt sich viel länger an. Unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass man einer Person so schnell so nahe kommen kann und sich so sehr um sie sorgt. Das ist aber bei allen von uns sieben so. Als wäre es Schicksal. Ich hoffe, es geht ihnen gut. Und, dass wir nicht zu spät zurückkommen. Wir, beziehungsweise sie, müssen ja schließlich noch den Flug nehmen. Ich weiß gar nicht, wie lange wir uns schon in der Vergangenheit befinden. Einige Stunden auf jeden Fall. Ich wünschte, jemand wäre bei mir, damit ich das nicht alleine machen müsste. Ich habe enorme Angst, dass etwas schiefgeht und ich der Grund bin, warum die Welt untergeht. Am liebsten hätte ich alle hier, oder wenigstens einen, an dem ich mich orientieren kann und der mir Sicherheit gibt.

Das denke ich, während ich mich unter dem Vorhang in Position begebe. Gerade rechtzeitig, denn die Tür wird geöffnet und scharlachrotes Licht kommt dumpf durch den Stoff. Vage sehe ich tiefrote Silhouetten.

Enigma: the tale of bangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt