Chapter 11

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Jungkook p.o.v.:

Es ist, als würde die Zeit still stehen. Seit 15 Minuten bewegt sich keiner von uns Dreien. Die beiden starren sich einfach nur an und haben alles andere ausgeblendet, oder vielleicht sogar vergessen. Und mich auch. Ich fühle mich dezent unwohl.

Jimin beginnt so sehr zu zittern, dass ich denke, er verliert jeden Moment sein Gleichgewicht.

Deswegen komme ich langsam, ganz langsam, also wirklich langsam, so wie in Zeitlupe langsam, nur noch langsamer, näher.

Und ich wusste es.

Er kippt einfach plötzlich um.

Tae ist noch viel zu sehr in seiner Schockstarre, als dass er ihn hätte auffangen könnte.

Ich nutze meine spektakulären Reflexe und fange ihn auf. Nur ein paar Millisekunden nachdem er umgekippt ist, liegt er auch schon in meinen Armen. Ich bin dafür in die typische Heiratsantragspose gegangen.

Jimin ist ohnmächtig, aber das wird schon.

Endlich erwacht der Dritte aus seiner Trance und kommt zu mir gelaufen. Er schmeißt sich förmlich neben seinen Kumpel und nimmt dessen Gesicht in seine Hände. „Jimin! Yah, Jimin! Yah, du Gesichtseintopf! Wach auf, wach auf! Bitte, ich brauche dich doch!" Er wird immer leiser und verzweifelter, bis er in Schluchzen endet.

„Tae, richtig? Es ist alles gut. Jimin ist zwar ohnmächtig, aber das wird. Wir sollten ihn auf etwas bequemes hinlegen", versuche ich, ihn zu beruhigen. Der Anblick, wie er hier im Dreck sitzt und um seinen besten Freund weint, zerreißt mich irgendwie. Meine ganze Wut ist wie weggeblasen, ich spüre Schmerzen in der Brust und eine Leere.

„O-Ok. Komm mit zu-zum P-p-plätz-chen." Tae steht schwach auf. „So-soll i-ich dir i-irgend-w-wie helfen?"

„Nein, das geht. Zeig mir den Weg."

Er geht voran und wir dringen immer weiter in den Wald. Dabei dreht sich der Ältere oft zu mir um, als würde er sich vergewissern wollen, dass ich noch da bin.

Nach einem kurzen Fußmarsch kommen wir an einer abgesüfften Hütte an. Die ist so verwahrlost, dass ich da nie freiwillig reingehen würde, weil es so aussieht, als würde sie jeden Moment einstürzen. Und das sage ich!

„Le-leg ihn auf da-das Sofa da", meint Tae, als wir die Bruchbude betreten. Eww. Die wohnen hier doch nicht, oder? Das Haus ist so ein krass trauriger Anblick, denn hier hat wer versucht, es so gut wie's geht ohne gefühlt jegliche Hilfsmittel angenehm zu gestalten, und das hat nicht funktioniert.

Trotzdem mache ich, was mir gesagt wurde.

Der Ältere setzt sich sofort neben Jimin, der immer noch bewusstlos ist.

Langsam mache ich mir echt Sorgen. Ich kenne mich zwar nicht aus, aber untersuche trotzdem seinen Körper nach irgendetwas. Vielleicht hätten wir ihn ins Krankenhaus bringen sollen, aber ich weiß, dass sie kaum Geld haben, und da wäre eine Krankenhausrechnung nicht gerade nice.

„Hey, kann ich ihn mir mal genauer anschauen?", frage ich ruhig.

Tae nickt nur und steht auf, um mit mir die Positionen zu tauschen.

Vorsichtig ziehe ich Jimin die Jacke seiner Schuluniform aus. Dabei merke ich, dass er echt verdammt dünn ist und ich seinen Brustkorb unter meinen Händen besser spüren kann als einen Schlag in die Fresse. Er ist auch sehr blass und seine Wangenknochen stehen heraus. Das ist ein Zeichen von Erschöpfung. Generell wirkt es so, als würde es seinem Körper an Energie fehlen. Wann hat er...? „Wann hast du ihn das letzte mal was essen sehen?"

Der Angesprochene bemerkt, dass ich einen Verdacht habe. „Ich... Ich weiß es nicht." Immerhin hat er sich so beruhigt, dass er wieder normal reden kann und nicht mehr wie Bill Denbrough aus „Es" stottert.

„Ich glaube, er ist unterernährt. Ich laufe schnell los und hole Essen. Wenn was ist, ruf mich an."

Er antwortet beschämt: „Aber... ich habe weder Geld noch ein Handy."

„Geld spielt keine Rolle, und hier." Ich fische aus meiner Jackentasche ein Handy, was ich eigentlich verkaufen sollte, und werfe es zu ihm. „Aber ich brauche es genauso zurück. Bau keinen Scheiß." Mit diesen Worten verlasse ich schnell die Bruchbude und jogge zurück in die Stadt.

Enigma: the tale of bangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt