Chapter 73

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Taehyung p.o.v.:

Ich spüre gar nicht richtig, wie ich an die Seite gezogen werde, um einem zweiten Schlag auszuweichen. Ich bin betäubt, bis ich realisiere, dass Kookie und Hobi auf die Kreatur zulaufen und ihn gemeinsam bekämpfen, um uns Zeit zu schaffen. Ich kann nicht glauben, dass Jungkook sein Leben riskiert. Er soll nicht auch noch sterben. Niemand sonst soll noch sterben. Das treibt mich an, aufzuwachen und aufzustehen. Ich ziehe Jimin, der mich zur Seite gezogen hat, mit zu den anderen, damit wir besprechen können, was wir als nächstes machen.

„Also, wie ist der Plan?", frage ich außer Atem in die Runde. Es ist total anstrengend, bei diesem Wetter zu laufen. Sobald man den Mund öffnet, wird einem so stark Luft in den Rachen gedrückt, als würde man einen laufenden Laubbläser auf höhster Stufe gewaltsam in den Rachen gequetscht bekommen.

„Herausfinden, wie wir Donghae einfangen - und zwar schnell", antwortet mir Namjoon.

Mein Halbbruder nimmt diesen Kristallsplitterball hervor. Nicht mehr nur ein viertel leuchtet, sondern jetzt schon eine ganze Hälfte.

„Wann ist das denn passiert?", möchte der verwirrte Jin wissen.

„Wahrscheinlich gerade eben. Entweder Tod oder Opferung, ich weiß es nicht", erwidert sein Freund planlos. „Jedenfalls muss sich jetzt nur noch einer von euch opfern. Dann haben wir es."

Jimin und ich werden erwartungsvoll angeschaut. Ich drehe meinen Kopf zu meinem besten Freund und blicke ihn entschlossen an. Er mich auch. Eine Sekunde ist es still und Spannung zerfrisst die aufgewirbelte Luft.

„Ich mach's", sagen wir gleichzeitig. „Nein, ich! Ich. Nicht du, ich!"

„Hör mal", unterbricht Jimin uns. „Ich habe mehr Gründe, mich zu opfern als du."

„Und zwar?!" Ich schaue ihn herausfordernd an. Für mich ist Grund genug, dass ich meinen besten Freund liebe. Auch, wenn ich eigentlich nicht vor habe, zu sterben, werde ich es doch für ihn machen.

„Erstens, Yoongi ist tot. Du weißt, wie ich für ihn fühle und das trifft mich sehr. Ich bin's gewohnt, die Drecksarbeit zu machen und wenn das alles hier vorbei ist und ich doch leben sollte, werden mich Kwons Arschkriechermarionetten kalt machen, da das Verlassen von Kwons Intrigen einen großen Preis hat - den Tod. So erspare ich mir viel unnötige Arbeit und du kannst Eomma und Jisung erzählen, dass ich fürs Gute gestorben bin und nicht wegen so einer Scheiße. Ich will nicht, dass sie davon was mitbekommen."

„Aber...", setze ich mit geweiteten Augen an.

„Ich bin noch nicht fertig. Du hingegen hast so viel, wofür es sich zu leben lohnt. Du bist ein guter Mensch. Die Welt braucht dich. Du hast JK. Und ja, ich weiß von euch", redet er weiter.

„Aber Kookie scheint mich nicht zu mögen", gebe ich niedergeschlagen wieder. Wie er von meinen Gefühlen für Jungkook erfahren hat, frage ich mich, wenn ich Zeit dafür habe.

„Doch, tut er! Er hat es mir selbst gesagt. Glaub mir. Ich hab dir doch versprochen, keine Geheimnisse zu haben und dich nicht anzulügen. Also. Naja, du musst dich auch um Jisung und unsere Mütter kümmern. Du sollst leben."

„Nein! Du sollst nicht gehen!" Mir laufen Tränen übers Gesicht, die aber sofort vom Wind weg getragen werden und sich mit dem Regen vermischen.

Jimin sieht mich eindringlich an. „Bitte, Tae. Lebe für mich." Er schaut kurz an mir vorbei und nickt. „Jetzt!", schreit er und tritt einen Schritt von mir zurück.

Im gleichen Moment greifen vier Hände nach mir und halten mich fest, sodass ich mich nicht befreien kann.

„Tut mir Leid, Tae. Aber wir beide wissen, dass du mich anders das nicht machen würdest." Der Gesichtsausdruck des Älteren wird leer. „Namjoon, was muss ich sagen?"

„Ich, Kreatur der Teleportation", beginnt Angesprochener vorzusagen.

„Ich, Kreatur der Teleportation", wiederholt Jimin so laut wie er kann.

„... bin bereit dazu,"

„...bin bereit dazu,"

„...der Finsternis auf Ewig ein Ende zu setzen..."

„...der Finsternis auf Ewig ein Ende zu setzen.."

Die zwei Kristalle beginnen zu flackern. Ich versuche mich weiterhin zu befreien, aber die Griff sind zu stark und mir wird mein Mund mit einer Hand zugehalten. Donghae bemerkt uns und ignoriert Kookie und Hobi und kommt auf uns zu. Jungkook, der gerade für einen Schlag ausholt, verfehlt sein Ziel und trifft ins Leere.

„Schneller!", drängelt Jin, einer von meinen Fesslern.

Namjoon neben ihm macht weiter. „Und gebe mich, samt allem Blutes, Schweißes und Tränen..."

„Und gebe mich, samt allem Blutes, Schweißes und Tränen..." Jimins Stimme stockt einen Moment. Seine Augen füllen sich mit Tränen. Er unterdrückt ein Schluchzen und fährt einfach fort, als wäre nichts.

„...Samt meines Körpers, meines Verstandes und meiner Seele der Schmiedung hin."

„...Samt meines Körpers, meines Verstandes und meiner Seele der Schmiedung hin." Meinen Halbbruder werden die Knie schwach, er fällt auf den Boden.

Mir entfährt ein Angstschrei, der aber unterdrückt wird.

„Ich opfere mich wegen Liebe."

Donghae ist schon gefährlich nahe. Hoseok und Jungkook versuchen so gut es geht, ihn zu verlangsamen, aber es gelingt ihnen nicht wirklich. Gerade holt der Riese zu einem Schlag aus, um Jungkook zu zerquetschen, doch Hobi springt noch dazwischen und kriegt den meisten Schaden ab. Trotzdem wird Kookie mit einer starken Wucht getroffen und landet liegend auf dem Boden.

„Schneller!", eilt Jin, der wohl auch die Szene gerade gesehen hat.

„Ich opfere mich wegen Liebe." Jimin schaut stur zu Donghae.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Jungkook noch nicht wieder aufgestanden ist. Ist... ist er etwa auch tot? Mir laufen noch mehr Tränen übers Gesicht. Mein ganzer Flüssigkeitsvorrat verabschiedet sich über meine Augen. Ich will schreien und schluchzen, aber ich kriege den Mund nicht auf. Jins Hand presst sich zu sehr dagegen. Nein, nein, nein, Jimin darf nicht sterben!

„Wegen Schmerz. Wegen Verlust."

„Wegen Schmerz. Wegen Verlust."

„Kein Zittern, kein Zurück."

„Kein Zittern, kein Zurück." Beide Kristalle aktivieren sich urplötzlich und der Ball scheint heller als erwartet. Jimin bricht noch ein Mal zusammen, der Käfig rollt aus seiner Hand. Er rollt bis zu Donghaes Füßen und berührt diese. Ich weiß nicht, wo ich hinschauen soll. Sowohl Donghae als auch Jimin verblassen. Beide werden in die Kugel aufgesogen. Ein letztes Mal, bevor er für immer weg ist, richtet mein Halbbruder sich an mich. „Hab dich lieb, TaeTae. Das habe ich zu selten gesagt. Danke." Seine Stimme ist schwach und er lächelt mich an. Dann sind sie beide weg.

Enigma: the tale of bangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt