Kapitel 42

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Nach der Schule fahren wir heim und ich beschließe mich ein wenig hinzulegen.  Ich öffne die Haustür und mein Vater kommt gerade aus dem Wohnzimmer, mit einem Kaffeebecher in der Hand.

„Kann ich kurz mit dir reden Lana?“, fragt er und nimmt einen Schluck.

„Ähm…ja klar.“, bringe ich gequält hervor. Ich folge ihm ins Wohnzimmer und setzte mich gegenüber von ihm auf die Couch.

„Können wir bitte schnell machen. Ich bin sehr müde.“, werfe ich schnell noch hinein, bevor mein Vater anfängt.

„1. Deine Schule hat angerufen.“

„Du weißt, dass ich verschlafen habe. Wir haben uns heute Morgen gesehen.“

„Ich weiß und das ist auch nicht das über was ich mit dir reden wollte. Ich wollte dir nur kurz Bescheid sagen.“

„Also…was gibt es so wichtiges zu besprechen?“

„Ich möchte mich bei dir ehrlich entschuldigen.  Ich habe lange überlegt, was sich dir sagen soll und ich sehe ein das ich einen riesigen Fehler gemacht habe, der eigentlich nicht zu verzeihen ist. Dennoch hoffe ich, dass du mir vergeben kannst. Du bist meine einzige Tochter und ich habe bei dir alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Nicht nur bei dir. Auch bei Simon und Alex. Alex ist ein schlechter großer Bruder. Er kann ein richtiges Arschloch sein und für Simon waren wir nie da.“, schnieft er und einige Tränen kullern über sein Gesicht. Um ehrlich zu sein habe ich nicht damit gerechnet.

„Es tut mir leid. Auch die Sache mit deiner Mutter. Ich habe sie wirklich geliebt. Sie war eine tolle Frau und das weiß ich, weil du so toll geworden bist. Deine Mutter war krank. Du bist so ein wundervolles Kind geworden, obwohl du ohne Vater und mit so einer Frau aufgewachsen bist. Es tut mir leid. Leider kann ich nicht die Zeit zurück drehen und alles wieder gut machen.“

Ich sage kein Wort und bin gerade dabei hinauszugehen.

„Lana. Bitte vergib mir.“

Ich stehe im Türrahmen: „Ist schon in Ordnung. Ich hab dich lieb.“

Ich gehe in mein Zimmer und atme einmal tief ein und aus. Ich schließe meine Tür ab, lehne mich an sie ran und sinke nach unten. Die Tränen fließen nur so. Wann bin ich so verletzlich und schwach geworden? Früher war ich nicht so. Ich konnte meine Gefühle unterdrücken. Was passiert nur mit mir?

Ich sitze 35 Minuten so da und schluchze vor mich hin. Es fühlt sich an als würde ich seit Stunden, hier, auf dem Boden hocken. Ich stehe auf, mach mich frisch und beschließe ein wenig Sport zu machen. Ich möchte jetzt nicht schlafen, sonst kann ich nachher nicht mehr schlafen. Ich ziehe mir meine Sportklamotten an und gehe nach unten in den Keller. Ich drehe meine Musik laut auf und mache mich erstmal warm.

**

Jack**

„Ich bin wieder zu Hause.“

„Jaaaaaack!“, schreit Luisa und läuft auf mich zu. Sie umarmt meine Beine und ich schaue sie etwas verwirrt an.

„Was ist denn los? Du bist ja ganz aufgedreht.“, frage ich sie und lächle.

„Mama hat gesagt wir werden Papa besuchen gehen.“

Ich ändere meine Miene und rufe nach meiner Mutter: „Mum? Muuuum!“

„Keller!“, höre ich sie von unten rufen.

„Luisa hat mir etwas erzählt, dass du mir erklären musst!“

„Ich muss gar nichts, aber ich sollte!“

Ich schaue sie ernst an. Sie schaut traurig den Wäschekorb, der vor ihr steht an. Sie faltet ein Hemd  und  fährt fort: „Du kannst hier bleiben, wenn du willst.“ Sie legt das Hemd zur Seite.  „Du musst nicht mitkommen.“

„Ich verstehe immer noch nicht was los ist.“

„Er hat wie es scheint einige Anwälte und Richter bestochen. Entweder ich überlasse ihm Luisa oder dich. Bei Luisa kann ich mit. Ich kann sie beschützen und großziehen. Ich werde weiterhin bei ihr sein. Aber wenn ich dich ihm mitgebe, dürfen ich und Luisa nicht mit. Du wärst auf dich alleingestellt. Das kann ich nicht verantworte. Luisa hat ja noch mich.“

„Nein!“, sage ich mit fest entschlossener, aber mit ruhiger Stimme, „Ich lasse nicht zu das Luisa zu diesem Mann kommt.“

Ich lasse sie einfach stehen und gehe wieder nach oben. Ich fahre mir grübelnd durch die Haare. Wenn ich gehe, dann kann Luisa ohne Geschrei und Gewalt aufwachsen, aber das bedeutet auch, dass ich Lana hier alleine lasse. Ich sitze auf meinem Bett und zwar eine gefühlte Ewigkeit. Ich gehe ins Bad, mache mich frisch und beschließe hinüber, zu Lana, zu gehen. Diesmal  nehme ich aber die Haustür. Ein wenig Abwechslung muss sein. Ich klingle und ihr Vater macht auf. Wieso ist der eigentlich zu Hause? Der arbeitet doch normalerweise.

„Ich möchte zu Lana.“, sage ich und werde von ihrem Vater begutachtet.

„Im Keller.“, gibt er mir launisch als Antwort und lässt mich herein.

Ich höre die laute Musik und weiß jetzt schon, dass sie Sport macht. Ich öffne die Tür und sehe eine Lana, die wütend auf einen Box-Sack einschlägt.

„Darf ich hereinkommen oder ist es eine Gefahrenzone?“

Sie dreht sich ruckartig um und meint: „Keine Gefahrenzone.“

Ist bei dir alles in Ordnung oder wieso schlägst du wütend auf den Sack ein?“, frage ich sie und halte einen Sicherheitsabstand.

„Einfach nur Training.“, sagt mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.

Wie kann ich ihr am besten sagen, dass ich nach Deutschland gehen werde. Ja, meine Mutter wird noch mit mir darüber diskutieren, aber für mich ist das beschlossene Sache.

„Ich muss mit dir reden.“

**

Lana**

Oh nein…. Oh nein, oh nein, oh nein! Bei den Worten “Ich muss mit dir reden“ bekomme ich immer Herzrasen.

„Wenn du jetzt vor hast mit mir Schluss zu machen, dann ist es kein guter Zeitpunkt. Ich habe Boxhandschuhe an und bin mit Adrenalin vollgepumpt.“, warne ich ihn.

„Ich habe nicht vor unsere Beziehung zu beenden. Du bist mir wichtig. Sogar sehr.“

„Was ist es dann? Worüber musst du dann mit mir reden?“, frage ich unsicher, „Ist irgendetwas passiert?“

„Nein. Ich habe mich etwas falsch ausgedrückt. Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du mit mir am Freitagabend in ein Restaurant essen gehen willst….nichts spektakuläres. Ich weiß du magst es eher einfach.“

„Gern.“, lächle ich ihn an. Ich glaube aber, dass er etwas anderes sagen wollte. Ich lasse es einfach so stehen. Er kommt auf mich zu und ich sage: „Ich bin schon eine ganze Weile hier unten. Ich stinke. Du solltest mich nicht umarmen.“

Ich lache und er umarmt mich trotz Warnung.

„Du hast Recht! Du stinkst, aber das ist mir egal.“, sagt er und küsst mich.

**

Es ist Freitag und die restliche Woche ist schnell vergangen und war extrem langweilig. Immerhin gehen Jack und ich heute essen, was mir die Woche rettet. Mein Vater war die ganze Woche zu Hause und wir haben auf glückliche Familie gemacht. Jeden Tag zusammen Mittag gegessen und dabei über unseren bisherigen Tag geredet. Richtig eklig! Mein Vater dreht jetzt total durch, habe ich so das Gefühl. Ich stehe vor dem Spiegel und mache mich für meine Verabredung fertig. Ich habe mir das Ballonkleid angezogen, welches ich an meinem Geburtstag anhatte. Ich lasse meine Haare offen, da er mir mal gesagt hat, dass er es lieber hat. Ich schminke mich leicht nach. Ich bin recht natürlich geschminkt. Ich höre Jack von unten rufen. Ich ziehe meine hohen schwarzen Schuhe an, werfe meine roten Haare über meine Schulter und gehe hinunter.

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Ich wünsche euch allen ein schönes neues Jahr! Gesundheit, Glück und bla bla bla... das ganze Zeug halt! 

- LG Vanischa

The beginning of an adventure (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt