Kapitel 43

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Sicht Anni

Ehrlich gesagt ging es mir nach der Geburt einfach nur beschissen. Ich war froh, als wir zu Hause waren und ich einfach ein bisschen Ruhe hatte. Ich hörte, dass Angela unten war, aber mehr konnte ich nicht mitbekommen. Julith nuckelte an meiner Brust und ich sah einfach aus dem Fenster. „Hallo.", flüsterte dann jemand und als ich mich zur Tür drehte sah ich Angela. Ich lächelte nur schwach. Sie kam rein und setzte sich auf Wincents Bettseite. „Ich bin sofort wieder weg, ich will nur dass du weißt, dass du keine schlechte Schwiegertochter bist. Es ist wichtig in den ersten Tagen möglichst viel Zeit alleine mit dem Mann und dem Kind oder bei euch den Kindern zu verbringen. Genieß diese ersten Tage und ruft an, wenn was fehlt.", flüsterte sie und stand sofort wieder auf, um zu gehen. „Angela.", sagte ich und sie drehte sich nochmal um. „Danke.", lächelte ich. Sie nickte und verschwand dann wieder. Ich hörte noch, dass sie kurz mit Wincent redete, aber kurze Zeit später stand dieser dann mit Fynn auf dem Arm und seinem Fläschchen im Schlafzimmer. Er legte sich einfach neben mich und gab Fynn das Fläschchen, während ich immer noch unsere Tochter stillte. Während Wincent unseren Sohn dann auf seinen Beinen liegen hatte, war Julith an meiner Brust eingeschlafen und jeder Versuch die Nähe auch nur minimal zu reduzieren scheiterte. „Hast du eigentlich schon was gepostet?", fragte ich irgendwann. „Natürlich nicht. Die Arbeit bleibt jetzt mal ein bisschen fern.", erwiderte Wincent sofort und griff nach meiner Hand. „Im Moment will ich nur euch.", flüsterte er und gab uns der Reihe nach einen Kuss. Der Letzte war für mich und voller Liebe.

Wir schliefen immer wieder abwechselnd ein und genossen einfach die Zeit mit unseren Kindern. Wincent war total vernarrt in die Kleine und konnte sich immer kaum von ihr lösen. „Ich hab langsam echt Hunger...", sagte ich irgendwann leise. „Worauf hast du Lust?", fragte er. „Alles.", grinste ich. Ich hatte seit der Geburt kaum mehr richtig gegessen, viel zu aufregend war das alles. „Was hältst du davon, wenn wir mal wieder aufs Sofa verlegen? Meine Mum hat uns ne Auswahl an Essen in den Kühlschrank gepackt.", schlug Wincent vor. Ich nickte nur und er half erst mir runter, bevor er die Kinder holte. Ich durfte mich vom Sofa nicht wegbewegen, während Wincent den Kühlschrank inspizierte. „Also, wir haben Bolognesesoße, Gemüse in allen Varianten, Rouladen und einen Auflauf.", schmunzelte er, als er alles gesehen hatte. „Machst du uns Nudeln?", fragte ich sofort. Ich wollte schnell was essen und mit Nudeln wird man doch immer Glücklich. Fünfzehn Minuten später hatte ich ein Tablett mit einer riesigen Portion Nudeln auf dem Schoß und meine Lieblingslimonade vor mir. Auch Wincent schlug ordentlich zu und als wir vollgefuttert waren meldeten sich die Kinder schon wieder.

Die erste Woche verbrachte ich wirklich zu großen Teilen im Bett und auf dem Sofa. Wincent war immer bei mir, doch langsam musste er mal wieder anfangen sich um seinen Job zu kümmern. Tatsächlich hatten sich all unsere Freunde und Familie mit den Besuchen zurück gehalten und so war bis jetzt nur Angela ab und an da, um uns mit Essen zu versorgen. Gerade war Wincent aber mal selbst einkaufen und ich versuchte das erste Mal ein bisschen die Wohnung zu putzen, immerhin hatten sich für heute Nachmittag die Urgroßeltern auf beiden Seiten angekündigt. Angela und Shayenne hatten wir direkt noch dazu eingeladen. In den ersten Tagen hatte ich starke Angst, dass mir sowas zu viel wird und das hatte auch einen Grund, den nicht mal Wincent kennt. Ich hatte Angst, zu Julith eine andere Bindung aufzubauen, als zu Fynn. Ich hatte Angst unsere Kinder nicht gleich zu lieben, weil sie nicht auf gleichem Wege in unsere Familie gekommen waren. Bei Wincent wirkte das immer alles so leicht, aber allein dadurch, dass ich Julith stillte und Fynn nicht, fühlte ich mich manchmal schlecht. Ich wollte mit Wincent nicht darüber reden, ich wollte solche Gedanken einfach verdrängen und unser Leben als Familie genießen. Einer wusste allerdings von all diesen Problem und ich wusste, dass das Wincent nicht unbedingt gefallen würde. Genau diese Person rief mich auch an, als ich gerade den Staubsauger anschmeißen wollte.

Ich redete mir mal wieder alles ein bisschen von der Seele, als Fynn wieder wach wurde. Ich machte also nebenbei ein Fläschchen und setzte mich mit ihm aufs Sofa. „Bin wieder da.", ertönte Wincents Stimme und ich beendete schnell mein Telefongespräch. Wincent stellte die Tüten in die Küche und kam zu mir, um mir einen Kuss zu geben. „Na, mit wem hast du telefoniert?", fragte er, während er sich seine Tochter schnappte. „Ole.", sagte ich kleinlaut, ich konnte ihm gegenüber eh nicht lügen. „Schon wieder?", fragte Wincent und setzte sich neben mich. „Ja, er hat angerufen.", murmelte ich. „Okay.", sagte Wincent, küsste mich nochmal und machte sich dann daran die Einkäufe zu verräumen, während er unsere Tochter auf dem Arm hielt. „Du kannst auch das Tragetuch nehmen.", sagte ich irgendwann, als er jeden Apfel einzeln in den Korb räumte. „Das musst du mir noch zeigen.", sagte Wincent dann. „Komm her.", schmunzelte ich. Wincent holte sich ein Tuch und kam zu mir. Wir legten beide Kinder kurz auf der Couch ab und ich zeigte ihm einmal bei mir, wie man das bindet. „So?", fragte Wincent. Ich konnte nur lachen, er hatte sich einfach komplett eingewickelt. „Nein.", lachte ich und rollte Wincent aus dem Tuch raus. Ich legte es um ihn und spürte dabei das erste Mal seit Wochen wieder so richtig seinen muskulösen Körper. Langsam ließ ich meine Finger über seine Muskeln gleiten und konnte mich nicht mehr lösen. „Ich glaube so weit sind wir noch nicht.", schmunzelte Wincent dann, aber das Feuer in seinen Augen war trotzdem schon entfacht. Wir haben vor einer Woche ein Kind bekommen, was war nur mit uns los?

Zwischen Dir und Mir // Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt