Kapitel 25

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Mittlerweile waren einige Wochen vergangen, wir hatten am Rand von Lübeck eine kleine Wohnung gefunden, in die wir nach der Tour einziehen werden. Übermorgen ging es auf zu den letzten vier Konzerten der Tour. Danach hatte ich auch endlich meine ersten Termine zur Geburtsvorbereitung. Unserer Kleinen ging es zum Glück super gut und wir mussten uns keine Sorgen machen, denn ich war mir schon bewusst, dass die Tour nicht das Beste für uns ist. Wincent war gerade Laufen und ich lag auf dem Sofa und blätterte in einem meiner Schwangerschaftsbücher. Puh ist das alles anstrengend, aber man lebt sich da doch eigentlich rein oder? Egal, ich hatte keine Lust mir da jetzt schon Gedanken drüber zu machen, immerhin hatten wir noch acht Wochen bis zur Geburt. Ich holte mir gerade ein Glas Wasser aus der Küche, als mein Handy klingelte. Schnell lief ich wieder ins Wohnzimmer und nahm ab. Wer ruft mich denn mit einer unbekannten Nummer an?

A: „Neumann."

K: „Anni? Hier ist Karina."

A: „Hallo Karina, gehts dir gut?"

K: „Ja, mit mir ist alles okay, aber es gibt ein Problem, du musst dringend nach Berlin kommen."

A: „Karina, was ist los? Ich kann nicht einfach so spontan nach Berlin kommen."

K: „Du musst kommen. Frau Neumann ist bei der Geburt von Sohn gestorben. Herr Neumann will Kind weggeben."

A: „Meine Mutter ist gestorben?"

K: „Ja, es tut mir leid."

A: „Alles gut Karina, aber was ist jetzt bei euch los?"

K: „Das Baby ist im Krankenhaus, Herr Neumann will es zur Adoption freigeben, wenn es keiner aus der Familie nimmt. Ich würde Kind ja nehmen, aber ich kann mir das nicht leisten."

A: „Okay. Pass auf, ich komme nach Berlin und melde mich dann nochmal bei dir."

K: „Danke."

A: „Ich muss dir danken, pass auf dich auf."

Nachdem ich aufgelegt hatte musste ich erstmal tief durchatmen. Die Nachricht, dass meine Mutter gestorben war schockte mich verhältnismäßig wenig. Das Problem war, dass mein kleiner Bruder vielleicht in eine fremde Familie kommen sollte. Mir liefen ein paar Tränen über die Wange und das aus purer Überforderung. „Bin wieder da!", rief Wincent und ich drehte meinen Kopf sofort zur Tür. „Hey, was ist denn mit dir schon wieder los?", fragte er und strich mir vorsichtig über den Kopf. „Setz dich mal bitte kurz.", sagte ich. „Ich bin total verschwitzt.", erwiderte er, doch bei meinem ernsten Blick setzte er sich. „Karina hat angerufen, das Hausmädchen meiner Eltern. Wir müssen nach Berlin. Meine Mama ist bei der Geburt gestorben und mein Papa will das Kind nicht.", brachte ich kurz und schmerzlos raus. „Okay. Ich geh duschen, du sagst bei deinen Großeltern Bescheid und dann fahren wir.", war das einzige, was darauf von Wincent kam. Ich rief meine Oma an, damit sie rüber kam und packte nebenbei unsere Sachen. „Annilein, was ist los?", kam meine Oma dann ins Schlafzimmer. Ich klärte sie über die Situation auf, während ich Wincents und meine Sachen in die Taschen schmiss. „Du willst das Kind holen oder?", fragte sie und sah mich dann ernst an. „Ich weiß es nicht, ich habe mit Wincent noch nicht geredet, aber ich kann auf keinen Fall zulassen, dass er in eine andere Familie kommt, er soll es gut haben, besser als ich.", sagte ich und sah zu meiner Oma hoch. „Egal, wie du dich entscheidest, ich werde dich unterstützen. Ich würde auch mitkommen, aber ich glaube das wäre nicht gut.", erwiderte sie und ich nickte. Wenig später war Wincent auch fertig und wir verabschiedeten uns von meiner Oma. Wincent fuhr und ich merkte, dass der ganze Stress mir gar nicht so gut tat. Ich schloss meine Augen und atmete ein paar Mal tief durch. 

W: „Alles gut?"

A: „Ja, ein bisschen stressig, aber das geht schon."

W: „Versuch jetzt ein bisschen runter zu kommen, du musst auf dich und die Kleine aufpassen."

A: „Ich weiß."

W: „Ich hab dich eben mit Magrit reden gehört. Wenn du dich für das Kind deiner Eltern entscheidest werde ich hinter dir stehen."

A: „Wincent, wir müssen das zusammen entscheiden."

W: „Das tun wir doch. Du weißt, dass ich Kinder will, viele, du weißt, dass ich mir alles mit dir vorstellen kann und das ich immer hinter dir stehe. Anni, wenn du das willst, dann will ich das auch, aber dann machen wir das auch richtig."

A: „Wie meinst du das jetzt?"

W: „Ich will nicht, dass dieses Kind sich dann fühlt, wie aufgenommen, wenn dann möchte ich, dass wir es behandeln, wie unser eigenes Kind."

A: „Das sind große Worte."

W: „Ich weiß, aber anders könnte ich das nicht."

A: „Ich liebe dich. Wir fahren jetzt erstmal nach Berlin und dann schauen wir weiter, aber danke."

Die restliche Fahrt über verbrachte ich damit irgendwie meine Gedanken und Gefühle zu sortieren. Kurz bevor wir in Berlin waren, rief ich Karina an und verabredete mich mit ihr am Krankenhaus. 

Zwischen Dir und Mir // Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt