Kapitel 37

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Sicht Wincent

Den Abend ließen wir wirklich entspannt ausklingen, doch die Nacht war alles andere, als entspannt. Fynn schrie das erste Mal fast die ganze Nacht ununterbrochen. Wahrscheinlich hatte er seinen ersten Wachstumsschub, sowas hatte der Kinderarzt neulich gesagt und auch Anni sprach immer wieder davon. Sie stand mittlerweile in engem Kontakt mit einer Hebamme, die ihre Großeltern uns irgendwie vermittelt hatten. Ich sollte in den nächsten Wochen auch öfter mal mit zur Geburtsvorbereitung und irgendwie wurde das langsam alles ziemlich ernst. Ja, wir hatten schon Fynn, aber den haben wir fertig aus dem Ei gepellt bekommen. Ich muss zugeben, ich hab ziemlich schiss vor der Geburt. Auch das waren die Gedanken, die mir die Nächte in der neuen Wohnung irgendwie immer kürzer werden ließen. Anni schlief meistens und wurde nur wach, wenn Fynn etwas brauchte, doch ich war irgendwie ein bisschen am Ende. Kein Wunder, seit Tourbeginn jagte ein krasses Ereignis das nächste. Die Tour selbst, die Schwangerschaft, der Amoklauf, Fynn, der Umzug. Ich war seit Monaten im sechsten Gang und hatte keine Möglichkeit mal runter zu schalten. „Wincent?", riss mich Anni aus den Gedanken. Wir wohnten jetzt seit einer Woche hier und hatten uns gut eingelebt. Gerade saßen wir wie jeden Morgen am Frühstückstisch. „Du hast mir nicht zugehört oder?", fragte sie. Ich senkte den Kopf und schüttelte diesen leicht. „Was ist los?", fragte sie einfühlsam, doch ich schwieg. „Okay, dann nicht. Was meinst du? Magst du dir heute nen entspannten Abend mit Marco machen?", sagte sie und da sah ich wieder hoch. „Ich kann dich nicht mit Fynn den ganzen Abend alleine lassen.", murmelte ich. Wie gerne würde ich einfach mal mit meinem Kumpel raus... „Klar kannst du das. Ich schaff das schon. Ihr könnt ja hier in Lübeck irgendwo in ne Bar gehen und Marco kann dann auf dem Sofa pennen.", sagte sie wie selbstverständlich. „Du bist auch noch fein damit, wenn wir trinken?", gab ich nun etwas irritiert von mir. „Ich hab dir das noch nie verboten. Ich merk doch, dass dich das hier gerade alles etwas bedrückt.", sagte Anni ernst. Ich nickte nur. „Du bist die Beste, ich liebe dich.", bekam ich dann doch raus und küsste sie liebevoll. Ich ging sofort ins Arbeitszimmer und rief Marco an, um die Absprachen zu treffen. Er war sofort dabei und langsam konnte ich wieder etwas positiver auf den Tag blicken. Ich blieb direkt im Arbeitszimmer und beschäftigte mich mit ein paar Mails, die gemacht werden mussten. Ich merkte gar nicht, wie Anni zwischendurch ihren Kopf durch die Tür streckte, erst, als sie mir einen reich gefüllten Teller mit Spaghetti Bolognese und eine Cola vor die Nase stellte, registrierte ich sie. „Du sahst so konzentriert aus, aber du solltest mal was essen, bevor ihr nachher los wollt.", lächelte sie. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon nach fünf war, Marco wollte um sieben kommen. „Danke.", lächelte ich nur. Anni wollte schon wieder gehen, als ich mit dem Stuhl hinter ihr her rollte und sie zu mir zog, um ihr einen langen Kuss zu geben. Gegen sechs wollte ich dann Duschen gehen. Fynn schlief seelenruhig im Kinderzimmer, nur von Anni war weit und breit keine Spur. Ich öffnete die Badezimmertür und musste kurz die Luft anhalten. Meine nackte Freundin stieg gerade unter die Dusche. „Ich wollte gerade auch duschen.", seufzte ich. „Wenn du dich beeilst können wir zusammen Duschen.", zuckte sie mit den Schultern und drehte das Wasser auf. Meint sie das ernst? Ich habe sie den ganzen Tag mit dem Arsch nicht angeschaut und jetzt macht sie mir so ein Angebot. Eigentlich hätte ich ablehnen müssen, aber ich bin eben doch nur ein Mann. Ich schloss die Tür hinter mir, riss mir förmlich die Klamotten vom Leib und schmiegte mich dann von hinten an ihren nassen Körper. Anni drehte sich um und lächelte mich an, bevor sie begann mich zu küssen. Ich schob meine Hände an ihren Po und wollte sie hochheben. „Heb dir keinen Bruch.", grinste sie. „Das geht schon.", flüsterte ich und musterte sie gierig. „Nicht das du auf halber Strecke schlapp machst.", provozierte sie mich. Ich packte sie mir sofort und kreischend schlag sie ihre Beine um meine Hüfte. Mit Hilfe der Wand war Anni gar nicht so schwer, wie sie immer behauptetet und nach ein paar heißen Küssen drang ich in sie ein. Wir genossen beide diesen Moment der Zweisamkeit so sehr und doch kamen wir für mein Empfingen viel zu schnell. Wir verharrten noch einen Moment in dieser unglaublichen Nähe, bevor ich Anni wieder auf ihre Beine stellte. Ich duschte mich noch schnell einmal mit Duschgel ab, gab ihr einen liebevollen Kuss und verschwand mit einem Handtuch um die Hüften im Schlafzimmer.

Zwischen Dir und Mir // Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt