Kapitel 47

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Sicht Wincent

Mittlerweile waren schon einige Monate seit der Geburt vergangen. Wir hatten zu hundert Prozent in unser Leben als zweifache Eltern gefunden und auch unsere Familien und Freunde hatten alle die Kinder kennengelernt. Während Anni am Anfang ziemlich schnell Fynn mal weggeben konnte, war das nachdem Julith da war deutlich komplizierter. Heute war es allerdings so weit und beide sollten das erste Mal bei meiner Mum schlafen. Anni hatte wie schon öfter Milch abgepumpt, während Fynn mittlerweile schon Brei aß. Ich hatte heute mit Anni was ganz Besonderes, weswegen ich schon seit einer Stunde nervös bei meiner Oma durch die Küche tigerte, während Anni die Kinder wegbrachte. „Junge, du machst das schon.", kam mein Opa rein und klopfte mir auf die Schulter. „Und dann die Tomaten zu dem Sud, nein erst die Gewürze.", ging ich zum hundertsten Mal das Rezept durch. „Fahr jetzt nach Hause und fang an, das hält ja keiner mehr aus.", lachte meine Oma. Ich verabschiedete mich noch und fuhr dann nach Hause. Anni hatte irgendwie auch noch einen Arzttermin und so hatte ich ausreichend Zeit alles vorzubereiten. Ich kochte uns ein wundervolles Essen und deckte den Tisch. Wenig später stand Anni auch schon in der Küche. „Ab ins Schlafzimmer.", grinste ich und schob sie zur Treppe. Sie fragte erst gar nicht. Oben lagen Zettel, was sie machen und anziehen sollte. Ich hörte die Dusche und wusste, dass ich jetzt mein Hemd anziehen konnte. Ich zog mich schnell um, wuschelte mir nochmal durch die Haare und zündetet die Kerzen im Wohnzimmer an.

„Womit hab ich den Aufriss verdient?", fragte Anni, als sie in ihrem schwarzen Jumpsuit die Treppe runterkam. „Damit, dass du die Beste Mutter der Welt bist.", lächelte ich und küsste sie sanft. Wir aßen erstmal ganz in Ruhe und tranken unser Wasser, bis Anni meine Pläne so richtig durchkreuzte. „Ich wolle übrigens ab nächstem Monat wieder arbeiten gehen.", haute sie raus und nippte an ihrem Glas. „Bitte?", fragte ich. „Naja... ich will mein Referendariat weiter machen. Das sind immer nur ein paar Stunden am Tag, sieben bis zwölf die Woche. Ich denke dafür sind die Kleinen alt genug.", erklärte sie weiter. „Steht das schon?", fragte ich einfach nur. „Nein, natürlich spreche ich erst mit dir.", sagte Anni dann. „Okay. Lass mich ehrlich sein.", erwiderte ich und schnaufte einmal tief durch. „Ich verstehe, dass du weiter kommen willst, also beruflich, aber ich finde das doch ganz schön früh.", gab ich zu. „Die Geburt ist dann sechs Monate her, ich will doch nicht vierzig Stunden die Woche arbeiten, ich will einfach nur den Referendariatsstaus beenden.", erklärte Anni weiter. „Können wir darüber nicht ein anderen Mal reden?", fragte ich. „Nein, es ist gut, wenn wir das klären, ohne dass die Kinder dabei sind.", beharrte Anni. „Im Endeffekt hast du dich doch eh schon entschieden, oder?", brummte ich und begann durchs Wohnzimmer zu laufen. „Ja.", kam es Kleinlaut von Anni. Jetzt keinen Streit anzetteln, Wincent, mahnte meine innere Stimme. „Es ist dein Leben, aber anhand der Tatsache, dass wir zwei Kinder haben, würde ich mich freuen, wenn wir das nächste Mal über sowas sprechen, bevor du den Entschluss fasst.", sagte ich. „Es tut mir leid.", murmelte Anni und stellte sich vor mich. Sie legte ihre Hände auf meine Brust und sah zu mir hoch. „Ich wollte uns den romantischen Abend echt nicht versauen.", flüsterte sie und streckte sich zu mir, um mich zu küssen. Was mach ich denn jetzt? Zieh ich meinen Plan durch, oder lieber nicht? Anni verschwand kurz im Bad und ich versuchte mich wieder zu besinnen. Ich will das, jetzt!

Als Anni wieder kam, stellte ich mich vor sie und nahm ihre Hände. „Ich muss jetzt mal ein bisschen was sagen. Wir kennen uns gerade mal anderthalb Jahre und haben schon zwei Kinder. Verrückt. Genau so würde ich unsere Beziehung definieren. Am Anfang ging's eigentlich nur um den Spaß, aber ziemlich schnell war da dann doch mehr. Ich hatte nie gedacht, dass sich mein Leben mit einer Freundin vereinen lässt und jetzt hab ich eine Familie. Noch sieht nicht jeder sofort, dass wir zusammengehören, aber das will ich ändern. Ich will, dass jeder weiß, dass diese wundervolle Frau hier zu mir gehört. Ich liebe dich über alles, dich und unsere Kinder und deswegen Frage ich dich jetzt, willst du meine Frau werden?", beendete ich und kniete mittlerweile vor Anni. „Fuck, der Ring.", fluchte ich dann und rannte kurz zum Sofa, um die dort deponierte Schatulle zu holen. Ich kniete mich wieder vor sie und öffnete mit zittrigen Händen die Schatulle. Wie es kommen musste hielt ich sie erst auch noch falsch rum und es dauerte gefühlte Jahre, bis ich sie erwartungsvoll ansehen konnte. „Natürlich will ich den Vater meiner Kinder heiraten.", lächelte sie und beugte sich runter, um mich zu küssen. Ich verlor ein bisschen das Gleichgewicht und so lag Anni auf mir und küsste mich immer noch. Wie gut, dass wir ne Fußbodenheizung hatten. „Darf ich dir jetzt den Ring anstecken?", flüsterte ich. „Sorry.", lachte Anni und setzte sich neben mir auf den Boden. „Hätte doch nicht zu uns gepasst, wenn der Antrag normal gewesen wäre.", grinste Anni dann, nachdem ich ihr den Ring angesteckt hatte. Sofort lagen ihre Lippen wieder auf meinen und der Kuss war heiß. Ich hatte das Gefühl, ich musste schmelzen bei der Hitze in meinem Körper, doch Anni küsste mich immer weiter. „Eigentlich dachte ich, du hättest uns für was ganz anderes einen kinderfreien Abend organisiert.", flüsterte sie dicht an meinen Lippen und begann dann daran zu knabbern. „Dazu würde ich nie nein sagen.", raunte ich und begann sie wieder zu küssen.

Zwischen Dir und Mir // Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt