Kapitel 20

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Diese Nacht hatten Anni und ich so bitter nötig und so wachte ich am nächsten Morgen ziemlich zufrieden auf. Ich wollte einfach nur kuscheln und den Off-Day genießen, bevor wir in der Nacht in die nächste Stadt fahren. Allerdings war das Bett neben mir leer und so setzte ich mich auf und sah mich suchend im Zimmer um. „Anni? Babe?", murmelte ich, doch ich bekam natürlich keine Antwort. Ich griff nach meinem Handy und hatte als erstes einen Zettel in der Hand. Sofort hatte ich ein Deja-Vu an die Nacht, nach der Anni in Hamburg abgehauen ist. Mit etwas überhöhtem Puls begann ich den Zettel zu lesen. „Guten Morgen Schlafmütze, ich bin nur kurz bei Amelie, sag Bescheid, wenn du wach bist❤️"

Lächelnd ließ ich mich wieder ins Kissen sinken und schrieb Anni eine Nachricht, dass ich wach bin. Ich erwartete nicht, dass sie sofort springt, wer weiß, was sie mit Amelie gerade ausheckt, aber ich hoffte schon, dass sie innerhalb der nächsten halben Stunde wieder kam. Keine zehn Minuten später ging die Tür auf und meine Freundin kam nur in einem Hoodie von mir rein. Gut, da Anni super klein war, ging der ihr bis in die Kniekehlen, aber allein die Vorstellung, dass da wenig drunter war gefiel mir. „Ich hoffe Amelies Zimmer ist nicht all zu weit weg.", schmunzelte ich und verschränkte meine Hände hinter meinem Kopf. „Ist doch alles nötige bedeckt.", lachte Anni und blieb vorm Bett stehen. „Sorry, dass ich weg war, aber ich konnte nicht mehr liegen. Ich weiß noch gar nicht, wie das in den nächsten Monaten werden soll.", stöhnte Anni, zog sich den Pullover aus und legte sich in ihren schwarzen Top und ihrem Unterhöschen neben mich. „Das nächste mal darfst du mich auch wecken.", lächelte ich und schlang meine Arme um sie. „Du brauchst deinen Schlaf.", erwiderte Anni sofort und sah mich an. „Und du bist meine schwangere Freundin, um die ich mich kümmern sollte.", flüsterte ich und hauchte ihr ein paar Küsse auf die Lippen. Wir verloren uns ein bisschen in diesen Küssen und ich bekam sofort wieder Lust auf Mehr. Gerade wollte ich mich über Anni legen, als sie mich sanft zurück schob. „Sei mir nicht böse, aber...", begann sie, doch ich unterbrach sie sofort. „Alles gut.", flüsterte ich und gab ihr noch einen sanften Kuss. „Können wir gleich Frühstücken?", fragte Anni dann. „Klar.", murmelte ich und stand auf. So schwer es mir gerade fiel, aber momentan sollte ich versuchen so wenig, wie möglich bei Anni anzuecken.

Ich machte mich auf den Weg ins Bad und nach einer kalten Dusche war ich auch soweit wieder eingeordnet, um Frühstücken zu gehen. Anni hatte meinen Hoodie mittlerweile gegen eine Shorts und ein Shirt getauscht und man sah mittlerweile echt ganz gut ihren Babybauch. Und das war ihr auch langsam bewusst. Seufzend stand sie vor dem Spiegel und versuchte ihr Shirt über den Bauch zu ziehen. Grinsend stellte ich mich hinter sie und schob meine Hände an ihren Bauch. Als ich meinen Blick hob, sah sie mich durch den Spiegel hinweg an. „Grins nicht so...das ist doch scheiße...ich kann bald nicht mehr rausgehen", jammerte sie. Ich küsste ihren Hals und versuchte sie zu besänftigen. Unser Mädchen strampelte wie verrückt gegen meine Hände und nach wie vor war dieses Gefühl absolut abgefahren. „Wir müssen einfach nur aufpassen wo wir hingehen...und vielleicht sollten wir ein bisschen für dich shoppen", schlug ich vor und sofort huschte ein Lächeln in Annis Gesicht. Das hielt aber nicht mal zwei Sekunden an, dann zog sie ihre Mundwinkel wieder nach unten. „Aber dann sieht mich erstrecht jeder...und dann wissen alle, dass ich schwanger bin", jammerte sie und drehte sich zu mir um. Schon wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen und als ich ihr über die Wange strich, brachen alle Dämme und sie schluchzte an meine Brust. Hormone!, redete ich mir gedanklich zu. „Hey, Schatz...das wird schon...geh mit Amelie, dann klappt das schon", versuchte ich sie zu beruhigen. Aber der Schuss ging leider nach hinten los. „Aber ich will das mit dir machen", schluchzte sie weiter. Sie steigerte sich da richtig rein, dass ich Mühe hatte stand zu halten. Nur langsam, aber sicher, wurde ihr heulen leiser. Ich versuchte den richtigen Moment abzupassen und machte ihr einen Vorschlag. „Dann lass uns nach Holland rüber fahren, da kennt uns kein Mensch", sagte ich. Gut, das würde zeitmäßig echt ne enge Kiste werden, aber wenn ich Anni damit glücklich machen könnte, wärs mir das wert. Sie hob ihren Kopf und sah mir mit ihren verheulten Augen in meine. „Meinst du das schaffen wir?", fragte sie nach und ich meine ein kleines Lächeln entdecken zu können. Ich zog mein Handy aus der Tasche und suchte eine Route über GoogleMaps raus. „Wir fahren nicht mal ne Stunde nach Roermond, also...", begann ich und sofort löste sich Anni von mir. Sie packte in Windeseile ihre Tasche und stopfte alles rein, was ihr in die Finger kam. Schmunzelnd beobachtete ich sie. „Also ist das ein ja?", fragte ich, obwohl es eigentlich überflüssig war. Freudestrahlend nahm Anni meine Hand und zog mich aus dem Zimmer. Ich schrieb nur noch kurz eine Nachricht an Amelie, um uns abzumelden, und mietete direkt online das erstbeste Auto, was mir auf den Bildschirm kam. Anni tänzelte vor mir rum und ich genoss es, sie so unbeschwert zu sehen. Mein Job und meine Position schränkten uns halt doch in unserem Privatleben ganz schön ein. Ich hoffe ich könnte ihr einen schönen Tag schenken, um unsere Akkus mal wieder aufzuladen. Mittlerweile hielt sie mir die sechste Tüte voll Klamotten vor die Nase und wäre sie nicht schwanger, hätte ich ihr längst den Vogel gezeigt. „Alles wegen deiner Tochter...", rechtfertigte sie die zehn Shirts, vier Shorts, zwei Jeans und sieben Kleider, und konnte sich aber genauso ihr Lachen nicht verkneifen. Ja, in emotionaler Erpressung war sie die große Meisterin. Niemals wird sie das alles tragen können auf die letzten paar Monate, aber ich gönnte ihr und mir diesen entspannten Tag. Wir aßen super leckere Burger zum Mittag und nahmen reichlich Süßkram für die Fahrt mit. Kurz bevor wir am Ausgang ankamen, fiel mir ein Schaufenster ins Auge. Ich blieb stehen und wartete, bis sich Anni zu mir umdrehte.

Zwischen Dir und Mir // Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt