Kapitel 23

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Pünktlich zum Mittagessen war ich fertig und machte mich auf den Weg zum Catering. Amelie kam mir unterwegs entgegen und scheinbar hatte sich der Stress etwas gelegt, denn sie grinste mich an. Ich war etwas perplex, aber ich freute mich ja, wenn es ihr offensichtlich besser ging als heute vormittag. Die Jungs waren schon am Essen, aber von Anni fehlte wieder mal jede Spur. Ich schaufelte meinen Teller voll und ließ mich dann neben Manni fallen. „Was is denn mit deiner Frau schon wieder los?", fragte er irgendwann. „Wenn ich das wüsste...", erwiderte ich nur und widmete mich meinem Teller. Ich hatte keine Lust darüber zu reden oder nur nachzudenken; sie war gerade echt anstrengend und meine Güte, dass kann doch nicht immer nur an den Hormonen liegen?! Wortlos spachtelten wir weiter, obwohl mir echt der Appetit vergangen war. Gerade als wir fertig waren, kam Amelie an unseren Tisch. „Wo ist denn das Geburtstagskind?", fragte sie und sah sich um. „Ich habs ja völlig verpeilt, aber ein Glück weiß mein Handy manchmal mehr als ich...", redete sie weiter und ich verstand kein Wort. Fragend sah ich sie an. „Geburtstagskind?", wiederholte sie ihre Worte, als hätte ich sie akustisch nicht verstanden. In mir ratterte und ratterte es. Amelie entglitten all ihre Gesichtszüge- und mir gleich mit. „Sag jetzt nicht, du hast ihren Geburtstag vergessen?", seufzte sie. „Bitte", fragte ich nochmal. „Deine Freundin hat heute Geburtstag, das weißt du schon.", sagte Amelie und der Ton wurde relativ vorwurfsvoll. „Fuck.", war das einzige, was ich noch rausbrachte. Ich stand auf und sprintete zum Bus, doch kurz davor blieb ich stehen. Ich hatte ja nicht mal was für sie und gleichzeitig musste ich mich auch noch entschuldigen, so konnte ich mich keinesfalls in die Höhle des Löwen wagen. „Scheiße.", stampfte ich auf den Boden und rannte wieder zurück zum Catering. „Amelie, ich bin in der Stadt.", sagte ich und wollte zu meiner Garderobe, um meinen Rucksack zu holen. „Du gehst nicht alleine.", rief Amelie mir hinterher. Genervt drehte ich mich um und blickte in die Runde. „Jungs, irgendwer?", fragte ich und hoffte, dass ich wie immer auf meine Band setzten konnte. „Ich komm mit, ich brauch eh noch was aus ner Apotheke.", sagte Benni und stand auf um seinen Teller wegzubringen. Wir gingen beide schnell unsere Sachen holen und wollten dann zum Ausgang. „Wincent? Zwei Stunden!", rief Amelie mir noch hinterher und ich nickte. Benni und ich liefen zu Fuß in die Stadt und ich grübelte die ganze Zeit, was das richtige für Anni wäre. „Ich glaub du brauchst ihr nicht groß mit was Materiellem kommen, du brauchst einfach nur eine richtig gute Entschuldigung. Sie ist schwanger mit deinem Kind, ich glaube tatsächlich Anni geht es momentan echt nicht so gut.", sagte Benni und er hatte Recht. „Ja, ich weiß nur langsam nicht, was ich machen soll...", erwiderte ich niedergeschlagen. „Pass auf, wir holen ihr jetzt ne schöne Creme und schauen dann mal, was wir noch so Wohltuendes für werdende Mamas finden. Auf dem Rückweg holen wir noch was schönes zum Naschen und als letztes gibts nen großen Strauß Blumen. Wenn du dich dann nicht vollkommen blöd anstellst wird das schon.", sagte Benni und ich war gerade so dankbar, dass er mir so half.

Mit einer guten Hautcreme für Schwangere, einem schönem Duschgel, einem Schwangerschaftstagebuch und einer Auswahl an verschiedenen Süßigkeiten machten wir noch bei der Apotheke halt, bevor wir zum Blumenladen wollten. Während Benni sich seine Sachen zusammensuchen ließ schlenderte ich ein bisschen durch die Gänge und blieb an verschiedenen Säften hängen. ‚Rotbäckchen Mama Schönheitsformel' stand darauf. Nicht, dass Anni nicht hübsch wäre, aber irgendwie passte der Saft. Ich schnappte mir also eine Flasche und bezahlte diese, bevor wir wirklich zum Blumenladen gingen. Dort ließ ich mir ganz klassisch 24 rote Rosen zu einem Strauß binden. „Und eine von den orangenen bitte in die Mitte.", lächelte ich. Fünf Minuten später hatten wir auch den Blumenstrauß und liefen zusammen wieder zum Gelände. „Danke Benni, ich wüsste nicht, was ich ohne dich gemacht hätte.", lächelte ich. „Passt schon, aber jetzt bieg das gerade.", schmunzelte er, klopfte mir auf die Schulter und schob mich in Richtung Bus. Amelie kam mir schon entgegen und warf neugierig einen Blick in die Tüten. „Mach das Papier von den Blumen ab.", rief sie mir dann noch hinterher. „Das hab ich von meinem Opa schon gelernt.", grinste ich und schloss die Tür hinter mir. In der kleinen Küche packte ich alle Sachen in eine Tüte und nahm das Papier von den Blumen ab. Leise ging ich nach oben, klopfte an und versteckte die Blumen hinter meinem Rücken. „Ja?", hörte ich Annis leise Stimme aus dem Inneren. Ich ging rein, stellte die Tüte ab und ging auf Anni zu, welche auf der Bettkante saß. „Hey, ähm... es tut mir so leid. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Ich hab mir keinen Kalendereintrag gemacht und auf Tour hab ich immer gar keine Daten im Kopf... ich weiß, dass ist keine Entschuldigung, dass ich deinen Geburtstag vergessen habe, aber verzeihst du mir trotzdem? Alles Gute zum Geburtstag.", sagte ich und hielt Anni die Blumen hin. „24 für dich und eine für unsere Prinzessin.", flüstere ich. Anni sah mich einfach nur an und in ihren Augen standen schon wieder Tränen. „Irgendwie hätte ich mir denken müssen, dass du das vergisst.", murmelte sie dann, als sie sich an meine Brust schmiegte. „Nein, hättest du nicht. Den Geburtstag der eigenen Freundin vergessen ist eigentlich sogar unter meinem Niveau.", erwiderte ich und sah Anni an. „Komm, Schwamm drüber, ich will lieber noch ein bisschen Zeit mit dir verbringen.", sagte Anni leise und löste sich so weit von mir, dass ich sie endlich wieder küssen konnte. „Ich hab aber noch was für dich.", sagte ich dann, griff nach der Tüte und setzte mich mit Anni aufs Bett. „Ich will aber gar keine Geschenke.", sagte sie sofort. „Bekommst du aber, ist auch nur eine Kleinigkeit.", lächelte ich und reichte ihr die Tüte. „Oh Schokolade.", grinste Anni, als sie reinsah. Sie zog die Tafeln Schokolade, die Gummibärchen und die Pralinen raus und fing irgendwann an zu lachen. „Was?", fragte ich. „Kann es sein, dass du dabei nicht nur an mich gedacht hast?", lachte sie. „Mag sein.", zuckte ich mit den Schultern und forderte sie dann auf weiter auszupacken.

„Danke. Passender hätte es nicht sein können.", lächelte Anni mich dann am Ende an und betrachtet das Schwangerschaftstagebuch genauer. „Da müssen wir jetzt aber mal zusehen... wir sind schon bei der Hälfte.", lachte sie. „Stimmt. Ups.",  grinste ich verlegen und kratze mich am Hinterkopf. „Egal. Ich liebe dich.", lächelte Anni. Sie setzte sich auf meinen Schoß und begann mich zu küssen. Ich ließ mich mit dem Rücken auf die Matratze sinken und zog sie mit mir. „Und ich will noch richtig guten Geburtstagssex.", raunte Anni mir ins Ohr. „Deine Hormone ey.", lachte ich, küsste sie dann aber weiter, während ich meine Hände an ihren Po schob. „Dürfen wir jetzt auch endlich gratulieren?", brüllte dann auf einmal Benni und im gleichen Moment flog die Tür auf.

Zwischen Dir und Mir // Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt