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𝑇𝑒𝑛- 𝑆𝑚𝑎𝑙𝑙 𝑎𝑛𝑠𝑤𝑒𝑟𝑠

Aufmerksam und neugierig musterten Taehyungs Augen die des Verletzten. Auf diese Erklärung war er schon seit gestern Mittag gespannt gewesen. Mit dem Unterschied, dass er zu diesem Zeitpunkt noch geglaubt hatte, er würde es niemals erfahren.

Taehyung konnte beobachten wie der Kehlkopf des Schwarzhaarigen sich gierig hoch und runter bewegte. Der Schwarzhaarige trank hastig aus dem Glas. Als habe er seit einer Ewigkeit nichts mehr getrunken. Wenn Taehyungs Vermutung richtig lag, war es auch eine Ewigkeit her. Das letzte Mal hatte der Schwarzhaarige Flüssigkeit in seinen Körper bekommen als er noch an einer Infusion im Krankenhaus hing.

Erleichtert atmete der Verletzte aus, als er das Glas von seinen Lippen nahm. Schwach wischte er sich mit seinem Handrücken über den Mund und ein Grinsen bildete sich zurück auf dessen Lippen. Die Neugier in Taehyungs Augen fütterte ihn mit neuer Energie.

„Du willst wissen wie, huh? Ganz einfach. Als ich sah wie du dich mit den Cops unterhalten hast wusste ich, dass ich so schnell wie möglich aus diesem Zimmer raus musste. Ich bin nicht das erste Mal aus einem hohen Gebäude geflohen. Um ehrlich zu sein war der dritte Stocks nichts im Vergleich zu den sonstigen Fluchtaktionen. Ich habe Glück gehabt. Mehr nicht. Anscheinend bin ich ein sehr geliebtes Kind von dem Herren da oben."

Grinsend deutete der Schwarzhaarige nach oben. Unwillkürlich musste Taehyung seinen Blick folgen auch wenn dieser nur an die Decke gerichtet war. Ein Wunder, dass der Verletzte nicht von der Hölle und dessen Herrscher sprach.

„Direkt unter meinem Zimmer, ein Stockwerk tiefer, befand sich ebenfalls ein Fenster. Es war geöffnet. Glaub mir, der menschliche Körper ist zu viel mehr im Stande als einem eigentlich bewusst ist, wenn es drauf ankommt. Ich gebe zu, es war ein Kampf mich dort runter zu schwingen aber wie du siehst, habe ich es geschafft. Von da an war alles andere ein Klacks."

Ungläubig starrte Taehyung seinen Gast an. Das klang wie ein billiger Aktionfilm. Einer, in dem einen in jeder Sekunde bewusst wurde, wie unrealisch dieser eigentlich war. War nicht eigentlich jeder Aktion-FIlm genau so? Vielleicht mochte Taehyung sie deswegen nicht. Weil sie unsinnig waren. Genau so unsinnig wie seine eigene Momentane Lage eigentlich war. 

„Es ist nicht schwer sich unters Volk zu mischen und auch deine Adresse herauszufinden war nicht sonderlich schwer. Eure Computer stehen überall auf den Gängen herum. Passwort geschützt hin oder her."

Der junge Arzt schluckte schwer. Er konnte einen gewissen Wahnsinn in den Augen des Verletzten sehen. Wenn er sich richtig darauf einließ, bekam er Angst mit in die Dunkelheit gezogen zu werden. Diese Augen, so ausdruckslos und dennoch voller Ausdruck. Es lief Taehyung eiskalt den Rücken hinunter. Die Selbstsicherheit, die er sich eben noch aufgebaut hatte, zerpuffte mit einem Mal. Dieser Jungkook schien daran Spaß zu haben. Er schien in seiner Erzählung völlig aufzugehen. Ein sehr unberuhigendes Gefühl für den jungen Arzt.

„Aber eins muss ich dennoch zugeben.."

Jeon lehnte seinen Kopf zurück gegen das große Kopfkissen hinter sich, seine Zunge wanderte über den Krust überzogenen Mundwinkel. Dieses dreiste Grinsen schüchterte Taehyung ungemein ein. Ob er es nun wollte oder nicht. So wurde der junge Arzt noch nie angesehen. Eine Arroganz, die dunkler gar nicht sein konnte. Eine Arroganz, mit der man nichts zu tun haben wollte, weil man wusste, sie zog einen mit ins Verderben.

„Es war nicht ganz einfach in deine Wohnung einzubrechen, Doc. Glücklicherweise wird die Außenmauer dieses Gebäudes neu gestrichen und das Gerüst hat erstklassige Arbeit geleistet."

Taehyungs Mund öffnete sich sprachlos. Er wollte etwas dazu sagen doch kein Wort verließ seine Lippen. Viel zu sprachlos über die ganzen Zufälle, schloss er seinen Mund wieder. Wie konnte so etwas möglich sein? Wie konnten sich so viele Zufälle häufen? Für einen Moment wusste Taehyung nicht, was er darauf antworten sollte. Ungläubig schaute er an dem Verbrecher vorbei nach draußen aus seinem Fenster. Es dämmerte mittlerweile schon. Zu dieser Jahreszeit wurde es immer früher dunkel. Ungläubig starrte Taehyung in den mit wolken bezogenen Himmel. Taehyung hatte sich nie mit diesem Thema so wirklich auseinander gesetzt aber jetzt schoss ihm dieser Gedanke schneller in den Kopf, als ihm lieb war.

Waren es alles wirklich nur dumme Zufälle oder klopfte das gnadenlose Schicksal an seine Tür?

„Und? Befriedigt?"

Taehyung schreckte aus seinen Gedanken. Sein Blick wanderte zu Jungkook zurück, welcher ihn mit einem schiefen Schmunzeln besah. Der Mund des jungen Arztes schloss sich. Er hatte nicht einmal mitbekommen, wie er ihn sprachlos geöffnet hatte als er aus dem Fenster starrte. Die Wortwahl seines Gasts brachte ihn abermals aus der Fassung. Das tat dieser Idiot sicher mit Absicht!

Taehyung grummelte leise, sein Blick senkte sich dabei. Wenn ihm so offensiv und vorallen intensiv in die Augen gesehen wurde, konnte er den Blick nicht erwideren. Jedenfalls nicht bei dem Schwarzhaarigen. Jedes Mal hatte Taehyung das Gefühl Jeon würde in ihn hinein sehen und seine Seele raus saugen. Wirklich wahr! Schaute dieser Jungkook wirklich jeden so intensiv an? -Gruselig.

„Und wieso sucht dich die Polizei? Wieso ist sie hinter dir her?"

Jungkook lachte.

„Das willst du nicht wissen."

„Oh, doch! Du schuldest mir Antworten!"

Bevor Jungkook zu seinem nächsten dreisten Satz ansetzen konnte, wurden die beiden durch etwas ganz anderes unterbrochen. Plötzlich meldete sich der Bauch des Schwarzhaarigen und fing hemmungslos an zu knurren.  Wann hatte er auch das letzte Mal etwas zwischen den Zähnen gehabt? Richtig, es war schon viel zu lange her.

Automatisch schauten die beiden gleichzeitig in Richtung Bauch des Verletzten. Jungkook legte seine Hand auf diesen und schaute mit einem schiefen Lächeln nach oben.

„Ehm.."

Ach verflixt.

Taehyung stöhnte genervt. „Okay, aber danach bist du mir einiges an Antworten schuldig." Ohne etwas weiteres zu sagen stand Taehyung auf und kehrte Jungkook den Rücken zu. Ehrlich gesagt fing er wieder an, an seiner Aussage zu zweifeln. Wollte er es überhaupt wissen? Nein, eigentlich wollte er es nicht! Desto mehr er wusste, desto tiefer steckte er in der „Scheiße" drin, was ihm der Schwarzhaarige gestern noch angedroht hatte. Es war besser für Taehyung seine Neugier ganz nach hinten zu schieben. Wissen war Macht und Macht machte einen angreifbar. Taehyung wollte keine Macht haben. Er wollte nur seine Ruhe und zu seinem vorherigen langweiligen Leben zurückkehren. Dort, wo noch keine Verbrecher auf seiner Couch lagen und ihn mit lüsternen Blicken ansahen.

„Danke Babyboy."

Gerade hatte Taehyung seine Kücheninsel erreicht, da sträubte sich alles in seinem Körper. Abrupt blieb er stehen und konnte spüren, wie sich alles in ihm anspannte. Babyboy? Hatte er da eben richtig gehört?

Verdammt, er musste diesen Typen so schnell los werden wie es nur ging..

𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt