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𝐻𝑢𝑛𝑑𝑟𝑒𝑑 𝑎𝑛𝑑 𝑜𝑛𝑒
𝒇𝑜𝑢𝑛𝑑 𝑦𝑜𝑢



Taehyung schluchzte.

Am liebsten wäre er sofort umgedreht und zurück zu Jimin gefahren. Ließ er gerade wirklich einen Menschen zum Sterben zurück? Sie waren keine besten Freunde aber jemand sterben zu lassen war kein gutes Gefühl. Es zerrte an Taehyungs Nerven. Die Bilder von Jimins verzweifelten Lächeln blitzten immer wieder vor seinen Augen auf.

Vielleicht sollte er die Polizei rufen? Sie konnten ihm doch sicherlich helfen! Was sollte Taehyung schon ausrichten? Er konnte einen Scheiß tun! Wenn er einen Krankenwagen gerufen hätte, wäre Jimin nun sicherlich noch am Leben aber wie wäre es weiter gegangen? Sie wären alle im Knast gelandet.

Tod oder Gefängnis? Was war hier die bessere Strafe? Taehyung wollte wirklich auf das Rechtssystem vertrauen aber aus irgendwelchen Gründen konnte er das nicht in diesem Moment. Wem konnte man überhaupt noch vertrauen?

Wieder wischte Taehyung sich über die Augen. Dabei keuchte er erschrocken, als er bemerkte die Spur nicht mehr richtig gehalten zu haben und fast von der Fahrbahn abgekommen zu sein. Wäre heute nicht das erste Mal gewesen aber einmal reichte vollkommen.

„Scheiße", fluchte er atemlos, kniff seine Augenbrauen zusammen und biss sich fest auf die Unterlippe.

„Scheiße! Scheiße! Scheiße!"

Wütend schlug er auf das Lenkrad, fuhr Schlangenlinien und war froh keinen Gegenverkehr zu haben.

Verzweifelt strich er seine Haare mit zitternden Fingern zurück, versuchte tief durchzuatmen und umgriff viel zu fest mit der anderen Hand das Lenkrad.

„Oh Gott, was passiert hier..", murmelte er leise vor sich hin, blinzelte die nächsten aufkommenden Tränen weg und versuchte rational zu bleiben. Wie sollte man aber rational denken können, wenn man gerade jemanden zum Sterben zurückgelassen hatte?

„Okay.. Ganz ruhig, Taehyung. Tief durchatmen.. Du schaffst das."

Auch wenn er immer wieder versuchte sich selbst zu beruhigen, die Angst und Panik in ihm brodelte immer weiter hoch. Taehyung hatte keine Ahnung was er tun sollte, geschweige denn, was ihn gleich erwartete.

Was war, wenn er in eine weitere Falle fuhr?

Was, wenn er Jungkook gar nicht dort finden würde?

Wenn er vorher geschnappt wird?

Das und noch vieles mehr spukte immer weiter in seinem Kopf herum. So verzweifelt und planlos hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt. Kurz glitt sein Blick zum Beifahrersitz, auf welchem die Pistole des einen Mannes lag. Alleine bei dem Gedanken, sie benutzen zu müssen, wurde ihm speiübel.

Taehyung erschauderte.

Er wollte keine Schusswaffe benutzen. Es klebte so schon genug Blut an seinen Händen, ohne wirklich dafür etwas getan zu haben. Noch selber Schuld an einem Mord zu sein, hätte ihn vollkommen zerstört. Taehyung merkte selbst, dass seine Psyche eine bestimmte Grenze erreichte, die nicht noch mehr Tragödien ertragen konnte.

Sofort kam ihm die Frage, was wenn Jungkook schon lange tot war?

Es zog einmal quer durch seinen Körper. Alleine der Gedanke löste so viele Emotionen und Schmerz aus, die Taehyung so noch nie gekannt hatte. Dieses Mal war der Spruch nicht nur so daher gesagt.. Es ging tatsächlich um Leben und Tod.

Und alleine das realisieren zu müssen, war purer Horror.

Kurz fiel Taehyungs Blick in den Rückspiegel. Schon lange konnte er die Unfallstelle mit Jimin nicht mehr sehen. Er fuhr schon seit einigen Minuten mit einer hohen Geschwindigkeit die Straße entlang und kam seinem Ziel immer näher. Fest hatte er sich dabei vorgenommen, dass Jimins schwerer Schicksalsschlag nicht umsonst gewesen sein sollte. Er hatte sein Leben risikiert für den Mann, den er überalles geliebt hatte und was gab es bitte mehr zu bewundern als das?

𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt