LXXVI

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𝑆𝑒𝑣𝑒𝑛𝑡𝑦-𝑠𝑖𝑥
𝑴𝑖𝑛𝑒


Taehyungs Wahrnehmung war vollkommen durcheinander.

Alles drehte sich, es piepte laut in seinem Ohr und seine Lungen fühlten sich verpestet an. Laut musste er husten, hustete den ganzen Staub aus und atmete ihn gleich wieder ein. Schwach fasste er sich an seine Kehle, nachdem er es geschafft hatte sich endlich aufzurichten. Sein Körper fühlte sich schwach an, wackelig.

Träge blinzelte er seine Augen auf, drückte sie gleich wieder zu, wegen dem aufgewirbelten Staub. Er konnte rein gar nichts erkennen, nichts außer eine riesige Staubwolke. Eine beunruhigende Stille hatte sich um sie gelegt. Taehyung hatte die Orientierung verloren, musste aufgrund der Dreckpartikel in der Luft würgen, hielt sich seinen Ärmel gegen Mund und Nase. Doch es half nichts.

Was zur Hölle war passiert?

Und wie zur Hölle konnte das passieren?

Taehyung!"

Irgendwo weit entfernt konnte er seinen Namen rufen hören, konnte die Stimme allerdings nicht zuordnen. Alles war so durcheinander, ihm war schwindelig und sein Kopf funktionierte noch nicht richtig.

Gerade als sich der Staub langsam legte und er Umrisse erkennen konnte, wurde er auch schon am Handgelenk gepackt und hochgerissen. Jemand zog ihn auf die Beine und ehe er sich dagegen wehren konnte, griff jemand unter seine Beine und hob ihn hoch. Hustend krallte er sich automatisch in das Oberteil der Person, konnte spüren, wie sich die Person in Bewegung setzte und ihn vorantrieb.

Taehyung erkannte die große Treppe vor sich, sie steuerten sie an. Immer noch versuchte er gegen den Staub anzukämpfen, blinzelte immer wieder und versuchte seine Umgebung zu analysieren. Er konnte zwei Leute auf dem Boden erkennen. Auf dem einen war ein Teil der Hausmauer geknallt. Wenn er richtig erkannte, war es einer der Leute von diesem Zuhälter. Den anderen konnte er nicht einordnen, die Sicht war zu schleierhaft.

Langsam schritten sie die Treppen hinauf. Taehyung konnte erkennen, wie die großen Fenster, die in den Garten zeigten, zersprungen waren. Nur noch Einzelteile hingen in den Ecken. Hier und da waren Ecken der Treppe abgebrochen, eingerissen. Es herrschte komplettes Chaos. Wenn er genau hinhörte, konnte er andere husten hören. In seinen Gedanken betete er, dass es sich dabei um Jungkooks Leute handelte.

Wer hätte gedacht, dass er sich das jemals wünschen würde?

Erst als sie die letzte Treppenstufe hinter sich gelassen hatte, realisierte Taehyung endlich wieder, dass er getragen wurde. Vorher fühlte er sich wie im Film, völlig surreal und verschwommen. Alles geschah so schnell um ihn herum, er kam kaum hinter her.

„Taehyung!"

Erst als er wieder angesprochen wurde, drehte er seinen Kopf und schaute hoch zu seinem „Retter". Als er erkannte, wer das war, reagierte sein Körper wie von selbst. Wild fing er an zu strampeln, wehrte sich dagegen getragen zu werden und wurde aufgrund dessen los gelassen. Auf seinen eigenen Beinen zu stehen fühlte sich zunächst komisch an, aber er bekam es hin. Sofort sprang er von der Person zurück, Tränen bildeten sich in seinen Augen und er hatte erneut das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
Sein Körper reagierte von alleine. Ohne es richtig zu realisieren holte Taehyung auch schon aus und gab seinem gegenüber eine deftige Ohrfeige. Jungkooks Kopf klatschte harsch zur Seite. Taehyung konnte seine Gefühle währenddessen nicht richtig einordnen. Alles war vollkommen durcheinander und obwohl sie gerade durchaus schlimmere Probleme hatten, stand in diesem Moment nur eines für ihn im Fokus.

„Du mieses Arschloch!"

Seufzend stieß der Schwarzhaarige die Luft aus seinen Lungen, renkte seinen Kiefer mit einem Knacken wieder ein und drehte seinen Kopf zurück zu Taehyung. Dieser schaute ihm eisern und verletzt entgegen. Jungkook wusste, dass er es übertrieben hatte und möglicherweise hatte er diese Ohrfeige sogar verdient. Trotzdem musste es dazu kommen. Er musste Taehyung verleugnen, um ihn zu schützen. Wie es schien, hatte der andere das noch nicht ganz verstanden. Taehyung wirkte völlig neben der Spur. Kein Wunder, bei dem was hier alles aufeinmal passierte.

𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt