𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓

LVII

𝐹𝑖𝑓𝑡𝑦-𝑠𝑒𝑣𝑒𝑛
𝑑𝑜𝑛'𝑡 𝑝𝑙𝑎𝑦

„Ich dachte immer, mein Leben wäre perfekt!"

Und damit fing es an. Das Gespräch des Jahrhunderts auf das Jungkook gerne hätte verzichten können. Seufzend lehnte sich der Schwarzhaarige zurück, stütze sich seitlich auf seinen Unterarm und beobachtete den aufgewühlten Taehyung dabei, wie er durch das Hotelzimmer hin und her tigerte. Zunächst hatte er sich fast schon Sorgen gemacht, weil Taehyung kein Ton bis zum Hotel gesagt hatte. Nun je doch bereute er es und vermisste ein wenig die stille Seite des anderen.

„Ich meine, okay.. Nicht alles war perfekt. Ich habe vielleicht noch nicht die Welt gesehen, habe nicht den Mann meiner Träume getroffen und eine Familie gegründet aber trotzdem! Ich war zufrieden", fügte er weiter hinzu. Jungkook verdrehte die Augen darüber. Es war ja fast schon deprimierend dem Brünetten dabei zu zuhören. Er klang wie eine verwöhnte Göre, wenn Jungkook es nicht besser wüsste. Den nächsten Sätzen hörte er nicht einmal wirklich zu. Stattdessen nahm er einen großen Schluck aus der billigen Whisky Flasche. Jap, er brauchte heute Nacht definitiv etwas das knallte.

„Ich weiß nicht mal, wer alles an der Sache beteiligt ist und ich habe gar keine Lust mehr, es herauszufinden!"

Überrascht schaute Jungkook auf als ihm plötzlich die Whisky Flasche aus der Hand gerissen wurde und er Taehyung dabei beobachten konnte, wie dieser sich die Flasche an die Lippen setzte und daraus trank. Danach verzog er zwar sein Gesicht angewidert aber es hätte Jungkook mehr gewundert, wenn er es nicht getan hätte.

„Gott, ist das ekelhaft!"

Auch wenn Taehyung sich darüber beschwerte, setzte er den Flaschenkopf gleich wieder an und trank daraus. Seine Augen waren dabei fest zugekniffen, er schien die vielen Gedanken endlich los werden zu wollen. Selbst wenn ihm der pure Alkohol nicht schmeckte. Belustigt beobachtete Jungkook ihn dabei.

„Übertreib es nicht, sonst musst du kotzen."

Seufzend setzte Taehyung sich neben Jungkook auf das große Doppelbett. Betröppelt schaute er auf seine Hände in seinem Schoß. Gedankenabwesend kratzte er den Aufkleber der Flasche etwas ab, seufzte ein weiteres Mal schwer auf.

„Weißt du, wieso du dich so beschissen fühlst? Weil dein ganzes Leben beschissen ist."

Sofort hob Taehyung seinen Blick, schaute verwirrt und auch ein klein wenig verletzt zu Jungkook rüber. Dieser lag immer noch mit dem Oberkörper seitlich auf dem Bett, richtete sich nun allerdings auf und strich sich seine welligen Haare zurück.

„Du lebst in einer beschissenen Denkweise, die dir die Gesellschaft vorschreibt. Sie schreibt dir vor, dass du ohne guten Schulabschluss und vernünftigen Unigang nichts bist. Du brauchst einen perfekten Job, einen perfekten Partner und auch ein gutes soziales Umfeld. Wenn du dies nicht hast, ist dein Leben nicht perfekt aber ich verrate dir mal etwas, Doc.."

Ohne zu Fragen nahm Jungkook ihm die Flasche aus der Hand und nahm einen Schluck. Mit dem Finger zeigte er beiläufig auf Taehyung selbst.

„Fick diese Denkweise. Sie ist das dümmste, das ich je gehört habe. Womit willst du glücklich sein, huh? Damit, die meiste Zeit deines Lebens auf der Arbeit zu verbringen? Darauf wartest, bis du Urlaub hast bevor du überhaupt leben kannst? Scheiß auf alles. Du siehst doch, dass dir sowieso jeder in den Rücken fällt und dir ins Gesicht lügt. Wieso dann an Regeln halten? Fick dieses Leben und fick diese Leute. So lange du denkst, du brauchst sie um glücklich zu sein, kannst du nie glücklich sein und bist auch niemals wirklich frei."

Jungkook zuckte mit den Schultern, beendete seine Ansprache und brachte Taehyung damit zum Nachdenken. Teils hatte der Verbrecher Recht aber wie würde die Welt aussehen, wenn es keine Regeln gäbe? Es würde nur Angst und Schrecken geben. Ein geregelter Tagesablauf war ebenfalls wichtig für einen Menschen, damit er nicht unterfordert war. Der Ansicht war Taehyung, sein Sitznachbar offensichtlich nicht. Aber wen wunderte es? Jungkook war kriminell und wer wusste, wie viele kostbare Leben auf sein Konto gingen.