LXXXIV

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𝐸𝑖𝑔ℎ𝑡𝑦-𝑓𝑜𝑢𝑟
𝒍𝑜𝑠𝑡


Und da waren wir wieder.

Wieder einmal in einer Situation, in der Taehyung um sein Leben rannte.

Warum genau, wusste der Brünette dieses Mal nicht. Er lief einfach nur. Natürlich wegen dem, was Seokjin ihm gesagt hatte aber möglicherweise auch, um genau diesem zu entkommen. Er wusste nicht, wie Seokjin ihn so einfach gefunden hatte. Immerhin war er Stunden in der Stadt herum geirrt und hatte dabei wahlos irgendwelche Wege eingeschlagen. Hieß also, er hatte ihn beobachtet und das sorgte für viel mehr Unbehagen.

Mittlerweile war Taehyung nur noch überfordert.

Was er wusste und was er nicht wusste, stand völlig im Gegensatz zueinander. Immer wenn er gerade geglaubt hatte, die Situation zu durchschauen, wurde alles wieder aufgewirbelt und er fing wieder ganz von vorne an. Ob er Seokjin trauen konnte oder nicht, stand in den Sternen. So viele Gedanken rauschten durch seinen Kopf, so viele Gespräche, die er gedanklich wieder hervorrief. Wem konnte er wirklich vertrauen? Wer sagte die Wahrheit und wer benutzte ihn nur? War er überhaupt wichtig in dieser ganzen Geschichte, oder einfach nur Mittel zum Zweck?

Inzwischen hatte Taehyung wieder die belebten Hauptstraßen erreicht. Seine Beine konnten irgendwann nicht mehr weiter laufen. Er gönnte sich eine kurze Verschnaufpause, atmete viel zu hastig und stützte sich auf seine Oberschenkel ab, hielt sich dabei gebeugt. Seine Kehle war furchtbar trocken und sein Puls war rasant gestiegen. Seine Atmung beruhigte sich nur langsam und kurz schloss Taehyung seine Augen, um dem Schwindel zu entkommen, der sich in seinem Kopf gebildet hatte.

Puh! Er war so schnell gelaufen, wie schon lange nicht mehr. Dabei war es tatsächlich nicht lange her, als er das letzte Mal um sein Leben rennen musste.

Es dauerte einen Moment bis Taehyung wieder klar kam und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Zum ersten Mal musterte er seine Umgebung und musste feststellen, dass er absolut keinen Plan hatte, wo er sich befand. Überfragt richtete er sich auf, leckte sich über die Lippen und schaute sich mit seinen Augen um.

Wo zur Hölle, sollte er eigentlich hin?

Völlig planlos ließ er seine Schultern sinken und verzog seine Miene besorgt. Das alles geriet vollkommen außer Kontrolle. Wenn wirklich jemand hinter ihm her war, waren die Straßen nicht der richtige Ort, um sich in Sicherheit zu wiegen. Taehyung hatte diese ganze Scheiße wirklich satt. Wenn er das hier überlebte, würde er sich nie wieder über Langeweile beschweren.

„Hey! Hey, du!"

Sofort fuhr Taehyung in sich zusammen. Mit aufgerissenen Augen wagte er es nur langsam sich umzudrehen und als er dann einen großen, korpulenten Mann auf sich zukommen sah, geriet er in Panik.

„Oh scheiße!", fluchte er und nahm seine Beine in die Hand. Taehyung wollte es nicht drauf ankommen lassen und lief einfach über die Straße. Dummerweise war die Ampel vor ihm gerade in diesem Moment auf rot umgeschaltet und zeigte für die Autofahrer grünes Licht. Damit löste Taehyung ein unglaublich lautes Hupkonzert aus. Einige Autofahrer waren sogar einfach los gefahren und sahen es nicht einmal ein, auf die Bremse zu treten. Erschrocken musste Taehyung ein paar Mal zur Seite springen, um den verärgerten Autofahrern auszuweichen. Viele beschwerten sich über sein Verhalten aber niemand von ihnen wusste, dass er höchstwahrscheinlich in Lebensgefahr schwebte.

Dumm nur, dass der Mann es gar nicht auf ihn abgesehen hatte.

Verwirrt schauten die anderen Fußgänger dem Brünetten hinter her und anstatt zu einer blutrünstigen Mafia zu gehören, war der große Mann ausschließlich ein weiterer Passant, der einem anderen seine Brieftasche überreichen wollte, die diesem kurz vorher aus der Tasche gefallen war. Fälschlicherweise dachte Taehyung, es handelte sich dabei um ihn weil der andere Mann direkt neben ihm gestanden hatte. Ein dummer Zufall, der zu einem noch viel größeren führte.

𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt