XLIV

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𝐹𝑜𝑟𝑡𝑦-𝑓𝑜𝑢𝑟
𝒏𝑢𝑚𝑏

Das Leben konnte so schnell an einem vorbei ziehen.

Taehyung war bewusst, wie schnell ein Menschenleben enden konnte. Er hatte schon einige Menschen gesehen, die die Welt verließen und dabei einen Haufen Scherben von Trauer hinterließen. Das Sterben gehörte zur Natur dazu. Jeder würde eines Tages sterben und in das helle Licht treten, die andere Seite überqueren.

Nur konnte Taehyung nie verstehen, weshalb sich die Menschen gegenseitig töten mussten. Wer wollte schon früh sterben? Niemand wollte das. Wieso tat man es dann einem anderen Menschen an?

Es brachte nichts, sich damit auseinander zu setzen. Es war ein heikles Thema, bei welchem man den Verstand verlieren konnte. Etwas, das sich der Brünette im Moment nicht erlauben durfte.

Er fühlte sich taub für diesen Augenblick.

Alles geschah so schnell. Bevor Taehyung die eine Sache richtig verarbeiten konnte, wurde er immer wieder in etwas Neues gerissen. Als er Yoongi nach dem Angriff des Motorradfahrers gefunden hatte, konnte er die große Blutlache unter ihm schon vom weiten erkennen. Der Minthaarige war kurz davor gewesen das Bewusstsein zu verlieren und Taehyung wusste sobald genau das passierte, hätte er ihn verloren.

Der Ältere konnte ihm gerade noch so seinen Handy-Code geben, damit dieser es entsperrte und einen gewissen Namjoon anrufen konnte. Yoongi hatte den Namen mehrmals hintereinander gewispert, der andere verstand.

Die Klamotten des Brünetten waren vollgesogen mit dem Blut des Älteren, als sie auf dem Rücksitz eines Vans saßen. Der Kopf des anderen ruhte auf seinem Schoß. Aus der Position konnte Taehyung am besten etwas gegen die blutende Wunde drücken, um den Blutverlust wenigstens etwas zu verlangsamen. Yoongi wurde blasser, seine Körpertemperatur sank und kalter Schweiß bildete sich auf dessen Stirn. Viel zu viel Blut hatte er verloren. Taehyung war bewusst, er musste ihn behandeln sobald sie im Anwesen waren.

Das Gefühl, welches in Taehyung herrschte, war nur schwer zu beschreiben. Sein Kopf fühlte sich furchtbar nebelig, gleichzeitig aber völlig leer an. Er wusste genau, er musste jetzt stark sein. Wenn seine Gefühle jetzt über ihn einbrachen, wäre er unfähig Yoongi die Kugel aus dessen Schulter zu holen und die Wunde zu verschließen. Das konnte er sich keinenfalls erlauben. Nicht, weil er Angst wegen den Folgen hatte. Er wollte einfach nur nicht noch ein Menschenleben auf dem Gewissen haben. Im Grunde genommen hatte er Solar zwar nicht selbst erschossen aber es fühlte sich so an.

So sperrte er seine Gefühle weg. Seine Hände hatten vorhin noch furchtbar gezittert und am liebsten hätte er geheult. Dafür je doch, war nicht der richtige Augenblick.

Als sie das Anwesen erreichten und mit rasenden Tempo vor den großen Eingangstüren zum stehen kamen, wurden die Türen des dunklen Vans sogleich aufgeschoben. Taehyung konnte nicht einmal richtig gucken, da wurde Yoongi schon aus dem Auto getragen und ins Innere des Anwesens gebracht.

Kurz versuchte der Assistenzarzt durchzuatmen. Seine Augen brannten, der Druck und die vielen unterdrückten Gefühle schnürten seine Kehle zu. Nur kurz erlaubte sich Taehyung den Moment seine Augen zu schließen und sich an den Kopf zu fassen. Das Blut Yoongis schmierte er dadurch in seine Haare und auch sein Gesicht bekam etwas davon ab, unbewusst.

Tief durchatmend schaffte auch er es schließlich aus dem Wagen zu steigen und das Anwesen zu betreten. Links und Rechts konnte er die Sicherheitsmänner wahrnehmen, beachtete sie nur nicht. Seine Schritte hallten in der großen Eingangshalle. Genau wie die vielen chaotischen Rufe der anderen, die mittlerweile die Treppe hinter sich hatten und Taehyungs „Arbeitszimmer" ansteuerten. Der junge Assistenzarzt hatte ihnen am Handy Anweisungen gegeben, wie sie den Raum vorbereiten sollten. Wirklich viel stand ihm nicht zur Verfügung aber er wusste, er würde es schaffen.

𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt