LXII

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𝑆𝑖𝑥𝑡𝑦-𝑡𝑤𝑜
𝑠𝑢𝑟𝑣𝑖𝑣𝑒



Natürlich behielt Taehyung Recht mit seiner Vermutung.

Kaum hatte er das süße Café verlassen, wurde Jagd auf ihn gemacht. Zunächst versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, war langsam die Straße entlang gegangen und versuchte den Drang zu unterdrücken sich umzudrehen. Seine Hände hatten dabei tierisch gezittert und sich in seinen Pullover gekrallt. Es war mitten am Tag und auf den Straßen waren einige Leute unterwegs. Es war gegen Mittag und normalerweise kein Grund zur Sorge. Niemand würde ihn einfach auf offener Straße angreifen, oder? So hatte er versucht ruhig zu bleiben, ruhig durchzuatmen und sich nichts anmerken zu lassen.

Bis es einmal laut knallte und er wie eine aufgeschreckte Katze quietschend los lief.

Ein paar Umzugsleute hatten das nur überrascht beobachtet. Ihnen war schlichtweg aus dem Umzugswagen ein Karton rausgefallen, was Taehyung hinter sich so sehr verschreckt hatte, dass er panisch los gelaufen war.

Damit war die Jagd eröffnet.

Taehyungs Ausdauer war fürchterlich. Laufen hatte er schon immer gehasst und nun wurde er schon wieder dazu gezwungen. Er wusste natürlich, dass die richtige Atmung der Schlüssel fürs Laufen war aber in diesem Moment war es völlig unmöglich an eine gleichmäßige Atmung zu denken. Sein Kopf war viel zu sehr mit dem Gedanken beschäftigt von einer Killerin im engen Schwarz verfolgt zu werden.

Immer wieder drehte er sich rum, bildete sich ein diese Frau zu sehen, obwohl er es nicht tat. Seitdem Café hatte er sie nicht mehr gesehen und wusste dennoch, dass sie hinter ihm her war. Er lief die Straßen entlang, stieß gegen Leute und entschuldigte sich nur beiläufig. Die Panik in ihm stieg immer mehr an und der Gedanke daran vielleicht ermordet zu werden, ließ seine Knie schlottern.

Er bog links ab, lief die Straße weiter entlang und bemerkte ein Brennen in seiner Seite. Es stach und erschwerte ihm das Atmen. Seine Beine wurden langsamer, seine Kehle trocken. Ein weiteres Mal drehte er sich rum, hoffte darauf die Dame in Schwarz ein weiteres Mal nicht zu sehen und als er es tatsächlich nicht tat, kam beinah schon ein Gefühl des Glücks in ihm hoch.

Vielleicht war sie sich doch zu fein um ihm nachzulaufen?

Gestresst leckte er sich trocken über die Lippen, drehte seinen Kopf wieder nach vorne und genau in diesem Moment passierte es.

Seine Füße wurden ihm weggerissen.

Bevor Taehyung es richtig realisieren konnte, trat jemand seine Füße unerwartet weg und er fiel nach vorne. Schmerzhaft prallte er auf dem Steinpflaster auf, konnte sich gerade noch so mit seinen Händen abstützen, ansonsten hätte er sich die Nase aufgeschlagen. Dafür riss er sich die Handballen und Innenflächen auf. Staub wirbelte auf, seine Unterarme und Knie fingen an zu schmerzen. Immernoch hielt er ängstlich seine Augen geschlossen, alles drehte sich um ihn herum. Seine Lungen brauchten dringend Sauerstoff, sein Brustkorb brannte. Taehyung rührte sich nicht. Viel zu sehr Angst hatte er seine Augen zu öffnen. Sein Körper fühlte sich träge an. Hatte er überhaupt noch genügend Energie um Kraft zusammeln? Sollte er nicht einfach aufgeben und sich der Gefahr stellen?

Langsam hob er seinen Kopf und blinzelte auf. Er konnte aus dem Augenwinkel nur die schwarzen Boots der Frau erkennen, wie sie um ihn herum ging und vor ihm stehen blieb. Als er hoch sah, konnte er sie dabei beobachten, wie sie sich eine Strähne aus dem Gesicht pustete und sich den Staub von den Handflächen klopfte. Emotionslos starrte sie hinab auf Taehyung und alleine bei dem Blick gefror ihm das Blut. Diese Frau hatte mit Abstand den kältesten Blick und das sollte nach Jungkook schon etwas heißen.

𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt