LXXXV

682 73 66
                                    

𝐸𝑖𝑔ℎ𝑡𝑦-𝑓𝑖𝑣𝑒
𝒕ℎ𝑒 𝑛𝑖𝑔ℎ𝑡 𝑖𝑠 𝑦𝑜𝑢𝑛𝑔



Es tat gut sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen.

Taehyung wiederholte diesen Vorgang ein paar Mal, bis er sich etwas erfrischter fühlte. Selbst über den Nacken fuhr er sich mit der nassen Hand. Selbst wenn sein Körper draußen angefangen hatte zu frösteln, fühlte er sich dennoch erhitzt an. Mit einer Hand stützte er sich am Waschbecken vor sich ab, während er mit der anderen von seinem Nacken, zu seinem Schlüsselbein hinüber strich. Dabei schaute er in den Spiegel und musterte seine Erscheinung. Seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Einige Wassertropfen hafteten an seinen Haarspitzen. Das dunkelblaue Hemd hatte er sich etwas aufgeknöpft, um sich besser erfrischen zu können.

Ganz wohl war ihm hier nicht aber was blieb ihm schon anderes übrig?

Mittlerweile klang der Gedanke gar nicht mehr so abwegig, sich ein paar Drinks zu gönnen und den Abend damit ausklinken zu lassen. Taehyung wollte diese vielen Gedanken nur noch los werden und vielleicht war es die perfekte Gelegenheit, um loszulassen?

Taehyung fiel es immer so unglaublich schwer loszulassen. Er wollte immer die Kontrolle behalten und keine Fehler begehen. Aber was könnte jetzt noch schief gehen, das schlimmer war, als seine momentane Situation? Genau, rein gar nichts!

Sein Gedanken waren völlig wirr. Alles war durcheinander, ein einziges Chaos. So wollte er zu gerne alles vergessen und vor allen das pochende Herz in seiner Brust, das ihm  jede Sekunde das Atmen schwerer machte. Los lassen klang plötzlich gar nicht mehr so schlecht.

Und dennoch war da etwas in ihm, das ihn stark davor warnte.

Er wusste nicht genau, wo er war. Leute waren um ihn herum, denen er nicht vertauen konnte. Ihre Absichten kannte er nicht, wusste nicht, was sie wirklich mit ihm vor hatten. Zudem wusste er nicht, wie er sich hier verhalten sollte. Jessi konnte er noch weniger einschätzen als alle anderen. Etwas in ihm schrie Alarm, während die andere Hälfte von ihm einfach nur noch ermüdet von dem ganzen Kram war.

Konnte dieser Stress nicht endlich mal ein Ende haben?

Wieso sollte er sich eigentlich die ganze Zeit so furchtbar fühlen, obwohl jeder um ihn herum es nicht tat?

Seufzend griff sich Taehyung eines der dunkelgrauen Handtücher und trocknete damit sein Gesicht ab. Danach legte er es zur Seite, musterte weiterhin nachdenklich sein Gesicht und hatte einen entschluss gefasst.

Jetzt war schluss!

Vielleicht bereute er es morgen aber im Moment war es ihm egal. Sie konnten ihn alle mal kreuzweise! Taehyung hatte keine Lust mehr sich schlecht zu fühlen. Schuldig für etwas, für das er nichts konnte. Traurig wegen etwas, das nicht in seiner Macht lag und zerbrochen wegen jemanden, der ihn nicht verdient hatte.

Kurz schaute Taehyung nach links, musterte den dicken Umschlug, den er neben sich auf die Anrichte des Waschbeckens gelegt hatte. Für einen Bruchteil einer Sekunde dachte er darüber nach, in den Umschlag zu schauen aber er entschloss sich dafür, dass er heute schon genug Bullshit durch gemacht hatte. Also ließ er seine Unterlippe aus seiner nachdenklichen Knabberei frei und schaute zurück in sein Spiegelbild.

„Du hast so viel mehr verdient, Taehyung..", murmelte er leise vor sich hin, drohte kurz zurück in seinen Liebeskummer zu stürzen, schaffte es aber noch rechtzeitig sich wieder zu fangen.

Ohne weiter zu überlegen griff er nach dem Concealer, der in einer kleinen Kulturtasche lag und schmierte sich etwas von dem hellen Ton unter die Augen. Zugegeben, der Farbton war etwas zu hell für seine leicht gebräunte Haut aber es war noch im Rahmen. Gewissenhaft kaschierte er seine rot unterlaufenen Augen und versuchte wenigstens ein wenig wieder so auszusehen, wie ein normaler Mensch. Eine junge Frau hatte ihm die kleine Kulturtasche gereicht, nachdem er zum Badezimmer geführt wurde. Sie gehörte zu Jessis Bediensteten, was man gleich an der leichten und verführerischen Bekleidung erkennen konnte. Die junge Frau wollte ihm im Auftrag von Jessi sogar etwas anderen zum Anziehen reichen, was der Brünette allerdings höflich abgelehnt hatte. Nicht einmal die Schminksachen wollte er zuerst haben, jetzt war er froh darüber. Er benutzt nicht viel davon. Nur ganz wenig, um eben wieder etwas lebendiger auszusehen.

𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt