XIX

984 89 28
                                    

𝑁𝑖𝑛𝑒𝑡𝑒𝑒𝑛- 𝑆𝑎𝑦𝑜𝑛𝑎𝑟𝑎

„Was tust du?"

Unsicherer als gewollt klangen die wenigen Worte aus Taehyungs Mund. Seit gestern Abend war ihm wieder klar geworden, wer der fremde Mann in seiner Wohnung eigentlich war. Ein Krimineller, ein Verbrecher. Jemand, der sich gegen das Gesetz lehnte und anderen Menschen weh tat. Sein Handgelenk schmerzte immer noch und hatte sich bläulich verfärbt. Mit unglücklicher Miene nahm er sich dieses in die Hand und rieb es gedankenabwesend, während er den Schwarzhaarigen dabei beobachtete, wie er seine Vorräter plünderte.

Jungkook hatte sich wirklich eine Sporttasche von Taehyung geklaut und füllte diese nun in der Küche mit Lebensmitteln. Stumm musterte Taehyung ihn dabei und beschwerte sich erst gar nicht. Jungkook hatte ihm Angst eingejagt. Wieder einmal hatte der junge Assistenzarzt kein Auge zugedrückt bekommen. Er hatte sich wie gewöhnlich in seinem Schlafzimmer eingesperrt und starrte stundenlang seine Decke an. Viel zu lange dachte er über die Psyche des Schwarzhaarigen nach, rätselte, wie sein Charakter wirklich war und fragte sich oft, ob er daran Spaß hatte anderen weh zu tun. Genau dieses Gefühl hatte Taehyung gestern nämlich. Als hätte es ihm Spaß gemacht Taehyung in die unterwürfige Rolle zu drängen. Jungkook hatte Macht haben wollen und diese hatte er sich nicht mit Respekt, sondern mit Gewalt erobert. Ein beunruhigendes Gefühl für den sanften, liebevollen Brünetten.

Etwas Obst, Brot und Instant Nudeln packte sich der Verbrecher in die Tasche. Dieser war nicht mal auf die Idee gekommen nachzufragen, ob er sich die Sachen nehmen durfte. Er tat es einfach. So tat es Jungkook immer. Er nahm sich was er wollte denn anders hatte er es nicht gelernt. Mit Freundlichkeit kam man nicht weit im Leben. Diese Lektion hatte er schon viel zu früh lernen müssen.

„Ich bereite mich vor. Es war zwar sehr schön Doc aber ich kann nicht ewig hier faulenzen."

Mit einem wissenden Grinsen hatte Jeon sich zu Taehyung umgedreht. Dieser stand zurückhaltend an seiner Kücheninsel gelehnt und beobachtete ihn stumm dabei. Was sollte er dazu auch sagen? Der Schwarzhaarige tat im Endeffekt was er wollte.

„Es gibt Sachen, die ich noch erledigen muss. Die können nicht länger warten."

Eine Flasche Wasser holte Jeon aus dem Kühlschrank, musterte diese einen Moment ehe er sich wieder zu Taehyung drehte.

„Oh.. Du hast doch nichts dagegen?"

Langsam schüttelte Taehyung mit dem Kopf. Jungkook vergnügte es tierisch. Sein Grinsen wurde breiter.

„Wusste ich's doch. Du bist eben ein hilfsbereiter Mensch. Immer in Sorge um des anderen Wohlergehens. Für dich ist ganz sicher ein Platz im Himmel reserviert, Doc."

Taehyung bezweifelte, Jeon wäre ein gläubiger Mann. Er wollte ihn lediglich necken doch Taehyung war heute nicht danach. Die Luft war angespannt zwischen ihnen nach gestern. Der Brünette konnte nicht verhindern sehr beunruhigt zu sein und irgendwie fand sich ein wenig Erleichterung in seinem Körper wieder. Jeon wollte ihn also verlassen. Es wäre zwar komisch wieder alleine in der Wohnung zu sein aber es war das Richtige. Taehyung bezweifelte es keine weitere Sekunde.

Wie, als wäre ihm kalt geworden, hielt sich Taehyung die Oberarme und strich kaum merklich über diese. Er hatte sich unbewusst kleiner gemacht. Es ging ihm gegen den Strich wie zurückhaltend er plötzlich wurde. Doch er konnte nicht anders. Er hätte einfach abgewartet bis Jeon verschwunden wäre. Danach konnte er sein Leben endlich wieder normal führen, wie er es vergänglich getan hatte.

Wie falsch er damit lag, wäre ihm bald gewaltsam bewusst geworden.

Jungkook bemerkte wie still sein Gastgeber war und drehte sich deshalb lachend um. Sein Lachen klang hell und sanft. Wenn man allerdings genauer hinhörte, konnte man das unterschwellig böse in ihr erkennen. Oder war es nur eine Sache des Übertreibens?

𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt