𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓

LX

𝑆𝑖𝑥𝑡𝑦
𝐬𝑡𝑎𝑛𝑑𝑖𝑛𝑔 𝑖𝑛 𝑚𝑦 𝑤𝑎𝑦

Angst kroch durch Taehyungs Knochen, je mehr Treppen er hinter sich ließ. Er hatte das Gefühl sein Körper wurde immer schwerer von Treppe zu Treppe. Seokjin wohnte im vierten Stock. Es gab insgesamt fünf Stockwerke in diesem Gebäude. Zwei hatte er noch vor sich. Die Stille in dem Gebäude nahm ihn ein, machte ihn noch nervöser als ohne hin schon. Manchmal knarzten die Treppenstufen ein wenig, ließen Taehyung die Luft anhalten und ängstlich verharren. Er hatte keine Angst vor Jungkook und dem wohl möglich nächsten Wutausbruch. Das einzige, das Taehyung wollte war Klarheit und diese machte ihm im Moment am meisten Angst.

„Taehyung?"

Als er angesprochen wurde, fuhr Taehyung gleich in sich zusammen und es lief ihm eiskalt den Rücken hinab. Er hatte gar nicht bemerkt, wie eine Tür hinter ihm aufgegangen war und ihn ein altbekanntes Gesicht musterte. Es war die alte Dame, die unter Seokjin wohnte. Wie oft hatte sie Kimchi gemacht und Seokjin damit versorgt? Sie besaß ein Herz aus Gold. Nun musterten die alten Augen ihn mit Neugierde und gleichzeitig Sorge. Eine Mischung, die Taehyung im Zusammenhang der letzten Ereignisse gar nicht gefiel.

„Mrs. Ming", hauchte er beinah atemlos, musterte die Witwe und hatte dabei kein gutes Gefühl.

„Mein Junge, wie geht es dir? Ich habe dich lange nicht mehr gesehen. Besuchst du etwa Seokjin? Ich habe ihn lange nicht mehr zu Gesicht bekommen und ein wenig besorgt es mich. Normalerweise erzählt er davon, wenn er spontan in den Urlaub verreist."

Sofort wurde sein ungutes Gefühl bestätigt. Unzufrieden zogen sich Taehyungs Mundwinkel nach unten und seufzend ließ er die Schultern hängen. Er drehte sich ganz zu der älteren Dame mit den grauen Haaren. Was sollte er ihr nur sagen? Die Wahrheit wohl kaum. Also musste er sich eine Notlüge ausdenken, um die ganze Situation zu beschwichtigen. So weit war es also schon gekommen. Der Brünette belog herzensgute Omis und fing an die Wahrheit zu verdrehen, um kein Aufsehen zu erregen. Das fühlte sich wirklich schlecht an.

„Ehm.. Das kam sehr unverhofft und er musste wegen Familienproblemen Hals über Kopf die Stadt verlassen", fing er an die Notlüge zu verbreiten, während Mrs. Ming ihm aufmerksam zuhörte.

„Aber machen Sie sich keine Sorgen, es geht ihm gut und er wird schon bald wieder zurück kommen."

„Oh je, der arme Junge.."

Mrs. Ming fasste sich mitfühlend vor den Mund und schien darüber nachzudenken. Aus dem Augenwinkel konnte Taehyung sehen, wie ihre getigerte Katze aus der Wohnung trat und sich um ihr Bein schlängelte, sich anschmuste.

Bevor Taehyung noch etwas dazu äußern konnte, rumste es über ihnen laut. Sofort klingelten seine Alarmglocken und erschrocken schaute er erst nach oben, dann zu Mrs. Ming.

„Kam das etwa aus Seokjins Wohnung?", irritiert schaute sie zu Taehyung rüber, welcher etwas in Panik geriet.

„Das kam sicherlich von den Nachbarn! Ich meine, es ist ja auch niemand bei Jin in der Wohnung.. Wie denn auch? Ich bin der einzige, der einen Schlüssel hat und ab und zu nach dem Rechten sehen soll", lachte Taehyung nervös, was die alte Dame nur noch mehr verwirrte.

„Wenn Sie mich dann entschuldigen, ich habe noch andere Termine. Es war schön Sie wiederzusehen, Mrs. Ming."

Höflich verbeugte sich Taehyung vor Mrs. Ming und heilte schnell die Treppen hinauf. Am liebsten wollte er ihr sagen, sie solle sofort in ihre Wohnung und die Tür von ihnen verriegeln. Aber wie auffällig wäre das gewesen? Sie hätte sicherlich die Polizei gerufen und mittlerweile bezweifelte Taehyung, dass diese ihm noch helfen konnte.