LXXXIII

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𝐸𝑖𝑔ℎ𝑡𝑦-𝑡ℎ𝑟𝑒𝑒
𝑺𝑒𝑜𝑢𝑙 𝑁𝑖𝑔ℎ𝑡𝑠



Wie sich ein gebrochenes Herz anfühlte?

Oh bitte.

Es war nichts im Vergleich dazu, wie es sich damals in der Highschool für Taehyung angefühlt hatte. Damals, als er das erste Mal Gefühle für einen Jungen entwickelt hatte und damit konfrontiert wurde, dass er nicht das Gleiche für ihn empfand. Es war nur eine kleine Schwämerei gewesen, nichts weiter und doch hatte es sich damals wie das Ende angefühlt. Als Teenager abgewiesen zu werden, war für jeden das Ende. Man verkroch sich in seinem Zimmer unter seiner Decke, hörte eine herzzereißende Playlist und machte zwei Wochen später weiter, als wäre nichts gewesen. Ein paar Jahre später belächelte man dann diese kleine Schwämerei und fragte sich, weshalb man nur so dramatisch gewesen war. Immerhin ging das Leben weiter und es wäre nicht das letzte Mal, dass man sich in jemanden verliebte.

Liebe konnte wunderschön sein.

Sie konnte einen mit den schönsten Gefühlen umschmeicheln. Eingewickelt in Geborgenheit und Vertrauen. Jedes Mal mit diesem erfreuten Lächeln aufzuwachen und mit voller Sehnsucht den Moment abzuwarten, bis man sich endlich wieder sah. Die Explosion, wenn es dann endlich passierte und das gigantische Kribbeln, dass einen vollkommen einnahm. Dieses warme Gefühl, welches einen schweben ließ und einen wünschen ließ, es würde niemals enden.

Nur leider endete Liebe nicht jedes Mal mit einem Happyend.

Wie wunderschön die Liebe auch sein konnte, so schmerzhaft und Trostlos konnte sie enden.

Ein endloser Strudel aus Verzweiflung und Wut. Liebe konnte so brutal auf einen nieder preschen. Man drohte zu ersticken, drohte den Boden unter den Füßen zu verlieren und in ein endlos, tiefes Loch zu fallen. Kälte und Verbitterung waren ein häufiger Begleiter, die leider nicht zu verbannen waren. Wenn der bittere Nachgeschmack dich erst einmal traf und die Schatten das Herz berührten, war es nur schwer sie wieder los zu werden.

Doch bevor alles über einen niederkrachte, war da einfach nichts.

Es war einfach nur leer.

Genau so fühlte Taehyung sich in diesem Moment. Nachdem der Schock abgeklungen war, machte sein Herz dicht und ließ keine weiteren Gefühle mehr zu. Orientierungslos tigerte er durch die Straßen, nahm von seiner Umgebung nichts mehr so wirklich wahr und es war ihm vollkommen egal. Was hätte es auch geändert?

Viele Autos zogen an ihm vorbei, einige Menschen waren noch auf den Straßen unterwegs, wen wunderte es? Er war mitten in der Hauptstadt. Hier war immer etwas los und mit der Zeit wusste Taehyung nicht mal mehr, wie lange er gelaufen war. Geschweige denn, wie weit er von dem Gebäude weg war, in dem sich Jungkooks Apartment befand.

Taehyung hatte keine Ahnung, wo er hin sollte.

Was war ihm geblieben? Was hatte er noch von seinem alten Leben, wo er zurückkehren konnte? Seine Wohnung konnte er vergessen. Mal abgesehen davon, dass er etliche Kilometer von ihr entfernt war. Und selbst wenn, was sollte er dort? Seine Wohnung war sicherlich voller Wanzen, mit denen er abgehört werden würde. Alleine der Gedanke, dass sie unter Beobachtung stand, machte es nicht besser. Seinen Job konnte er sicherlich auch vergessen. Mittlerweile würde man ihn für einen Komplizen von Jungkook halten. Immerhin war er genau dann verschwunden, als es der Verbrecher auch getan hatte. Musste nicht unbedingt bedeuten, dass er schuldig war aber wie gut sah es schon für ihn aus? Dazu kam noch, dass er seinen besten Freund verloren hatte. Was auch immer Seokjin damit zu tun hatte aber alles war mittlerweile anders.

Die Kurzfassung: Er hatte gar nichts mehr.

Was Jungkook betraf, wollte er gar nicht erst anfangen. Er wollte nicht darüber nachdenken, hatte am Anfang schon genug geweint deswegen. Seine Augen waren angeschwollen und rot unterlaufen. Von ein paar Passanten wurde er am Anfang sogar noch gefragt, ob alles okay war. Nachdem er sich eine Taschentücherpackung aus der Hand einer älteren Dame genommen hatte, war er einfach weiter gegangen. Mittlerweile konnte er nicht mal mehr weinen. Da war nichts mehr und doch begann er langsam die kühle Abendluft zu spüren, die ihm immer wieder entgegen stieß.

𝖯𝖨𝖳𝖢𝖧 𝖡𝖫𝖠𝖢𝖪 - 𝗄𝗈𝗈𝗄𝗏 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt