home sweet home

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Heulen, bis ich nichts mehr spür'
Trinken, bis ich nichts mehr fühl'

Vielleicht hätte ich die mit Glitzerstift geschriebenen Worte, im Tagebuch meiner kleinen Schwester ernst nehmen sollen.

Wind zischte durch die Bäume, so stark dass sie fast mitsamt ihrer Wurzeln herausgerissen wurden. Zumindest dachte ich das - vermutlich war es nur ein kleiner Sturm, der nicht mehr als eine Pfütze zurücklassen wird.

Die Regentropfen liefen die schmutzigen Fensterscheiben hinab.
Wer weiß, vielleicht war das ihre einzige Art sich zu duellieren. Für mich sah es jedenfalls immer aus wie ein Wettrennen.

Es war der erste Regenschauer seit...zwei mickrigen Tagen.
Eigentlich regnete es in letzter Zeit ständig.

Wann habe ich aufgehört im Regen zu tanzen und in den Pfützen herumzuspringen? Ich wusste es nicht mehr.
Zu lange her. Zu viel passiert.

»Ich bin weg. Stell bitte nichts an, ja?«
Was erwartete sie? Dass ich mit meinen nicht existierenden Freunden das Haus anzündete und eine Orgie veranstalten würde?
»Mach ich nicht. Hab viel Spaß.« antwortete ich.
»Spaß? Ha, mein Boss ist ein Vollidiot.« schimpfte meine Mutter, schickte mir einen Luftkuss zu, ehe sie die Tür zuknallte und mit einem Regenschirm in der Hand nach draußen ging.
Sie war nicht sauer oder so, nein, sie knallte grundsätzlich Türen zu, um sich sicher zu sein, dass sie wirklich zu waren.
Oder sie hatte bloß ein Aggresionsproblem, so genau wusste ich das nicht.

Jetzt war ich wieder alleine.
Nun, fast alleine. Allerdings konnte ich Barbie, die den ganzen Tag nur schlief, kaum mitzählen.
Das einzige was man hörte war das Ticken der großen Wanduhr, die über dem nie angezündeten Kamin stand.
Und Barbies leises Schnurren natürlich.

Es roch nach gar nichts, meine Mutter hatte dank ihrer zwei Jobs verständlicherweise kaum Zeit zu kochen, weshalb ich mich die meiste Zeit von Instantnudeln ernährte.
Meine Lieblingssorte waren die scharfen mit der Käsesoße.
Oder die mit Garnelengeschmack.

Und trotz der Decke in die ich mich auf der braunen Couch eingewickelt hatte war mir kalt. Irgendwie logisch...so ganz ohne Heizung oder Kamin.
Aber ich wollte den Kamin nicht anmachen, nur über meine Leiche. Ich konnte das Geräusch vom knisternden Holz seit damals nicht mehr ertragen.

Ich seufzte, stand immer noch in die Decke gewickelt auf und watschelte Richtung Küche.

Mmh..ich schätze, heute werden es die mit Entengeschmack. Die mag ich zwar nicht aber weg müssen sie ja auch.

Gott, ich hasste Wochenenden.
Sie waren noch langweiliger und einsamer als die stressigen Schultage.

Gedankenlos starrte ich auf den Topf bis das Wasser kochte und die Blasen platzten.
Wie in Trance goss ich das Wasser über die Nudeln und verschwand mit der heißen Schale wieder in die Wohnstube, starrte weiter aus dem Fenster - den ganzen Sonntag lang.
Zwischendurch wachte Barbie kurz auf, bloß um sich auf meinen Schoß plumpsen zu lassen und die Augen sofort wieder zu zu machen.
Tch, so eine verschlafende Katze.

Nachmittags schickte ich meinem Freund, der mich schon mit Nachrichten bombardierte, eine Antwort in der es hieß, dass es mir gut ging.

Als Mama um Mitternacht nach Hause kam, hörte ich noch das Klackern ihrer Schuhe und spürte anschließend wie sie meinen frierenden Körper mit einer weiteren Decke zudeckte.
Ihrer Decke.
Mit dem unverkennbaren Geruch in der Nase schlief ich wieder ein.

Don't Save Me | Dabi x Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt