in the arms of devil

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»Das ist deine größte Sorge?« blaffte ich, während seine Auge wütende Blitze in mein Gesicht brannten.
»Du solltest aufpassen, Mädchen. Es gibt böse Menschen auf dieser Welt.«
Er wirkte nicht im geringsten eingeschüchtert, als sich sein Körper, der so geschmeidig und kontrolliert wie der einer Katze war, mir näherte. Ich ging ein paar Schritte nach hinten, da ich ihm nicht zu nah sein wollte.

»Ich hab auch einen Namen.« zischte ich unter zusammengebissenen Zähnen.
»Ich auch und der ist mir Sicherheit nicht Dagi.«
»Hä? Wie denn sonst?«
Meine Frage ignorierte er, lief einfach weiter unbeirrt auf mich zu während Toga das ganze Spektakel mit glitzernden Augen verfolgte.

Noch vor einer Minute war er mit Sicherheit nicht so angsteinflößend, vielleicht hatte ich eine schlafende Katze geweckt...oder einen Tiger, so genau wollte ich das gar nicht wissen.

Mein Herz schlug so schnell wie der Flügelschlag eines Kolibris. Seine dunkle Aura, die mich förmlich ersticken ließ, hatte den ganzen, kleinen Raum eingenommen. Er hatte mich eingenommen.

Mit einem Mal berührte mein Rücken die Wand und mein Menschenverstand setze wieder aus.
»Macht dir das Spaß? Wie eine behinderte Schildkröte auf Menschen zu zuschleichen, hm?« Definitiv Lebensmüde.
Wer weiß, vielleicht verspürte ich ja wirklich einen dringenden Todeswunsch.

Sein heiseres Lachen jagte mir eine ahnungsvolle Gänsehaut über die nackten Arme, was mich daran erinnerte, dass ich immer noch nur mein Nachthemd und eine kurze Hose trug aber das waren gerade wohl meine kleinsten Probleme.

»Du bist mutig...oder einfach nur dumm.« brummte er, sah auf mich hinab als sich unsere Körper fast berührten.
Ja, er hatte mich so weit an die Wand gedrängt und schien nicht angetan von der Idee, mich einfach in Frieden zu lassen.

»Hat's dir die Sprache verschlagen, Mädchen?«
Fast schon konnte ich seinen, mit Sicherheit heißen Atem auf meiner stets kalten Haut spüren.
»Nein, ich überlege gerade einfach nur ob es wohl wehtat sein Gesicht zu...tackern oder was auch immer du damit angestellt hast.« Lüge, denn eigentlich wunderte ich mich über die plötzliche Wärme und das nachlassen der bitteren Kälte.
War er das?

»Lass es uns doch ausprobieren, dann hast du deine Antwort.« antwortete er spöttisch, ließ sich kein Stück aus der Fassung bringen.
Sein rechter Arm hatte sich schon vor wenigen Sekunden links neben meinem Kopf platziert, um wahrscheinlich Macht auszuüben oder was sonst so in seinem kranken Kopf vor sich ging.
Vielleicht hatten ja alle männlichen Wesen einen gewaltigen Komplex, weshalb sie ständig demonstrieren mussten, wie stark sie doch sind.

Apropos Kopf...abgesehen von Narben war seine Haut so rein und schön wie ein weißes Blatt Papier oder klarer Zucker.
Die dunklen, schwarzen Haare standen im perfekten Kontrast zu der hellen Haut.
Fast schon schö-
Nein er ist abscheulich, so hässlich dass ich mir nach diesem Theater die Augen bleichen muss.

"Toga, hilf mir mal!" hätte ich am liebsten gesagt aber das hätte meinen Stolz auf jeden Fall auf direktem Weg in den Keller befördert.
Warum war er denn vorher nicht schon so gruselig?
Notiz an mich: Unterschätzte auch keine Kerle, die aussehen wie der Tod oder wie jemand, den man schon mal zusammengeflickt hat.

Vorsichtshalber biss ich mir leicht in die Wange um vorbereitet zu sein.
Das ist nämlich derzeit das Schmerzvollste, was mir einfällt, obwohl meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen auch noch eine Option wäre.

»Typisch. Erst große Fresse haben und dann kneifen.«
Wie als hätten diese Worte einen Schalter bei mir umgelegt biss ich mir so schnell und heftig in das zarte Fleisch meines Mundes, so dass ich den metallenen Geschmack von Blut auf meiner Zunge schmecken konnte.
Und ohne weiter nachzudenken nutze ich die Schmerzen, streckte meine Hand aus, spürte wie sich die Kraft ansammelte nur um sich dann mit einmal zu entladen und ihn gegen die Wand zu katapultieren.

»WUHUU! KÄMPFT!!« quietschte Toga aus ihrer Ecke, vermutlich gönnte sie sich gerade eine Cola und Paprikachips.
Ansehen konnte ich sie leider nicht, da meine ganze Aufmerksamkeit auf dem Mann lag, der sich gerade mit nur einem Sprung und wenig Anstrengung aufgerichtet hatte.

»Das war armselig.«
»So armselig, dass du gegen die Wand gekracht bist und jetzt der Putz von ihr abbröckelt, hm?«

»Das war ein Fehler, Kleines. Jetzt lass ich dich brennen.« schnurrte er.
War ich hier die einzige, der diese ganze Situation zu schaffen machte?
»Was meinst -«
Noch bevor ich meinen Satz hätte beenden können stiegen blaue Flammen aus seinen geöffneten Händen.
Und noch bevor ich hätte anmerken können, wie schön das Feuer, dass mich an Schlumpfeis oder Polarlichter erinnerte war, ließ er jene ausdrucksstarke und kraftvolle Flammen auf mich los.
Wie zurückgehaltene, bissige Hunde sengten sie ihre Zähne in mein Fleisch.

Zuerst spürte ich die Hitze nicht, doch auf einen Schlag biss sie mir so schnell und heftig wie eine Giftschlange in die Haut.
»Nein...du hast den ..Fehler gemacht..« krächzte ich, bildete mir ein meine Haut würde schmelzen.
Es durchfuhr mich wie ein Blitz - ganz plötzlich und mit voller Wucht und mindestens genauso schmerzvoll.

Wie eine leblose Puppe konnte ich mich kein Zentimeter bewegen, von Schmerz gelähmt stand ich einfach verkrampft da.
Ich bekam keine Luft, konnte nicht einatmen, was das ganze nur schlimmer machte und mich wünschen ließ, dass ich einfach umkippe.
Jeder einzelne Zentimeter meines Körpers schmerzte so sehr, dass es mir Tränen in die Augen trieb und mich wünschen ließ, mir die Haut vom Leib reißen zu können.

Er ließ mich schreien, leiden, brennen.
Und auf dem Höhepunkt der Höllenfahrt riss das Band, dass ich aus Selbstschutz gesponnen hatte und meine durch Schmerzen genährte Kraft ließ den ganzen Raum erhellen.
Wenn das bis jetzt die Höllenfahrt war, dann war ich Satan jetzt direkt in die Arme gefallen.

Es zerriss mich. Vermutlich sogar buchstäblich.

»Hey, Süße, wach auf!«
Fast reflexartig wollte ich mich aufrichten, konnte allerdings nicht mal einen Finger rühren.
Vor meinen Augen lag ein Schleier, der mich alles verschwommen wahrnehmen ließ.
Und irgendwo in den hintersten Ecken meines Kopfes wollte ich gar nicht aufstehen, mich bewegen oder überhaupt atmen können.
Ich spürte nichts. Damit ist leider nicht gemeint "Yay, mir geht es gut" sondern viel mehr "Ich muss etwas schreckliches erlebt haben und bin nun vor Schmerz betäubt, da ich es ansonsten nicht aushalten würde"

»Nur falls es dich interessiert, Dabi geht's fast genauso scheiße wie dir. Zumindest für seine Verhältnisse.«
Ähem..ich bin die, die verdammt nochmals nichts sieht oder spürt.
Interessant auch zu wissen, dass sein Name Dabi ist und nicht Dagi..ist Dagi überhaupt ein Jungenname? Ich war mir nicht sicher.

Und es interessierte mich auch nicht.
Denn er war es, der vermutlich meinen Körper zerfetzt hatte. Ich will wirklich nicht wissen wie ich aussehen musste, hoffentlich wenigstens noch menschlich.

Meine Macke war mehr Fluch als Segen.
Ich konnte zwar verhältnismäßig viel mit ihr machen aber ohne Einwirkungen konnte ich gerade so eine Kerze anzünden, oder ein Blatt davon wehen lassen. Feuer und Wind waren die Kräfte, die ich besaß.
Allerdings machen mich Schmerzen stärker, und desto größer sie sind desto mächtiger bin ich für den Moment - allerdings auch nicht dauerhaft. Ich musste also jedes Mal aufs Neue leiden.

Ungünstig ist bloß, dass ich alle Nebenwirkungen ganz genau spüre - für immer.
Wenn ich mir zum Beispiel ein Messer in den Bauch rammen würde dann könnte ich einen Würbelsturm entstehen lassen, dabei aber trotzdem vor Schmerz ohnmächtig werden und verbluten.
Eine Narbe bleibt so oder so, genauso wie der stetig wachsende psychische Schaden vom
Selbstverletzen.
Außerdem kann ich mich mit meiner eigenen Kraft verletzen, der Würbelsturm könnte mich also umbringen.

Also kann man sich ja vorstellen welche Schmerzen es hat lebendig verbrannt zu werden und welche Auswirkungen meine eigene Kraft wahrscheinlich hinterlassen hat.

Deswegen tue ich es nie - deswegen hatte ich nie den Traum Superheld zu sein.

Wer will schon einen Freak als Superheld, der sich selbst verletzten muss, bevor er zu etwas zu gebrauchen ist und dabei kleine Kinder vermutlich zu Tode erschreckt?

Richtig. Niemand.

Don't Save Me | Dabi x Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt