»Dabi?« fragte ich.
»Ja?«Wir fuhren in Blitzgeschwindigkeit über die Straßen, während mich der Riese fest umklammert hielt.
»Ich möchte gern zu diesem geheimen Mini Strand von dir.«
»Was?«
»Na, da wo Wasser ist und Sand.«
»Ich bin nicht dumm aber was?! Ich bring dich ins Krankenhaus!«
»Ich möchte ans Meer.«
»Halluzinierst du?« fragte er besorgt.»Nein, aber ich möchte nicht im grellen, lauten Krankenhaus krepieren, sondern am Meer unter'm Sternenhimmel.«
»Du stirbst nicht.« brummte er mit fester Stimme, keine Ahnung, ob er mich oder sich selbst überzeugen wollte.»Doch tu ich. Ich spür das doch. Komm schon, bring mich zum Meer.«
»Du verlierst den Verstsnd, Lemü.«
»Nein, eigentlich ist er ziemlich klar. Ich spüre meinen Herzschlag und das warme Blut an mir, was nicht weniger wird. Kannst du das nicht einfach für mich tun? Willst du das ich unglücklich sterbe?!«Sein Griff um meinen Körper wurde fester, so als hättet er Angst, dass ich sonst verloren gehe.
Er schwieg für ein paar Sekunden.
»Das nächste Krankheit ist 15 Minuten entfernt, der Strand nur circa fünf...bitte.«
»Fein.«
»Danke.«
»Dank mir nicht dafür, dass ich dich umbringe.« zischte er.Für den Rest der Fahrt schwiegen wir und ich genoss die vermutlich letzte Fahrt mit Dabi.
Am Strand angekommen stellte er sein Motorrad nicht mal richtig hin, hob mich nur von der Maschine und brachte mich zur abgelegenen Wasserstelle.
Er legte mich auf den Sand; schwieg immer noch.
Das fast lauwarme Wasser kitzelte meine Füße und ich seufzte wollig.Es war eine klare, wolkenlose Sommernacht und die Sterne über uns leuchteten wie Puderzucker auf einem Schokokuchen.
»Willst du nichts sagen?« fragte ich ihn, wusste selbst nicht, was genau ich mir erhoffte.
»Was soll ich sagen?« stellte er mir eine Gegenfrage und stocherte mit einem herumliegenden Stock im lockeren Sand rum.»Hmm, weiß nicht. Letzte Worte oder so.«
Er schwieg. »Gut, dann sag ich was. Weiß du noch, als du mich im Kinderparadis gefragt hast, ob ich gerettet werden möchte?«
Er nickte. »Die Antwortet ist und war immer Nein. Ich möchte nicht gerettet werden. Ich sehe mich nicht als eine Person, die in einer Situation ist, aus der man sie retten müsste. Ich wollte nie eine Rettung, sondern immer nur Glück und Zufriedenheit. Und das hast du mir gegeben. Danke.«Ich lag so weich. Wie auf Wolken.
Die milde Nacht roch gut; als wäre sie voller Möglichkeiten und Hoffnung.Er räusperte sich, legte sich ebenfalls hin, stützte seinen Kopf auf seinem rechten Arm ab und sah mir in die Augen.
»Ich muss dir danken. Weißt du noch, damals auf dem Spielplatz, als ich gesagt habe, dass ich dich nach deinem Selbstmord nicht nur als feige in Erinnerungen behalten würde. Du wolltest die anderen Worte wissen, aber ich hab sie dir nicht gesagt.«
»Ich erinnere mich an so ziemlich alles, was du je gesagt hast.«
Ich sah ihm an, dass er lächeln wollte, doch sein Gesicht, gerade seine azurblauen Augen, waren vor Traurigkeit so verzerrt, dass es ihm nicht gelang.»Nun, da du gerade stirbst, denke ich, jetzt ist der richtige Moment, um sie dir zu sagen.«
Wieder Stille.
»Ich hab gerade echt viele Worte im Kopf aber eigentlich...reicht kein Wort der Welt aus, um dich zu beschreiben. Nicht ein mal alle Wörter, die es gibt, würden genügen.«
Ich schluckte, starrte weiter wie hypnotisiert in seine Augen, die schöner waren als jeder Stern.»Du bist einfach so in meinem Leben aufgetaucht. Ohne Vorwarnung lagst du da völlig ramponiert auf dieser Couch.« Er lächelte und ich tat es ihm gleich.
»Ich hab dich gehasst, nun ein Teil von mir hasst dich immer noch, weil du mich Dinge fühlen lässt, die ich nicht fühlen will. Ich hasse die Macht, die du über mich hasst. Denn du bist meine einzige, verdammte Schwachstelle.«Warte mal, fühlte er das gleiche wie ich?
»Ich würde dir alle geben. Alles, was ich habe und mehr. Meine Seele, mein Herz, einfach Alles.«
Diese Worte auszusprechen musste für Dabi, der sonst kaum etwas Nettes sagen konnte, die Hölle sein.
Doch für mich war es schöner, als ich mir den Himmel jemals vorgestellt hatte.Im Angesichts des Todes festzustellen, dass die Person, die du liebst, auch Gefühle für dich hat, fühlte sich so bittersüß an, dass es mir mein Herz zerriss. Zu wissen, dass ich morgen nicht an seiner Seite aufwachen würde, zerriss meine Seele. Und zu spüren, dass ich nur noch Minuten mit ihm hatte, zerriss Alles. Alles was ich war und noch hätte werden können.
Ich hob meinen Arm und fühlte, wie taub er sich anfühlte. Mit etwas Strecken erreichte ich seine Wange und strich sanft über diese.
Ein Blutstropfen, der aus seinem Augenwinkel kam, tropfte auf meine Hand.»Fuck, bist du okay?!« fragte ich sofort panisch.
Er lachte. »Bin ich.«
»Warum lachst du?«
»Weil du stirbst und dich trotzdem noch um mich sorgst.«
Meine Augen trafen wieder seine. »Dabi, ich werde mich immer um dich sorgen.«
»Ich weiß.«
»Mach also bitte nicht zu viele Dummheiten, klar? Ich will mich in der Hölle in Ruhe bräunen und mich nicht dauernd um dich Idioten sorgen müssen!«»Ich verspreche nichts.« antwortete er schmunzelnd.
Ich seufzte, allerdings mit einem sanften Lächeln auf den Lippen »Ich hab nichts anderes erwartet.«Als es wieder still war, spürte ich immer intensiver, wie mein Herz immer schwächer wurde und mein Körper immer schwerer.
Mir war nicht mehr warm, sondern schrecklich kalt.»Kannst du mich bitte wärmen?« hauchte ich und sofort setze er sich hin, nahm behutsam meinen Kopf und legnte ihn auf seinen Schoß.
Er strich mir durchs Haar, als warme, blaue Flammen sich um uns schlängelten.»Lemü?«
»Hm?«»Kann ich dein Freund sein? Auch wenn es nur für fünf Minuten ist?«
Mein eh schon schwaches Herz setzte bei seiner Frage einen Schlag aus.
»Ja, kannst du. Und ich bin deine Freundin. Auch wenn es nur für fünf Minuten ist.«
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Don't Save Me | Dabi x Reader
FanfictionEs ist traurig, wenn ein Mensch stirbt und noch trauriger, wenn man selbst derjenige ist. Ab wann ist man überhaupt tot? Wenn das Herz aufhört zu schlagen oder wenn man es einfach nicht mehr fühlt? Gruselig ist es dann aber, wenn man es auf einmal d...