night ride

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Meine Beine zitterten, mein Herz raste und Schweiß lief mir ungehindert über's glühende Gesicht.

»Dabi, bitte-«
»Vergiss es, wir haben viel Arbeit vor uns und dass du mir deinem kleinen Freund Telefonsex hast, passt definitiv nicht in den Zeitplan.« murrte er und zwang mich nur mit seinen Blicken zu einer weiteren, tiefen Kniebeuge.

»Ich will ihm beim lernen helfen.« schnaufte ich.
»Mach das ein anderes Mal.«
»Oh, komm schon! Gibt es nichts, was ich machen kann, um früher gehen zu dürfen? Vielleicht doppeltes Training übermorgen?«
Er seufzte und rieb sich genervt über die Schläfe.
»Sagen wir einfach ich hab was gut bei dir, okay?«
Eifrig nickte ich.
»Gut. Dann geh.« er wandte sich ab und ging, ohne noch etwas zu sagen, aus dem Raum.

Der Raum, in dem wir trainierten war einer der größten in dem riesigen Haus.
Es gab viele Sportgeräte und Utensilien und oft lief ich an dem Raum vorbei und hörte entweder Dabi, Magne oder Spinner keuchen.

Mit einem Handtuch, was auf einem der Geräte lag trocknete ich mein Gesicht ab und verließ anschließend mit sehr zittrigen Beinen ebenfalls den Raum.

Ich duschte mich schnell, aß Abendbrot und schon hörte ich mein Handy klingeln.
Ein Videoanruf - gut, dass ich geduscht hatte.

»Na, alles klar?« begrüßte ich ihn grinsend.
»Nicht wirklich. Der ganze Tage war einfach beschissen. Aber jetzt, wo ich dich sehe, gehts mir etwas besser.«
»Willst du drüber reden?«
Er schüttelte den Kopf. »Nope, ich will mich einfach nur mit meiner wunderschönen Freundin unterhalten und hey, wer weiß, vielleicht kommen wir ja sogar zum lernen.« sagte er schmunzelnd und auch ich lächelte leicht, respektierte auch seine Entscheidung, nicht drüber reden zu wollen.

Tatsächlich redeten wir mehr über alles Mögliche, als dass wir seinen Unterrichtsstoff durchgingen aber ich glaube am Ende hatte er es trotzdem recht gut drauf.

»Ich hoffe, ich bestehe.« murmelte er unsicher.
»Bestimmt! Und selbst wenn nicht, dann ist das nicht so schlimm.« versuchte ich ihn aufzubauen.
»Ha, du hast leicht reden. Aber anders als du hab ich Pläne und auch einen Traumjob.«
Seine Worte trafen meine Ohren viel härter, als dass sie seinen Mund verließen.
Er sagte es nicht böse und trotzdem gefror mein Lächeln und ich starrte kurz bewegungslos in die Kamera.

»Shit, das meinte ich nicht so. Aber du weißt doch, dass ich Chirurg werden will...da sind gute Noten eben wichtig.«
»Ehm klar, ich hab auch bloß versucht, dir etwas die Angst zu nehmen. Sorry.« murmelte ich und starrte betreuten auf die blau-rote, dünne Decke, die auf meinen Beinen lag.
Dachte über seine Worte nach und den Einfluss, die sie auf meinen Kopf hatten.

Er hatte Recht. Und das machte mir Angst.
Ich bin so gut wie erwachsen und hab keine Ahnung, wer oder was ich werden will.
Hab nicht wirklich damit gerechnet, so lange zu leben und überhaupt..mir macht kaum etwas Spaß und der Gedanke jeden Tag aufzustehen und mich zu quälen, bloß um leben zu können, jagte mir eine Heidenangst ein.

»Babe? Alles okay?« fragte Akio besorgt.
Ich musste wohl wieder leicht abgedriftet sein.
»Ja aber ich bin müde also lass uns Schluss machen.«
»Bist du sauer? Ich hab's echt nicht so gemeint-«
»Nein, nein, ich muss nur morgen früh raus, um mich zur Schule zu zwingen, ohne zu wissen, warum ich das überhaupt mache.« murmelte ich, allerdings mehr zu mir selber, als zu ihm.

»Öhm..okay? Dann gute Nacht.«
»Schlaf gut.« sagte ich, zwang mir ein Lächeln auf.
»Ich liebe dich.« säuselte er und mir viel auf, wie oft er mir das sagte.
»Ich dich auch.« erwiderte ich und legte auf.
Atmete tief durch und versuchte, den Wirbelsturm aus schlechten Gefühlen in meinem Inneren unter Kontrolle zu kriegen.
Vergebens.

Don't Save Me | Dabi x Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt