Toga war immer wunderschön, glich eigentlich einem Engel.
Neben ihr konnte man gar nicht gut aussehen und trotzdem gab sie mir stets das Gefühl hübsch zu sein. Ob sie es ernst meinte oder nicht, war dabei herzlich egal.»Du bist so hübsch!« sagte sie, während sie mich mit der Taschenlampe ihres Handys blendete.
»Danke...könntest du jetzt bitte das Ding aus meinem Gesicht nehmen? Ich häng an meinem Augenlicht.« murmelte ich.»Also was machen wir hier? Hier ist doch weit und breit nichts.«
Das alte Kino lag direkt neben einer nie befahrenen Straße. Man landete hier höchstens betrunken oder tot. Im Ernst, außer Kaninchen war keine Menschenseele zu sehen.
Dunkel war es noch dazu.»Du bist nicht oft hier, oder?« fragte sie.
»Huh? An 'nem halb zerstörten Kino in einer Umgebung die direkt aus einem Horrorfilm stammen könnte? Klar, ständig.«
Sie kicherte und griff wie so oft nach meinem Handgelenk.»Jetzt müssen wir warten, okay Bestie?« bestimmte sie schon mehr oder weniger während sie mich auf das nasse Gras am Rande der Straße drückte.
»Ich sammle keine Insekten mit dir! Vergiss es!« zischte ich ihr zu während sie sich neben mich legte.»Warte einfach ab. Das macht Spaß.«
Ergeben seufzte ich, zupfte ein paar Grashalme aus der feuchten Erde und starrte auf die nur durch eine einzige Straßenlaterne, welche die ganze Zeit an und aus ging, erleuchtete Straße.Keine Ahnung wie lange wir da lagen aber so viel wusste ich: Mein relativ ansehnliches Outfit war voll mit Grassflecken.
»Da ist einer!« quietsche sie plötzlich leise.
»Ein was?«
»Ein Mensch!«
»Oh mein Gott..wirklich? Wie crazy!«Sie antwortete mir nicht mehr, hockte sich bloß hin, strich über den Rock ihrer Uniform und stand auf.
Der offensichtlich betrunkene Mann der über die Straße torkelte, dabei die Flasche in seiner Hand fest umgriffen hatte, merkte Toga gar nicht.
Was hatte sie vor?
Toga war kein schlechter Mensch also schloss ich Raub oder ähnliches -»AAAH!«
Der zweit schlimmste Schrei, den ich in meinem Leben je gehört hatte, riss mich aus meinen Gedanken.
Erschrocken sprang ich auf, meine Augen wurden zu Schlitzen um in der Dunkelheit besser sehen zu können.Ich sah es.
Sah den Mann von gerade eben in seinem eigenen Blut liegend und Toga mit einem Messer in der Hand über ihm stehen.
Sie lachte.»AAAAAH! Oh Gott..Komm schnell her! Nein, ruf einen Krankenwagen! Sie..«
Augenblicklich stürmte ich ins Zimmer welches wie immer nach Lavendel, Kaffe und Rauch roch.
Zu spät - ich war Monate zu spät gekommen.Ich zuckte zusammen, verdrängte alles und versuchte mich zu konzentrieren.
Zu verstehen, was ich gerade gesehen hatte, doch die Puzzleteile passten nicht zusammen.»Huhu! Bestie! Schau mal, das ganze Blut!«
Toga kam auf mich zugerannt, ihre Uniform war mit blutroten Spritzern verziert und ihre Hände waren förmlich im Saft des Lebens getränkt.»Was zum-«
Erschrocken wich ich zurück, ließ nicht zu das sie mich umarmte.
Mit weit aufgerissenen Augen und einem vor Angst heftig schlagenden Herzen starrte ich auf meine beste Freundin, die so eben vor meinen Augen einen Mord begangen hat.»Was ist denn?«
Mit einem unschuldigen Lächeln legte sie ihren Kopf schief und sah mich fragend an.»Was hast du getan?!« herrschte ich sie an.
Super, jetzt landete meine einzige Freundin, die offensichtlich nicht ganz richtig im Kopf war, im Knast.»Ihn umgebracht. War das nicht witzig?«
»Witzig? Bist du geisteskrank?« fragte ich eine Killerin.
»Wir müssen einen Krankenwagen rufen..Ich..« mir fehlten die Worte und die Kraft um weiter zu reden.Das verschmierte Messer war immer noch in ihrer Hand als sie auf mich zukam.
Sterbe ich jetzt? So?
Durch die Hände meiner engsten Freundin, an einem Ort den niemand kennt?
Wow, was ein trauriges Ende.
Doch irgendwie passte es auch zu mir.Rein theoretisch könnte ich meine Macke jeder Zeit einzusetzen aber um Höchstleistungen zu erreichen, fehlte mir Werkzeug.
In diesem Moment wünschte ich mir zum ersten Mal sie könnte sich von ihrer Schaukel losreißen und mir zu Hilfe eilen...falls sie es denn tun würden, ich bezweifelte es.
Vielleicht kam es mir nur so vor aber das Gesicht meiner Freundin schien langsam zu verschwinden.
Oh man, nicht schon wieder.
Ich kann wirklich kein Blut sehen.»Warum?« krächzte ich noch.
»Weil es Spaß macht, warum sonst?«
Dann wurde alles schwarz und ich spürte noch wie ich unsanft auf dem harten Boden landete.»Spaß ist wichtig, Schwesterherz. Es hält dich am Leben. Ohne Spaß wirst du sterben, bis du mausetot bist.«
•
Durch einen Schrei wachte ich auf, meinem Schrei.
»Was ist denn los, Schätzchen?« fragte meine Mutter die gerade in mein Zimmer gerannt war, während sie das Licht anknipste.
In ihrem Blick lag pure Sorge, ich hatte sie vermutlich zu Tode erschreckt.»Ich lebe noch?« war jedoch alles was ich rausbekam, was meiner Mutter verständlicherweise noch mehr Sorgenfalten ins Gesicht trieb.
»Hast du schlecht geträumt?« fragte sie und setze sich auf meine Bettkante.»Wo ist Toga?« fragte ich panisch und warf die Decke die über mir lag weg, was strohdumm war, da mir sogar mit Decke kalt war.
Mir war immer kalt.»Schon weg.«
»Sie war hier?!« schrie ich schon fast.»Ja, vor ein paar Stunden. Sie meinte, ihr hättet zu viel getrunken und du wärst eingeschlafen. Ich hab mit ihr noch ein paar übrig gebliebene Würstchen gegessen und dann ist sie gegangen. Was hast du denn?«
»Wo war ich?«
»Was meinst du, Spatz? Toga ist so ein liebes Mädchen..sie hat dich zur Haustür getragen.«Ja alles klar, Toga ist wirklich ein so liebes Mädchen.
»Was war mit ihrer Kleidung? War da irgendwas...ungewöhnliches?«
BLUT...zum Beispiel.»Sie hatte eine Jacke an aber es ist draußen ja auch furchtbar kalt. Ich versteh gar nicht, warum du mit so einem Fummel rausgegangen bist...«
Den Rest ihrer Moralpredigt bekam ich nicht mit. Meine Gedanken waren ganz woanders.
Wo war sie jetzt? Was ist passiert und warum hat sie es getan? Doch nicht nur aus Spaß, oder?»Wie auch immer..du solltest jetzt schlafen. Du hattest nur einen Alptraum und morgen ist Schule. In Zukunft lass ich dich nur noch am Wochenende ausgehen..betrunken nach Hause kommen..Tch, nicht bei mir.«
Ich nickte stumm und zog mir die Decke bis zur Nasenspitze hoch.In dieser Nacht machte ich kein Auge zu.
Längst verdrängte Erinnerungen waren zurückgekommen und das laute Flüstern des Windes schien diesmal verbotenerweise bis zu meinem Fenster zu kriechen.
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Don't Save Me | Dabi x Reader
FanfictionEs ist traurig, wenn ein Mensch stirbt und noch trauriger, wenn man selbst derjenige ist. Ab wann ist man überhaupt tot? Wenn das Herz aufhört zu schlagen oder wenn man es einfach nicht mehr fühlt? Gruselig ist es dann aber, wenn man es auf einmal d...