Fast zwei Jahre verstrichen in Windeseile und zum ersten Mal in meinem Leben verstand ich wie schnell alles passierte. Du blinzelst nur und plötzlich bist du kein Kind mehr sondern mitten im Leben von jemanden der zwar deinen Namen trägt, dir aber völlig fremd ist.
»Kommst du?« fragte mich meine Zimmernachbarin mit einem riesigen Grinsen auf den Lippen. Sie besaß keine Macke, war vielleicht gerade deswegen so begeistert von denen anderer. Heute Abend zum Beispiel hatte ich ihr und einem weiteren Kumpel von uns versprochen eine Feuershow hinzulegen.
Besagter Freund erwartete uns unten und gemeinsam fuhren wir mit Kira's - meine Zimmernachbarin, Auto an den Strand.
Nicht nur irgendeinem Strand. Es war unser Ort...meiner und seiner.Ich hatte wieder angefangen gefallen am Meer zu finden, nachdem ich es die ersten sechs Monate nach unserer Trennung komplett gemieden hatte.
Manchmal fuhr ich nachts ganz alleine hin und ließ mich einfach in den leichten Wellen treiben.
Der Mond über mir, das kalte Wasser auf meiner Haut und die warme Brise die mein Gesicht kitzelte, gaben mir stets ein Gefühl von: Es wird alles okay.
Ich traf ihn dort nie, war mir sicher, dass er diesen Ort nicht mehr besuchte.»Ich mach Feuer! Im Kofferraum sind Marshmallows und Stockbrotteig, kann das wer holen?« fragte Antonio, schon auf den Strand zu rennend.
»Jup, mach ich.« antwortete ich.
»Soll ich dir helfen?« wollte Kira wissen, doch ich schüttelte den Kopf. Es war ja nicht viel.Zwanzig Minuten später saßen wir drei um ein knisterndes Feuer herum und unterhielten uns.
»Habt ihr schon von der aus 203 gehört? Hat glaube ich Medizin studiert.« sagte Antonio.
»Ne, was ist mit ihr?« fragte Kira.
»Hat sich umgebracht. Na ja, Medizin ist ja auch ziemlich schwierig.« murmelte er.Und während Kira nur unbekümmert nickte, zuckte ich kaum merklich zusammen.
Auch heute noch gingen mir solche Themen sehr nah, das würde wohl für immer so sein.
Und obwohl die beiden meine engsten Freunde waren, wussten sie kaum etwas über mich.
Es war nicht wie damals in der Schurkenliga, als es mir relativ leicht fiel, über mich zu erzählen.Mit den beiden würde das nie funktionieren. Denn sie waren normal. Nicht kaputt, nicht gestört und auch weder verrückt noch krank.
Und meine Angst verurteilt zu werden zu groß als dass ich jemals mehr sagte als: Enge Verwandte sind gestorben und das hat mich damals ziemlich mitgenommen.
Oder: Jemand, den ich liebte und der noch lebt ist für mich gestorben.Ich räusperte mich: »Vermutlich war es nicht nur das Studium.« murmelte ich und wendete meinen Marshmallow im Feuer.
»Kann sein, hoffentlich gehts ihrer Familie okay.«
»Vermutlich nicht.« flüsterte ich, mehr zu mir selbst, als zu den Anderen.Dann redeten wir weiter über's Studium und unsere Pläne danach.
Antonio studierte Jura, wollte Anwalt werden, hauptsächlich des Geldes wegen.
Und Kira Lehramt um..nun ja eben Lehrer zu werden. Musste eine verdammte Masochistin sein.Ich hingegen hatte mich für Psychologie entschieden - plante Therapeutin zu werden, um Jugendlichen vielleicht wenigstens ein kleines bisschen helfen zu können. Denn mir hatte es geholfen. Das einfache Reden aber auch die verschriebenen Tabletten. Ich war zwar immer noch nicht "heile" aber ich sah keine Geister mehr. Ich hörte auf meine Schwester zu sehen oder zu hören.
Manchmal vermisste ich sie.
War aber auf froh, dass die Schaukel endlich frei wurde - manchmal saß ich auf ihr und redete mit mir selbst, tat so, als wäre sie immer noch da.
Und das Reden in der Therapie half auch.Nach meinem Studium wollte ich eine Weltreise machen und alles sehen, was das Leben zu bieten hatte. Jobbte dafür jetzt schon in meiner Freizeit und sparte so viel, wie nur möglich.
Ich hoffte außerdem, dass meine Psyche bis dahin durchhielt.
Denn auch jetzt noch hatte ich heftige Down's, in denen ich mein Bett nicht verließ und niemanden sehen wollte. Doch es war besser als noch vor zwei Jahren. Auch die Gedanken von dieser Welt zu verschwinden waren weniger geworden.
Verschwunden ist aber keines von Beidem.
Doch ich hatte gelernt damit zu leben und die meiste Zeit über kam ich klar.
Ich lebte. Überleben lag in der Vergangenheit, zumindest meistens.
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Don't Save Me | Dabi x Reader
FanfictionEs ist traurig, wenn ein Mensch stirbt und noch trauriger, wenn man selbst derjenige ist. Ab wann ist man überhaupt tot? Wenn das Herz aufhört zu schlagen oder wenn man es einfach nicht mehr fühlt? Gruselig ist es dann aber, wenn man es auf einmal d...