i love him, i think?

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Meine Fingernägel tippten auf dem Holztisch herum, während mein Kopf förmlich in der heißen Schokolade hing.
Wie betäubt starrte ich auf das Heißgetränk, welches mittlerweile sicher nur noch lauwarm war.

Nach dem..nennen wir es Schock von gestern, hatte ich beschlossen, mich mit meinem Freund zu treffen, auch um nicht alleine zu sein.

Die Leute um mich herum redeten, lachten. Und ich? Ich hatte gestern einen Mord gesehen und kein Sterbenswort gesagt.
Vielleicht hatte der Mann eine Familie die auf ihn wartete, eine die sich jetzt wunderte wo er blieb. "Wo ist Papa?" fragten vielleicht genau in diesem Moment seine Kinder.

»Träumst du?« die raue und angenehme Stimme die mir jene Worte von hinten ins Ohr flüstere sorgte dafür das sich ein wohliger Schauer von meinen Armen bis zum Rücken zog.

»Hey, Akio.« sagte ich.
»Nope, hab nur nachgedacht.«
Eigentlich hatte ich sehr wohl geträumt.

Lächelnd stand ich auf und gab ihm eine lange, innige Umarmung.
Er hatte mir schrecklich gefehlt, dass er in einer anderen Stadt wohnte, machte das ganze auch nicht unbedingt besser.

»Scheint so, als hättest du mich vermisst.«
»Träum weiter.« neckte ich ihn und ließ schließlich von seinem Körper ab.

Die dunkelblonden Haare lagen wie immer wirr auf seinem Kopf, so als wäre er gerade erst aus dem Bett gefallen - von Gel oder Styling hatte er noch nie etwas gehört.

Vom Training hatte er noch seine Basketballjacke an, die perfekt seinem muskulösen Körper schmeichelte.
Akio sah gut aus, das tat er immer.

»Hast du schon bestellt, Babe?«
»Ich wusste nicht, was du willst.«
Empört schnappte der Größere nach Luft.
»Nach einem Jahr Beziehung solltest du das langsam mal wissen.« brummte er grinsend und setze sich mir gegenüber hin.

»Kann ja sein, dass du deinen schwarzen, bitteren und ekligen Kaffee endlich mal satt hast?« fragte ich hoffnungsvoll.
»Nope.«
»Dann küss ich dich heute nicht mehr.«
»Das ist unfair.« er schmollte beleidigt, wobei mich die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme zum Lachen brachte.

Seine braunen Augen schienen kurz aufzuleuchten, als er mich lachen sah.
Er meinte immer, ich lache zu wenig.
Toga hingegen sagt oft, dass ich nach allem was passiert ist unglaublich viel lache und "super duper absolut glücklich" bin.
Beiden hatten Unrecht.
Es war eigentlich ganz einfach, ich lachte wenn ich wollte - nicht viel oder wenig.

»Ist Himiko heute gar nicht mitgekommen?«
Toga hatte die Angewohnheit uns gelegentlich bei Dates begleiten zu wollen.
Gelegentlich heißt Immer.
»Ne, sie wollte uns mal ein bisschen Freiraum lassen..«
Sein tiefes, herzliches Lachen erfüllte mich mit Freude.
Er lachte so schön.
»Reden wir von der selben Himiko?«

»Lass uns einfach gar nicht über sie reden, okay?« ..sonst heul oder schrei ich gleich los.
»Klar, Schatz.«
Tief seufzend lehnte ich mich in dem bequemen Stuhl zurück.
Das  gepunktete Kissen auf meinem Sitzplatz ließ meinen verspannten Rücken minimal entspannen.

»Und wie war dein Training?« fragte ich, um ein Thema zum reden zu finden.
Oft fehlten uns Worte um ein ordentliches Gespräch zu führen, so als ob es nichts mehr zum bereden gab. So als ob es zwischen uns nichts mehr geben würde.
So war es allerdings schon seit wir uns kennengelernt haben, uns verbindet einfach nichts angesehen von unserer Liebe zueinander.

»Gut. Wir haben jetzt eine neue Managerin.«
»Was ist mit der alten passiert?«
»Sie hat es nicht ernst genommen. Weißt du was sie die ganze Zeit gemacht hat? Uns angeschmachtet!«
Grinsend beugte ich mich vor, stützte meine Ellenbogen auf dem harten Tisch ab.
»Korrigier mich, wenn ich falsch liege aber aus welchem Grund sollte ein Mädchen sonst ihre kostbare Freizeit opfern?«

»Weil sie Basketball mag?«
»Klar, und ich bin gut in Physik.«
»Huh?«
»Beides ist nahezu unmöglich.«

Natürlich konnte jeder Basketball mögen, keine Frage. Aber würde man es dann nicht eher spielen anstatt bloß Trainer zu sein?

Akio wusste, glaube ich, dass er gut aussah, was nicht immer ganz einfach war, da ich mich neben ihm schrecklich durchschnittlich fühlte, was natürlich nicht seine, sondern meine Schuld war.
An sich gab er mir schon genug Gründe um eifersüchtig zu sein.
Ich meine, allein dass er diesen Sport machte, wo eigentlich immer mindestens ein liebeshungriges Mädchen auf der Tribüne saß und zusah, war bedenklich.
Er ging auch oft aus oder telefonierte mit Freundinnen.
Doch nichts davon interessierte mich wirklich, vielleicht war ich einfach nicht so der eifersüchtige Typ.

»Kann ich ihnen schon etwas bringen?«
Eine junge Kellnerin, mit Block bewaffnet stand an unserem Tisch.
Sie sah nur Akio an aber ich hatte ja schon bestellt. Allerdings war meine "heiße" Schokolade dank dem Blondhaarigen leer, da er dazu neigte, mir mein Essen, oder in dem Fall Trinken, zu klauen.

»Einen schwarzen Kaffe bitte.« sagte er charmant und schenkte ihr, die sofort errötete, sein schönstes Grinsen.
»K-kommt sofort!« antwortete sie schnell und hastete davon.

»Wolltest du nichts mehr? Kein Kuchen?«
»Nö, alles gut.«
»Hast du sicher kein Hunger?«
»Doch. Aber nicht auf Süßes. Lass uns etwas herzhaftes in der Stadt essen.«
»Wie du wünscht.«

Nachdem er seinen Kaffe ausgetrunken hatte - bäh - gingen wir durch die belebten Straßen.
Überall waren Menschen und Geschäfte.
Als es dunkel wurde und wir beide unsere Nudeln verdrückt hatte, drückte er mir trotz meiner Drohung von vorhin einen Kuss auf die Lippen.

Kein Kribbeln, etwas wie "Schmetterlinge im Bauch" habe und hatte ich nie bei ihm, doch das änderte gar nichts daran, dass ich ihn liebte. Ich bin einfach nicht so ein Mensch, braucht ja nicht jeder Tiere im Körper.
Ich liebe ihn, ..oder so.

Meine Mutter war wieder nicht da, als ich nach Hause kam.
Und das Haus war kalt - kälter als sonst.
Kaum dass ich die Tür geöffnet hatte kam Barbie angetapst. Sie schnurrte ganz lieb und schmiegte sich an mein Bein.

Die Trauer lag jedoch, trotz ihrer fast ablenkenden Niedlichkeit, wie ein erdrückender Schleier in der nach nichts riechenden Luft und gab mir unmissverständlich zu verstehen dass, das nicht mein zu Hause war. Nur ein Platz, ein Ort an dem ich lebe.

Die Fröhlichkeit die gerade eben noch Adrenalin durch mich gejagt hatte war wie weggeblasen, kaum dass die Tür hinter mir zu fiel.
Eigentlich bin ich nicht gerne allein, da denkt man immer so viel. Und denken ist böse.
Denken ist die gefährlichste Waffe, die ein Mensch gegen sich selbst einsetzten kann.

Meine schwarzen Boots sowie die bunten Armbänder die um, weiß Gott wem was zu beweisen, meine Handgelenke gespannt waren landeten in der Ecke. Vielleicht, dass Farben mich weniger deprimiert und mehr glücklich aussehen lassen.
Außerdem saßen sie zu eng.
Störten wahrscheinlich meinen Blutfluss.

Müde holte ich mir ein koffeinhaltige Getränk aus dem Kühlschrank und setzte mich auf die Couch.
In meinem eigenen Zimmer bin ich nur zum Schlafen oder Heulen, je nach dem.

Die dünne Decke die ich wie ein Schutzschild auf meinen Körper gelegt hatte, wärmte und beschützte mich nicht.
Doch um die dicke Decke aus meinem Zimmer zu holen war ich zu traurig, müde, kaputt.
So war es jeden Tag, wenn ich nach Hause kam.
Jeden Tag der immer wieder kehrende Ablauf.

Fühlte es sich so an zu sterben?
Hatte sie sich auch so gefühlt?

Ja, ich glaube ich sterbe.
Ganz langsam und unauffällig.
So dass es niemandem auffällt, aber ich es dennoch spüre.

Don't Save Me | Dabi x Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt