the day I died

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Ich war verwirrt. Natürlich konnte sie ihm Schreiben aber erstens: saß sie unten, soweit ich wusste und zweitens: 17 Nachrichten?

Also las ich sie. Obwohl es nicht richtig war und ich das auch wusste aber dieses seltsame, plötzliche Bauchgefühl, zwang mich fast dazu.

Ich überflog die Nachrichten und erstarrte.
Als mein Kopf es schaffte, die Buchstaben zu Sätzen zusammenzusetzen und besagte Sätze in meinem Gehirn ankamen und dort registriert wurden, starb ich.

Mein Herz hörte zwar nicht auf zuschlagen, doch es hörte auf zu hoffen. Und diesmal für immer.

Dabi, ich dreh echt durch.

Wir müssen reden.

Sie ist meine beste Freundin!

Hallooo?!

Warum musstest du mir das erzählen?

Es wird nicht nur ihr Herz, sondern sie als Menschen brechen.

Aber sie verdient die Wahrheit du Arsch und wenn du es ihr nicht bald sagst, dann tu ich es!

Wann sagst du es ihr? Wann, verdammt?

Du musst ihr sagen, dass du es warst, der ihren Vater getötet hat.

Das Handy glitt aus meiner Hand und Tränen bildeten sich in meinen Augen.
Ich konnte es nicht richtig realisieren, konnte nicht einmal richtig atmen.

»Lemü, ist alles okay?« fragte der Schwarzhaarige, der plötzlich nur im T-Shirt und Boxershorts im Türrahmen aufgetaucht war.
Ein Handtuch war über seine Schultern gelegt und Wassertropfen von seinem nassen Haar, liefen ihm langsam übers Gesicht.

Irgendwie überwand ich meine Schockstarre, stand auf und entfernte mich weiter von ihm.
Stand vor dem Fenster und dachte angestrengt über meine nächsten Zug nach, während ich gleichzeitig mit aller Kraft gegen die Gefühlsflut in meinem Inneren kämpfte.

»Was ist passiert?« fragte er und näherte sich mir mit verwirrten Miene.
»Bleib stehen. Bleib weg von mir!« drohend griff ich nach dem erstbesten Gegenstand; einem leeren Glas, schlug es gegen die Wand und hielt die übrigb gebliebene, spitze Waffe an meinen Arm.
»Ein Schritt näher und ich schwöre dir, dass ich uns beide umbringe.«

»Wow, was ist mit dir?« Besorgnis und Verwirrung lag in seinem Blick, was dafür sorgte, dass mir übel wurde.
»Du warst es. Du hast ihn getötet. Meinen Vater und somit auch meine Schwester.« sagte ich mit fester Stimme, während ich gegen die Tränen kämpfte und spürte, wie ich immer noch hoffte, aufzuwachen. Oder dass ich verrückt wurde und er mir das auch genauso sagt. Dass er mir sagt, dass es nicht stimmt.
Doch das passierte nicht.

Augenblicklich verändere sich seine Miene, zeigte nun alles mögliche an undeutlichen, intensiven Gefühlen.
»Kleines, ich-«
»Nenn mich nicht so! Nenn mich nie wieder so!« Die Tränen, gegen die ich so tapfer gekämpft hatten, schossen nun unweigerlich aus meinen Augen und liefen mir ungehindert über die Wangen.

Ich konnte ihm ansehen, dass er mich trösten wollte aber auch dass er zögerte, weil ich die Scherbe immer noch zitternd umfasst hielt.

Barbie, die durch meine laute Stimme geweckt wurde, miaute verwirrt, und marschierte auf kleinen Pfoten auf mich zu. Schmiegte sich liebevoll an mein Bein.

»Erklär es mir! Wie und warum? Und wie lange wusstest du schon, dass ich seine Tochter bin?!«
Ich schluchzte und hob Barbie in meine Arme.
Das faule Ding beschwerte sich nicht, schnurrte nur und blickte mich aus treuen Augen irritiert an.

»Ziemlich lange. Du siehst ihm sehr ähnlich.«
»Wusstest du, dass ich ursprünglich deshalb hier her gekommen bin?«
»Ich hab es mir denken können.« antwortete er ruhig, so als hätte er realisiert, dass es gerade nichts gab, was er tun konnte, um mich wieder unwissend zu machen.

»Hast du deinen Namen auf den Dokumenten schwarz weggestrichen?« hauchte ich, während ich vor lauter Schluchzen und Weinen kaum noch Luft bekam.
»Ja.«

»Warst du deshalb so seltsam am Anfang? Deine Stimmungsschwankungen..«
»Ich wollte dich von mir fern halten. Konnte es nicht ertragen zu wissen, dass-« seine Stimme brach.
»Dass du mein Leben zerstört hast? Dass dank dir alles kaputt gegangen ist?!«

Ich gab ihm nicht die Möglichkeit zu antworten, sondern stürmte mit Barbie in den Armen an ihm vorbei. Er wusste es besser, als mich in dieser Situation auf oder festzuhalten.

Ich rannte die Treppen runter und rein in die Küche, wo Toga auf der Couch saß und nervös auf ihr Handy starrte.

»Du brauchst es mir nicht mehr zu sagen; ich weiß es. Habe es gerade durch deine Nachrichten selbst herausgefunden, du gottverdammte Bitch!«
Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht, als sie aufstand und damit zu ringen schien Worte zu finden.

»Wie-wie lange weißt du es schon?«
Die Trauer und der Verrat der wichtigsten Menschen in meinem Leben saß so tief in mir und zerschnitt mich förmlich.
»Seit drei Wochen. Während der Mission traf ich auf Dabi und er hat mir davon erzählt, damit ich es dir erzählen kann, falls er stirbt. Er wollte nicht, dass du dann um ihn trauerst.«

»Ach, wie gütig von ihm!«
Besagter war hinter mir her gerannt und stand jetzt auch reichlich überfordert im Raum.
»Wie konntest du mir das antun? Du bist meine beste Freundin und du hast so etwas vor mir verheimlicht!«

»Ich weiß und es tut mir leid! Ich wusste nicht, was ich tun sollte.« Reue stand ihr ins Gesicht geschrieben, doch das konnte mich gerade nicht weniger interessieren.
»Mir sagen, dass mein Freund der Mörder meines Vaters ist?! Wie wärs damit?!«
»Ich weiß, ich-«
»Spars dir.«
Ich wollte die beiden so viel fragen, gerade Dabi, doch ich wollte sie auch nie wiedersehen, nie wieder ihre Stimme hören müssen.
Das sagte ich ihnen auch.

»Lemü, bitte. Es-« fing Dabi an, doch ich unterbrach ihn und brüllte ihm die Worte: "Nenn mich nie wieder bei einem Spitznamen!" ins Gesicht.

Beiden sahen mich mit so viel Trauer und Angst an, dass es mich hätte erweichen sollen, doch das tat es nicht. Ich brodelte vor Hass, Zorn und Wut.

»Für mich seid ihr gestorben.«
Als ich diese Worte aussprach wurden mir zwei Dinge klar:
1. Ich hatte immer gesagt, ich würde den Mörder meines Vaters töten, wenn ich ihn fand.
2. Ich konnte es nicht.

Ich konnte den Mann, den ich immer noch liebte, nicht töten.
Aber ich konnte ihn hassen.

Ich glaube, sie sagten noch etwas, viele Sachen, als ich das Zimmer verließ und durch die Schranktür nach draußen verstand, doch alles was ich hörte war ein ohrenbetäubend lautes Piepen in meinen Ohren.
Vielleicht wollte sich mein Körper ja vor weiteren Lügen schützen.

In dieser Nacht schlief ich nicht.
Als ich mit Barbie erst eine Ewigkeit durch die Stadt gerannt war, bis ich eine Bushaltestelle gefunden hatte, und dann wenig später bei meiner Mutter zu Hause war, konnte ich einfach nicht an schlafen denken.

Zum Glück war meine Mutter zurzeit geschäftlich verreist und ich musste ihr somit nichts erklären.

Mit komplett Tränen-verklebtem Gesicht saß ich auf der Couch, starrte aus dem Fenster, sah nichts außer Dunkelheit und stellte mein Leben infrage.

Gönnte mir das Universum wirklich nicht mal einen Monat Frieden?
Hatte ich es nicht verdient glücklich zu sein?

Ha, nein, Mörder hatten das wohl kaum verdient.

Ich hatte duzenden Familien das angetan, was Dabi bei meiner Familie angerichtet hatte - naja, oder das was davon noch übrig war.

Oh Dabi, wie konntest du zulassen, dass ich mich in dich verliebe?
Wie konntest du dermaßen mit meinem sensiblen Herzen spielen?

~~
Morgen kommen die letzten beiden Kapitel & sorry dass ich so mit euren Nerven/Emotionen spiele hehe

Don't Save Me | Dabi x Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt