Status: Überarbeitet
- Yoongi -
Es tat weh, Jimin so zu sehen, wie er weinte und schluchzte. Die jetzige Situation machte uns beiden sehr zu schaffen.
»Jimin«, sagte ich leise und legte ein kleines Lächeln auf meine Lippen zur Beruhigung seiner. Ich wusste, dass es nicht der richtige Moment war zu Lächeln, jedoch wenn ich die kraft dazu hatte, konnte ich diese Jimin vielleicht schenken. Leider sah ich keine Anzeichen dessen.
Erschöpft entkam mir ein Seufzen, als ich an die vergangenen Monate dachte. Neben der Zeit nach dem Tod meines kleinen Bruders, waren das einer die Schlimmsten, die ich hinter mich bringen musste. Doch endlich, nach etlichen Tests und Untersuchungen fand man heraus, was mit mir nicht stimmte, genauer gesagt, mit meinem Gehirn. Die Hoffnung auf eine Heilung hatten wir nie und mit jeder Operation wuchs unsere Trauer. Nichts brachte, was die Ärzte hinter sich brachten, um mir zu helfen, und als sie endlich realisierten, dass weitere Behandlungen in der Zukunft nichts bringen würden, entschieden sie sich nur noch auf das Ende zu warten.
Ich hatte einen Glioblastom. Ein bösartiger Hirntumor, wessen Existenz mir von Beginn mitteilte, dass ich nicht mehr lang auf dieser Erde verweilen und an Jimins Seite bleiben werde. Mit der Zeit begann ich mein Schicksal zu akzeptieren, denn ich wusste, dass ich nichts mehr dagegen machen konnte. Doch Jimin würde wohl nie damit umgehen können. Für ihn war diese Nachricht wohl schlimmer, als für mich.
Ich wollte ehrlich sein ... ich hatte Angst. Angst vor dem Tod und Angst davor Jimin allein zu lassen. Erneut hatte ich mein Ding durchgezogen und nicht auf ihn und die anderen gehört. Viel zu oft hatte Jimin mir gesagt, ich solle doch endlich zu einem Arzt gehen und mich untersuchen lassen. Aber ich verdammter Mistkerl wollte nicht hören und musste jetzt mit dem Endergebnis zurechtkommen.
Jimin ...
Meine Augenbrauen vor Trauer zusammengezogen, presste ich meine Lippen aufeinander, um mein Schluchzen zu unterdrücken. Ich spürte, wie meine Unterlippe dennoch bebte und sich Tränen bildeten.
»H-hör zu«, presste ich gebrochen aus mir heraus. »Es tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe. Ich weiß, dass wir das ganze hätten früher herausfinden können. Aber es ist nichts mehr zu ändern, wir müssen damit leben, es hinnehmen und die restliche Zeit zusammen nutzen.«
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als Jimins Weinen lauter und heftiger wurde. »I-ich kann das n-nicht«, weinte er und stützte sich mit seinen Armen auf dem Krankenbett ab. »Tu' mir das nicht an!«
Es war, als hätte mich ein Schlag getroffen. Ich sagte diese Worte einst zu ihm und Yun ... Nun war er derjenige.
»Namjoon hat noch die Blaupläne. Wenn ich sterbe -«
»NEIN!«, schrie er. »Ich will dich nicht durch einen Roboter ersetzen.« Es war mir nicht mehr möglich, meine Tränen zu unterdrücken, ich ließ ihnen freien Lauf und zog meinen Verlobten in meine Arme. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsgrube und schluchzte. »Es tut mir so leid, dass wir nicht heiraten konnten.« Jimins Finger krallten sich in meiner vor Weinen zitternden Schultern.
»Es tut mir so unglaublich leid. Verzeih mir bitte ...«Jin seufzte bedrückt, als er sich auf den Stuhl neben meinem Bett setzte. »Was stellen Sie nur an, Boss?«, fragte er mit sanfter Stimme und unterbrach die drückende Stille in diesem öden Krankenzimmer. Die weißen Wände und die weiße Decke und das weiße Bett ... es war viel zu leblos, dabei bräuchte ich davon etwas mehr.
»Ich weiß, ich weiß.« Ich rieb mir mein Gesicht mit der Hand und ließ es dann auf meiner schmerzenden Stirn ruhen. Tag ein, Tag aus verspürte ich diese nicht endende Folter. Ich brauchte eine Pause, doch diese würde ich erst mit meinem Tod bekommen.
»Scheint so, als hätte ich das Leben durchgespielt.«
»Finden Sie nicht, dass es ein unpassender Zeitpunkt ist, gerade jetzt darüber Späße zu machen?« Seufzend blickte ich ihn an. »Vielleicht ... aber etwas Humor könnte mir gerade nicht schaden. Ich könnte etwas zum Lächeln gebrauchen.«
Den Kopf schüttelnd legte Jin einen Zettel auf den kleinen Tisch neben meinem Bett. »Was ist das?«, fragte ich den Inhalt meinend.
»Jimin hat es mir überreicht. Er wollte, dass ich es Ihnen abgebe. Er hat heute nicht die Kraft Sie zu besuchen. Hereinschauen durft' ich nicht.«
Verstehend nickte ich und nahm das Blatt Papier in meine Hand. Es war alt, die Risse an den Seiten und die Knicke verrieten es mir.
»Hör' mal, Jin«, sagte ich, bevor ich mir den Inhalt anschauen würde.
»Ja?«
»Kann es sein, dass du dich nicht entscheiden kannst, ob du mich mit Yoongi oder Boss ansprichst?«
Jin schmunzelte und blickte ertappt aus dem Fenster. »Eventuell.«
Das erste Mal nach mehreren Tagen am Lächeln, öffnete ich Kopfschüttelnd den gefalteten Zettel. Schnell mischte sich die Trauer unter meinen gehobenen Mundwinkeln. Es war ein Bild, dass Yun mir damals zu meinem 18. Geburtstag schenkte. Es war ein Porträt von uns Beiden. Über unseren Köpfen standen Glückwünsche und ein kleiner Text, wie sehr es sich glücklich schätzte, mich als seinen großen Bruder zu haben. Auch ich schätzte mich glücklich, ihn als meinen kleinen Bruder zu haben. Zu früh ging er von uns ...
»Ach du - Yoongi, ist alles gut?« Er erkannte meine laufenden Tränen und schaute mich alarmiert an. Ich nickte und hielt mir die Hand vor meine Augen, um das salzige Nass zu verstecken. Zurzeit wollte ich nicht, wie andere mich weinen sahen.
»Ja, mach dir keine Sorgen. Ich -« Ich atmete hell ein. »Ich bin nur froh diesen Bild wieder in meinen Händen zu halten. Ich dachte, ich hätte es verloren.«
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Artificial Intelligence
Fanfiction🄵🄰🄽🄵🄸🄲 »𝗧𝘂' 𝗺𝗶𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗮𝗻!« Eine Dokumentation über Künstliche Intelligenz war der Grund, der dafür sorgte, dass Yoongi sich seit seinem 9. Lebensjahr an die Wissenschaft interessierte. Mit seinen jungen 18 Jahren und den süß...