Sechs

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Status: Überarbeitet

- Yoongi -
-♑︎-

»Yoongi, nein! Das ist zu viel Milch!« Schnell riss Jimin mir die Milchpackung von den Händen, sowie den Messbecher und kippte einiges aus.

»Setze mal lieber deine Brille wieder auf. Da standen 100 Milliliter, nicht 700.« Er konnte sich das Lachen nicht unterdrücken und überreichte mir mein Weg zur klaren Sicht. Dankend nahm ich ihm diese an und setzte sie auf. Meine Sicht wurde um einiges besser, es war als würde man auf YouTube von 144p auf 1080p wechseln. In einem Leben ohne meiner Brille, würden mir nur Hindernisse von mir selbst aufgestellt vor mir auftauchen, und ich würde es nicht mal bemerken. Erst, wenn es natürlich zu spät wäre.

Nun, mit klarer Sicht, las ich mir das Rezept durch. »Was würde ich nur ohne dich machen?«, sagte ich und umarmte Jimin von hinten, küsste seinen Nacken.

»Einen Moment«, sagte er konzentriert und schüttete die richtige Menge an Milch in den Messbecher.

»So«, sprach er und drehte sich zu mir. »Du wärst verloren, mein lieber.« Anders als schmunzeln konnte ich nicht, so küsste ich ihn, sein ganzes Gesicht. Er zog eine Grimasse, doch konnte er sich kein Lachen verkneifen.

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Fertig mit der Zubereitung, schoben wir unseren Kuchen in den Ofen.

»Jetzt heißt es abwarten und Tee trinken.« Zufrieden stand mein Verlobter neben mir und hatte seine Hände stolz auf den Hüften abgestemmt.

»Tja ... und was machen wir jetzt?«

»Ich hätte da was.« Ohne zu zögern, verwickelte ich uns in einen Kuss und sobald er erwiderte, verstärkte sich der Druck zwischen unseren Lippen.

»Hm ... keine schlechte Idee.« Direkt überbrückte mein Verlobter wieder die letzten Millimeter zwischen unseren Lippen. Ein Feuerwerk entfachte sich in meinem Inneren und es fühlte sich an, als wären unsere Lippen verschmolzen, keiner wollte sich lösen. Wie von selbst legten sich meine Hände auf Jimins Hüfte, sobald sich seine in meinen Haaren verfingen und an diesen zogen. Langsam wanderten meine Hände zu seinem Hintern, kniffen leicht zu, dann sprang er. Seine Beine umklammerten sich um mich und ich kam etwas aus dem Gleichgewicht. Schwankend torkelte ich zum Küchentresen und setzte ihn darauf ab. Zwischen den Beinen meines Verlobten wanderte ich mit meinen Lippen von seinem Mund zu seinem Hals. Hell seufzte er zufrieden und klammerte sich an meinen Schultern fest.

»Wie sehr ich das doch vermisst habe«, hauchte er und drückte mich näher an sich, als ich bei seinen Schlüsselbeinen ankam.

Das Klingeln eines Handys unterbrach die Atmosphäre. Genervt, bedauernd, dass unser Moment zerstört wurde, stöhnte Jimin genervt.

»Ganz kurz, ja? Dann machen wir weiter.« Ich zwinkerte ihm zu und sofort spielte sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab. »Das hoffe ich doch.«

Um ein paar Schritte, entfernte ich mich von Jimin und griff nach meinem Handy. Jin rief an, ich hoffte für ihn, dass es einen guten Grund hatte.

»Was ist? Ich bin beschäftigt«, zischte ich.

»Boss, ich glaube, jemand ist ins Labor eingebrochen. Alles liegt auf dem Boden, und ein paar Dinge sind sogar beschädigt. Du solltest schnell herkommen.«

Ohne mich zu verabschieden, legte ich auf und ging schnellen Schrittes in den Flur, zog meine Jacke an, welche auf dem Jackenständer hing.

»Hey, was wird das?«, fragte Jimin und zog an meiner Jacke. Er versuchte sie mir wegzunehmen. Entschuldigend schaute ich ihn an. »Tut mir leid, Liebling, aber ich muss wirklich dringend los. Irgendjemand ist in mein Labor eingebrochen und hat wahrscheinlich etwas gestohlen.« Ich sprach in Hektik, während ich mir meine Jacke und Schuhe anzog, sowie auch mir einen Schal umlegte, denn es wurde so langsam immer kälter. Nur ungern wollte ich Jimin einfach so da stehen lassen, also gab ich ihm einen hastigen Kuss. »Ich bin so schnell wie möglich wieder da, versprochen!« Er schaute mir nicht in meine Augen, nickte bloß betrübt mit seinem Blick nach unten.

»Okay«, sagte er monoton, doch auch verletzt. Ich griff nach beiden seiner Arme, endlich schaute er mich an. »Tut mir wirklich leid. Zwei Stunden und ich bin wieder da!« Bevor ich die Wohnung verließ, küsste ich seine Stirn, als kleine Entschuldigung.

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Meine Augen weiteten sich aufgrund des Schocks, als ich bei meinem Labor ankam. Unordnung herrschte hier, Sachen lagen auf dem Boden, teilweise auch zerbrochen. Auch fand ich zerbrochene Alkoholflaschen und eine Zigarettenpackung.

So laut und schnell wie ein Schuss, hallte ein Satz in meinem Kopf. Wo ist die Festplatte?

Ich suchte sie in allen ecken und schränken, doch ich konnte sie nicht finden. Wo war sie? Mein Herz schlug mir bis zum Hals, ich musste sie finden. Jin musste für die Festplatte allein für den Hinweg 12 Stunden Fahrt hinter sich bringen. Noch dazu kam der Stau, drei Stunden plus.

Um sicherzugehen, dass ich nichts übersehen hatte, überprüfte ich erneut alle Schubladen und Schränke. Auch die, die verschlossen waren.

»Jin!«, schrie ich, sodass er mich von draußen hörte.

»Jin!«, wiederholte ich mich langgezogen und um einiges lauter, als er endlich die Treppe herunterkam. »Die Festplatte!«, sagte ich. »Wo ist sie! Hast du sie gesehen? Oh bitte, sag mir, dass du das hast.«

Ruhig kramte er in seiner Hoodie-Tasche und überreichte dir das Teil.

»Gott sei Dank.« Nein, ich war nicht religiös.

»Ich hab's auf dem Boden gefunden. Ich wusste, dass du danach als Erstes suchen würdest.«

Ich konnte nicht anders, als erleichtert auszuatmen. »Mein Lieber, dafür bekommst du eine Beförderung.«

Jin fing an zu strahlen. »Wirklich?«, fragte er und ich wollte ihm dies bestätigen, doch kam mir schon die nächste Sache in den Kopf. Mein Projekt! Erneut begann mein Herz zu rasen, ließ den Druck in meinen Ohren steigen. Ich drückte auf eine bestimmte Steller einer Wand und es öffnete sich eine kleine Tür, nur ein klein wenig größer als meine Hand. Eine kleine Tastatur mit den Zahlen von null bis neun zeigten sich mir und sofort gab ich mit zittrigen Fingern einen sechsstelligen Code ein.

»Zwei, acht, null, fünf ... neun, zwei«, flüsterte ich die Zahlenkombination mit. Sobald sich ein länglicher Sacht in dem Boden öffnete, erschien eine kalt wirkende Metall Liege, auf der mein Bruder lag. Diese erhob sich bis etwa meiner Bauchhöhe.

Die Decke, die über Yun lang entfernte ich mit einem Zug und erneut atmete ich aus Erleichterung aus. Erstaunt betrachtete der Laufbursche meine Kreation. Jin hatte nach wie vor, schon so oft er es gesehen hatte, immer denselben Blick. Er konnte kaum glauben, wie sehr Yun bereits einem Menschen ähnelte. Als liege eine Leiche vor uns. Ihm fehlten bloß die Haare und etwas Feinschliff, ich war mir sicher noch ein paar Fehler aufzufinden. Noch dazu fehlen ihm noch ein paar Dinge, die für uns Menschen selbstverständlich waren. Sobald Yun funktionstüchtig war, würde er nicht mehr kalt wie Blech und Eisen sein, sondern die menschliche Körperwärme annehmen. Hoffte ich zumindest.

»Entschuldigung?« Ein Polizist betrat mein Labor. »Ich erkläre alles«, sagte Jin und folgte dem Polizisten nach draußen.

-♑︎-

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