Status: überarbeitet
15.06.2009
»Wie oft denn noch, hm? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du gefälligst höflich gegenüber unseren Kunden seien sollst!« Yoongis Chef war wütend. Schon wieder musste er ihm erklären, dass er seine Respektlosigkeit den Kunden nicht zeigen soll. Zu oft durfte er es ihm bereits erklären, doch Yoongi hatte seine Gründe.
»Wieso soll ich Kunden Respekt zeigen, wenn die es selber nicht mal hinbekommen?« Er hatte es nie verstanden. Wenn man zu ihm ein Arsch war, dann war er es auch. So lebte er schon immer. Es war, als würden einige Menschen Höflichkeit überbewertet finden, und das regte ihn auf.
»Das sind Kunden, verdammt! Du musst sie ja nicht mögen, aber habe doch etwas verstand. Weißt du überhaupt, wie viele ich deinetwegen schon verloren habe?« Yoongi entschied sich nichts zu sagen, weder sein Gesicht noch die Haltung verrieten etwas über das, was in ihm vorging. Er war zornig. Alles seine Worte zeigten seine Wut und Enttäuschung so mancher Menschen gegenüber. Das einzige, was er tat, war seine Zähne aneinander zu knirschen.
»Zu viele! Viel zu viele habe ich wegen deiner Dummheit verloren! ... Wenn das so weiter geht, kann ich diesen Laden dicht machen. Ich habe nicht so viel Arbeit in dieses Restaurant gesteckt, nur um es wegen eines frechen Bengels wie dir gleich wieder schließen zu können!« Herr Choi war auf 180. Sein Gesicht errötete wegen des Zorns und der Verzweiflung diesen Jungen nicht endlich zur Vernunft bringen zu können.
»Das geht so nicht weiter«, sprach Herr Choi nun leiser und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Mit der Hand fuhr er sich durch den Bart und versuchte wieder zur Ruhe zu kommen.
»Du bist gefeuert ... Noch irgendwelche Einwände?« Yoongi überlegte, was er noch sagen könnte - am liebsten würde er ihn einfach anschreien -, doch ihm fiel nichts ein. Er wollte mehr Stress mit Herrn Choi verhindern.
»Nein«, sagte Yoongi und verließ das Büro.»FAHR DOCH!«, schrie er und schlug dabei seine Hände gegen das Lenkrad. Das Auto vor ihm fuhr viel zu langen. Yoongi wollte einfach nur so schnell wie möglich wieder nachhause und seine Augen für die nächsten acht Stunden schließen. Sein Tag hätte nicht schlimmer kommen können. Es war bereits später Abend und so, wie er Yun kannte, saß dieser bloß in seinem Zimmer und stopfte sich Süßigkeiten anstatt richtiges Essen in den Mund. Dieser Junge kochte nie, nicht einmal, wenn er alleine zu Hause war.
Als es Yoongi zu viel wurde, kurbelte er das Autofenster herunter und steckte sein Kopf heraus. »LOS!«, hupte er zweimal und setzte sich wieder vernünftig hin. Er sah zu, wie das Auto vor ihm nun Gas gab und schneller fuhr.
»Endlich«, seufzte er und gab ebenso Gas. Der Rest der Fahrt verbrachte er hauptsächlich mit angespannter Stimmung. Um so mehr erleichtert war er, als er sein Gefährt vor dem Blockhaus parkte und ausstieg.
»Bin wieder da!«, rief Yoongi durch die Wohnung, damit Yun ihn hörte, sollte dieser mit Kopfhörern in seinem Zimmer sitzen. Er streifte sich die Schuhe ab und klopfte an der Zimmertür seines Bruders.
»Yun?« Er öffnete die Tür, doch Yun war nicht da. »Hm, wo ist er?« Yoongi schloss die Tür und schaute sich in der Wohnung um, doch er fand seinen kleinen Bruder weder im Wohnzimmer noch in der Küche, oder seinem Zimmer.
Als er die Badezimmertür öffnen wollte, merkte er, dass diese abgeschlossen war. Und der Schlüssel steckte noch immer auf der anderen Seite der Tür im Schlüsselloch.
»Yun, bist du da drinnen?«, Yoongi rüttelte paar Male an dem Türgriff. »Hey, mach jetzt auf.« Er war noch immer entnervt, es fühlte sich an, als wäre die gespannte Spannschnur eines Bogens sein Nerv. Konstant hatte Yoongi das Gefühl, es wurde bald reißen.
Er klopfte und rüttelte weiter, doch nichts geschah. Keine Antwort, keine Gewissheit. Eine Angst entfesselte ihn, ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Brust breit und es war, als würde sein Kopf jeden Moment explodieren.
Nach weiteren erfolglosen Versuchen ging er drei Schritte nach hinten, seine Hände waren in den Haaren verfangen. Zehn Minuten vergingen und ihm fiel nichts anderes ein, als die Tür aufzubrechen. Drei weitere Schritte rückwärts und dann Anlauf nehmend, stieß Yoongi seine Schulter gegen die Tür. Zweimal, dreimal, viermal und fünfmal. Beim sechsten Mal hörte man etwas knacken und brechen, beim siebten Mal war die Tür dann aufgebrochen.
Yoongis Augen weiteten sich, Tränen brannten in ihnen und sein Herz sprang ihm aus der Brust. »YUN!«, schrie er, als er seinen kleinen Bruder in einer mit Wasser gefüllten Badewanne liegen sah. Yuns Augen waren geschlossen, er selbst war unter Wasser und schien nicht mehr aufzutauchen.
»Nein«, flüsterte Yoongi. »Nein, nein, nein.« Er kniete sich neben die Wanne hin. Er begann zu schluchzen. »Bitte nicht«, sagte er gebrochen. Es war ein hohes, stockendes Hauchen. Mit zitternden Händen hievte er Yun aus dem Wasser. »Wach auf.« Vorsichtig, als würde sein Bruder bloß schlafen, strich er ihn die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
»Komm schon!«, presste er heraus. Ihm kullerten immer mehr Tränen die Wangen herunter und als er Yun auf seinen Schoß zog, lief Yun etwas Wasser aus dem Mund. Schluchzend suchte Yoongi nach dem Puls am Handgelenk, sowie am Hals.
»Nein.« Er wollte nicht aufgeben. Er legte seinen Bruder auf den Boden und suchte nach seinem Herzschlag, doch da war keines. Die pure, traurige Stille umhüllte Yuns stilles Herz.
»Du bist nicht tot, das würdest du mir nicht antun.«
Yoongi schluchzte, seine Sicht war verschwommen, er konnte kaum etwas erkennen. Er griff nach der Hand und verteilte Küsse auf ihnen, als würde er Yun beruhigen wollen, wo, wie seine Mutter es immer tat.
Ein schmerzhafter Schrei aus Schmerz, Kummer und Wut erfüllte das Badezimmer. Er war nicht wütend auf Yun, er war es auf sich selbst. Er hatte versagt, seinem Bruder zu helfen und für ihn da zu sein. Großer Hass lag auf ihn selbst. Dieser würde lange anhalten.
»Tu mir das nicht an!«-♑︎-
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Artificial Intelligence
Fanfic🄵🄰🄽🄵🄸🄲 »𝗧𝘂' 𝗺𝗶𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗮𝗻!« Eine Dokumentation über Künstliche Intelligenz war der Grund, der dafür sorgte, dass Yoongi sich seit seinem 9. Lebensjahr an die Wissenschaft interessierte. Mit seinen jungen 18 Jahren und den süß...