Acht

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Status: Überarbeitet

05.09.2007

»Das hast du super gemacht, Yoongi!« Innig umarmte Yun seinen großen Bruder, nach der Bekanntgabe des Wettbewerbes. Yoongi durfte stolz den ersten Platz belegen und den Gewinnpreis in Höhe von 2.000.000 Won, sowie das Erscheinen in der Zeitung mit Stolz annehmen.
»Danke.« Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zeigte Yoongi Yun seinen Scheck und wedelte es leicht hin und her. Keine zehn Minuten war es her, da stand Yoongi noch auf dem Podest und stellte sein Projekt vor. Er erschuf eine Jacke, welche die Bewegungen auf einen sehr künstlich wirkenden Roboter problemlos und zeitgleich übertragen konnte. Es war unglaublich, wie flüssig die Bewegungen kopiert worden, sodass man kaum gemerkt hatte, dass diese bloß gesteuert waren.
»Wenn du so weiter machst, werden wir bestimmt reich. Hör bloß nicht auf!«
Lachend legte Yoongi seine Hand auf Yuns Kopf.
»Und wenn meine Gemälde später Reichweite haben, bekomme ich bestimmt auch viel Geld. Wir werden weltbekannt, geben Interviews in mehr als nur Korea. Yoongi, wir werden vielleicht sogar mit Berühmtheiten zusammenarbeiten!« Laut inhalierte Yun die Luft. »Ich werde sofort meine Leinwände verkaufen, sobald wir zu Hause sind. Ich schwöre dir, innerhalb eines Tages werden so viele Angebote machen, du wirst staunen!«
Es kitzelte in Yuns Finger, sein Herz raste voller Vorfreude auf sein Erfolg. Er blendete alle Nachteile aus, und begann sich auszumalen, wie alles ablaufen würde. Yun dachte gar nicht daran, dass es unzählige Wege ins Schlechte und Gute gab.
»Mach mal halblang, Yun. So einfach ist das nicht, und deine Werke werden auch nicht so schnell Schlagzeilen machen. Das alles braucht Zeit. Es könnte Jahre dauern, bis du berühmt wirst, wenn überhaupt.« So ruhig und schonend wie möglich, versuchte Yoongi die Situation seinem Bruder zu erklären und hoffte so, dass er etwas herunterkommen würde.
»Doch, doch! Das klapp, da bin ich mir sicher!«
Die Euphorie begann Yuns Körper einzunehmen, sein Selbstwertgefühl stieg und stieg ohne Ende. Er war sich sicher alles zu schaffen, egal wie groß das Hindernis sein mochte. Vor Aufregung raste sein Herz und er konnte kaum noch still stehen. Er brauchte Bewegung, so hüpfte er von ein auf das andere Bein. Er wollte das alles, er wollte es unbedingt und hatte keine Zweifel auf Erfolg.
»Fangen wir erstmal klein an, ja?«

Es vergingen Tage und Yuns Laune wurde mieser, angespannter und trüber. Sein erstes Gemälde stellte er auf Ebay hoch. Er wollte es für ganze 700.000 Won verkaufen, doch niemand schien Interesse zu zeigen. Yoongi schaffte es ihn zu überzeugen die Leinwand auf 80.000 Won herunterzusetzen.
Jeden Tag schaute der jüngere nach, hoffte auf Angebote, doch kam nie was, so sank sich jedes Mal seine Stimmung. Die Wut überrollte ihn dermaßen, sodass er bereits seinen Wecker und auch seine Tischlampe gegen die Wand schleuderte, oder zu Boden schmetterte. Mit jeder Woche wurde er immer ungeduldiger und begann damit an seiner Begabung als Künstler zu zweifeln.
»Schau, Yun. Deine Werke sind echt super, aber du musst damit klarkommen, dass einige noch nicht bereit sind dir diese abzukaufen. Und weißt du was?«
»Was?«, entkam es grimmig von Yoongis kleinem Bruder. Mit verschränkten Armen saß Yun auf dem Sofa und schmollte.
»Es ist vollkommen okay, nicht sofort an der Spitze zu sein. Viele, viele Künstler wurden erst nach dem Tod bekannt. Die Hauptsache liegt doch darin, dass du Spaß an all dem hast.«
»Yoongi, ich will noch am Leben sein, wenn meine Bilder bekannt werden.« Verzweifelt ging sich der Wissenschaftler durch seine Haare, sein Bruder war impulsiver und pessimistischer denn je.
»Was soll ich nur mit dir machen, hm?«, sagte Yoongi.
»Soll ich dir helfen?«, fragte er dann und schaute gespannt zu seinem Bruder.
»Und wie?«
»Vielleicht will Jimin eins von deinen Bildern. Ich höre ihn immer davon schwären. Das wäre doch bestimmt ein Anfang.«
An seinem Kaugummi kauend nickte Yun betrübt. »Ja, vielleicht ...«

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