Status: Überarbeitet
- Third Person -
Jimin betrat das Krankenhaus mit einem beklemmenden Gefühl in seiner Brust. Die Unruhe verfolgte ihn ununterbrochen und war mit ihm für einen kurzen Moment allein, als er den Fahrstuhl betrat. Er drückte den dritten Knopf und sah zu, wie sich die Türen langsam schlossen. Alles verging für den Kinderarzt wie in Zeitlupe. Yoongis Zeit tickte, alles und jeder musste sich in seinen Augen beeilen.
Er war nicht religiös und wurde so auch nicht erzogen. Nur die wenigsten in seiner Familie wandten sich Gott und der Kirche zu, doch seitdem sein Verlobter mit einem Hirntumor diagnostiziert wurde, konnte er nicht anders, als zu beten. Gab es wirklich einen Gott, dann hoffte er, dass dieser ihn gehört hatte.
Mit der Zeit bemerkte er jedoch, dass all sein Hoffen und Beten umsonst gewesen war. Yoongi ging es nicht besser, es ging ihm immer schlechter, bis zu dem Punkt, dass er schwach in seinem Bett lag, sich weigerte zu essen und auf den Tod wartete. Das brachte Jimin in Verzweiflung. Nächte lang weinte er sich in den Schlaf und wünschte sich, dass Yoongi bei ihm wäre. Heil und Gesund.
Bevor er das Zimmer betrat, klopfte er zweimal an der Tür. »Hey«, sagte er ruhig und leise, versteckte das, was in ihm wirklich vorging.
»Hi.« Der Wissenschaftler war soeben erst von einem eher weniger erholsamen Schlaf erwacht.
»Wie geht es dir?« Jimin setzte sich neben das Krankenbett und nahm die Hand seines Verlobten in die seine.
»Ganz ehrlich?«, sagte Yoongi. »Schlechter als je zuvor.« Er schmunzelte, um seinem Partner etwas Komfort zu geben, um ihm zu zeigen, dass er noch da war, doch stattdessen verfestigte sich Jimins griff um seine Hand, während ihm ein tiefes, erschöpftes Seufzend seiner Kehle entkam.
Stille kehrte ein, es war nur das nervige Piepen vom EKG-Monitor seines neuen Zimmermitbewohners zu hören. Dieser lag gemütlich auf seinem Bett, trank etwas Wasser und schaute sich seine Lieblingskomödie auf einem kleinen TV an. Yoongi und er hatten sich bereits vorgestellt und kamen gut miteinander klar. Jimin hingegen kannte ihn noch nicht.
»Darf ich vorstellen?«, sagte Yoongi, während er sich aufsetzte und mit der Hand auf den Jungen zeigte. Seine Arme zitterten, als er sich mit ihnen abstützte, um sich aufsetzen zu können.
»Das ist Tobias.«
Besagter hob die Hand zur Begrüßung und lächelte Jimin an. »Hallo«, sagte er. Mit einem Nickten erwiderte Jimin sein Lächeln und wiederholte sein Wort.
»Er ist Austauschschüler. Vor kurzem fand man heraus, dass er eine Herzrhythmusstörung hat.«
Sofort empfand Jimin Mitleid. »Wie alt bist du?«
»Ich bin letzte Woche 17 geworden.«
Traurig blickte er den Jungen an. Es war schrecklich, mit so jungen Jahren so etwas erfahren zu müssen. Sie hatten noch ihr ganzes Leben vor sich, Tobias' hingegen hatte noch nicht mal richtig angefangen.
»Das tut mir leid.«
»Alles gut«, sagte Tobias. »Sie können ja nichts dafür.«
»Ich wünsche dir alles Gute und gute Besserung.« Das wünschte ihm Jimin wirklich. Er sah kranke Kinder täglich auf der Arbeit, doch meist waren es nur Erkältungen. Doch kam es vor, dass ein Kind etwas Ernsteres mit sich trug, fühlte er das Leid der Eltern sofort mit und vollbrachte alles in seiner Macht Stehende, um der Familie zu helfen.
»Vielen Dank. Dasselbe wünsche ich Ihrem Partner.«»Mit Yun sind wir auch fast fertig. Namjoon, Jin und ich arbeiten jeden Tag - na ja, wenn ich nicht zur Arbeit muss. Und wenn es so weiter geht, kannst du Yun vielleicht doch noch ein allerletztes Mal sehen.«
»Das wäre schön«, hauchte Yoongi lächelnd und spürte seinen schweren Herzschlag, es dröhnte sogar in seinen Ohren. Wie lästig. Als Jimin verstummte, schaute er sich seinen Verlobten genauer an.
»Du bist müde«, realisierte er.
Yoongi schüttelte seinen Kopf. »Ich fühl' mich nur schwach. Ich habe solche Kopfschmerzen, aber irgendwie ... fühlt sich mein Kopf zur selben Zeit auch leicht an.«
Seine Atmung lag flach und das Denken fiel ihm schwerer als sonst. Zum ersten Mal wollte er nicht denken und fand auch keinen Spaß daran. Er wollte nicht einmal an seine Projekte und Yun denken.
Es war keine Stunde vergangen, in welcher nun auch er selbst einen EKG-Monitor angeschlossen bekam.
Jimins Blick wanderte, vom Monitor zu Yoongi und andersrum. Das Piepsen war nervig, es dröhnte in deinem Kopf und würde dich auch auf dem Weg nachhause in Form eines Ohrwurms begleiten. Die Abstände, in denen es ertönte, wurden größer. Der sonst so große Wunsch, das hohe Geräusch ausblenden zu können, verschwand. Sofort änderte Jimin seine Meinung und wollte nichts mehr, als das Piepsen öfter und lauter zu hören. Er wollte es nicht mehr ausblenden, nun wollte er es ununterbrochen hören.
Angst und Besorgnis stauten sich in ihm auf. Beide waren sich bewusst, was in Kürze geschehen würde. Keiner von ihnen wollte es. Erst einen Tag zuvor, fragte Yoongi, wie ein Sterbeprozess ablief. Er wollte nicht unwissend sterben, er wollte wissen, wann es soweit war.
Es war anstrengend seine Augen offenzuhalten und nicht gleich einzuschlafen. Seine Beine und Arme fühlten sich komisch an, unangenehm schwer. Die Schwäche nahm ihn komplett ein und es fühlte sich an, als würden sich unsichtbare Gewichte auf der Brust befinden.
»Yoongi, ich bin gleich wieder da. Ich hole nur schnell einen Arzt.« Die Panik fraß ihn langsam auf. Die Hände zitterten, während sich ein Knoten in seinem Hals bildete. Er stand auf und wollte losgehen. Schnell genug, um ihn zu stoppen, griff Yoongi nach seinem Handgelenk.
»Bleib hier.« Er konnte kaum noch vernünftig sprechen, seine Worte waren nur noch ein Hauchen.
»A-aber.« Tränen sammelten sich Jimins Augen, verschwammen ihm die Sicht und rannten seine roten Wangen herunter.
»Ich will dich bei mir haben.«
»Ich muss doch jemanden holen, der dir helfen kann«, weinte er und setzte sich.
Die Minuten vergingen, in denen Yoongi sich entschied, seine Augen für einen Moment zu schließen. Stumm saß Jimin neben seinem Bett, die Hand seines Partners in seiner und wachte über ihn, als könnte er den Tod persönlich sehen, um ihn rechtzeitig wegzuscheuchen.
»Yoongi.« Verwundert öffnete er seine Augen, doch es war nicht Jimin der gesprochen hatte. Sie wirkte viel zu jung und hoch für seine. Er wusste, wem die Stimme gehörte, er kannte sie zu gut. Sie gehörter einer Person, die ihm sehr wichtig gewesen war.
»Mach deine Augen auf.«
Als er das tat, sah er jemanden hinter Jimin stehen. Sie war kleiner als er und lächelte ihn warm an. Es war ein Lächeln, dass er zu sehr vermisst hatte.
»Yun?«, sagte Yoongi. Er sah, wie sein Bruder nickte. Verwunderung brach in Jimin aus, als er Yoongi den Namen seines Bruders aussprechen hörte. Niemand außer ihm, dem Austauschschüler und seinem Verlobten befand sich in diesem Raum. Yuns Reparatur war nicht einmal vollzogen worden.
»Yoongi, Yun ist nicht hier.«
Yun stellte sich neben Jimin hin und legte seine Hand auf die Schulter des Besagten. Jimin selbst konnte die Hand nicht spüren, er konnte Yun nicht sehen.
»Lange nicht gesehen.« Unter Tränen schluchzte Yoongi, darunter ein verstecktes Lachen. »Yun«, weinte er. Jimins Blick huschte auf den Monitor, die Abstände wurden immer größer.
»Es ist soweit«, sagte Yun und hielt seinem Bruder die Hand hin. »Komm mit mir.« Unkontrolliert weinend, versuchte Yoongi nach der Hand zu greifen.
Alles, was Jimin sah, war, wie sein Verlobter versuchte nach dem Nichts zu greifen. Schnell nahm er die Hand in seine. In den Augen Yoongis, wirkte es, als hätte sein kleiner Bruder danach gegriffen. Kurz blickte er zu Jimin. Auch er war hysterisch am Weinen. Er schenkte ihm ein letztes, warmes Lächeln, ehe seine Hand schlapp wurde und das laute Piepsen keine Pausen mehr einnahm. Sein Herz setzte aus. Es fühlte sich an, als hätte man es ihm brutal aus der Brust herausgerissen. Als er dann vollkommen realisierte, was geschehen war, weinte er lauter, schrie und rüttelte an dem leblosen Körper seines Verlobten.
»Wach auf!«, rief er. »Auf wachen. Das ist nicht witzig!«
Tobias schaute zu, wie Jimin hoffnungslos an dem Körper rüttelte. »Sir, ich denke, er ist -«
»NEIN!«, schrie Jimin.
Die Ärzte kamen hineingestürmt und rissen ihn vom Körper los. Er wehrte sich, schlug um sich herum und versuchte verzweifelt zurück zu Yoongi zu kommen.
»Tu' mir das nicht an, Yoongi!«
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Artificial Intelligence
Fanfiction🄵🄰🄽🄵🄸🄲 »𝗧𝘂' 𝗺𝗶𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗮𝗻!« Eine Dokumentation über Künstliche Intelligenz war der Grund, der dafür sorgte, dass Yoongi sich seit seinem 9. Lebensjahr an die Wissenschaft interessierte. Mit seinen jungen 18 Jahren und den süß...