Status: Überarbeitet
- Yun -
Zwei Stunden vergingen, in denen ich vor einer weißen, blanken Leinwand saß und grübelte, welches Leben ich mit Pinsel und Farbe erschaffen sollte. Etwas, was mir wichtig war, meinte Jimin. Doch was war mir - Yun wichtig? Mir war bewusst, dass sich Erinnerungen des echten Ichs auf meiner Festplatte befanden, doch waren es noch lange nicht alle. Bloße Videoaufnahmen von vor mehr als zehn Jahren gaben mir einen Einblick in sein Leben, doch ich fand nichts. Wenn ich die Vergangenheit versuchte abzuspielen, war es tatsächlich wie ein Video. Meine Sicht wurde versperrt und die Aufnahmen spielten sich ab. Ich hatte sogar die Fähigkeit, sie zu pausieren und vorzuspulen. Ich musste zugeben, das war ziemlich cool, aber auch einfach nicht menschlich! Alles, was ich wollte, war ein Körper aus Fleisch, Blut und Knochen zu haben. Vor mich lag die unausweichliche Ewigkeit. Eines Tages würde ich jeden und alles verlieren. Es war einfach nicht das, was ich wollte. Doch schien mein Wunsch dem Universum zu viel zu sein.
»Komm schon, Yun. Streng dein Köpfchen an!«, presste ich zwischen meinen Zähnen hervor und haute den Pinsel auf die weiße Fläche. Blaue Farbe bereitete sich klecks artig aus und begann sogar bei der Menge herunterzutropfen. Genervt stöhnte ich und ... ja genau!
Ein breites Grinsen schlich sich mir auf die Lippen und ich begann immer mehr dieser Kleckse zu verteilen. Die Farbe befand sich nach kurzer Zeit beinahe überall, sogar auf mir und meiner Kleidung, doch das war mir egal!
Die Farbe trocknete. Gleich fing ich an, eine Silhouette mit einem Bleistift vorzuzeichnen. Yoongi. Schnell wurde mir nach all den Aufnahmen klar, dass Yoongi Yun wichtig war. Sie waren mehr als nur Brüder, sie waren beste Freunde. Jimin hatte recht, Malen machte Yun unglaublich Spaß! Und wenn er nicht log, war ich tatsächlich der erste Roboter mit menschlichen Emotionen, somit der größte erfolgt Yoongis. Vielleicht sogar der Menschheit. Über ein Jahrzehnt saß er daran, mich zu erbauen. Mich praktisch zu einem Menschen zu machen. Ich sollte ihm nicht all das zunichtemachen, indem ich ihn hasste. Dankbar, das sollte ich sein, denn ansonsten würde ich hier nicht sitzen. Mit dieser Leinwand sollte ich ihm danke sagen!»Yoongi?«, flüsterte ich und rüttelte an seiner Schulter. Er sollte aufwachen. Zu lange schlief er bereits, denn ganze neun Stunden waren bereits vergangen. Müde ertönte ein Brummen.
»Komm mal mit«, sagte ich. Müde rieb mein Bruder sich den Schlaf von den Augen und blickte mich überrascht an. »Yun?«, fragte er leise.
»Ja, ich bin es. Komm jetzt!«
»Was gibt es denn?« Laut gähnte er, als er sein warmes Plätzchen verließ und mir folgte.
»Warte hier«, meinte ich bloß und schnellte in mein Zimmer, um das Gemälde zu holen. Stolz überreichte ich ihm das Kunstwerk.
Stumm, doch mit einem kleinen Lächeln analysierte er das Bild von sich selbst. Dann begannen seine Seher zu glänzen und ein paar Tränen nässten seine Wangen. Vor Freude weinend nahm er mich in die Arme.
»Danke«, sprach er mit angeschlagener Stimme und schluchzte. Diese Reaktion hatte ich nicht erwartet, doch es freute mich zu sehen, dass er sich über mein Geschenk freute.
»Alles gut«, versuchte ich ihn zu beruhigen und erkannte Jimin im Augenwinkel, wie er an einem Türrahmen angelehnt dastand und lächeln zuschaute. Dann erschien ein extra Fenster vor meinen Augen. An Jimins Gesicht herangezoomt, zeigte es mir seine Informationen. Geburtstag, Name, Geschlecht, Sexualität und Interessen. Erst jetzt realisierte ich, dass das Menschsein viel langweiliger war, als meine Existenz. Ich konnte alles, was sie nicht konnten. Vielleicht war es besser, sich aufs hier und jetzt zu konzentrieren.
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Artificial Intelligence
Fanfiction🄵🄰🄽🄵🄸🄲 »𝗧𝘂' 𝗺𝗶𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗮𝗻!« Eine Dokumentation über Künstliche Intelligenz war der Grund, der dafür sorgte, dass Yoongi sich seit seinem 9. Lebensjahr an die Wissenschaft interessierte. Mit seinen jungen 18 Jahren und den süß...