Status: Überarbeitet
- Yoongi -
Fünf Monate ...
Fast fünf Monate vergangen und ich saß noch immer hier, in meinem Labor, an dem Duplikat meines Bruders. Morgen, nein, bereits in wenigen Stunden würde mein Zeitlimit abgelaufen sein. Oder eher, sobald mein (noch) Verlobter aufwachen würde. Vier Uhr am Morgen, ich hoffte, meine Armbanduhr würde mich täuschen, dass es vielleicht eine oder zwei Stunden vor, funktionieren würde, doch so schnell ich diese Hoffnung hatte, verpuffte sie auch wieder, denn ich überprüfte immer, ob die Zeit denn auch richtig war.
Doch ich hatte mein Projekt beinahe beendet. Wenn Jin nicht gewesen wäre, wäre ich nicht so weit gekommen. Ich würde dann hier sitzen und an meiner Verzweiflung sterben. Ein Tod, der mir passen würde, wenn es nicht durch Schlafmangel geschehen würde.
Meine Hände zitterten, mein Herz raste und ein glänzender Schweißfilm hatte sich auf meiner Stirn gebildet. Schlaf, diesen hatte ich in den vergangenen Monaten nur unglaublich wenig ergattern können. Die Ringe unter meinen Augen waren schlimmer denn je und ich war auch so einige Male eingenickt. Pures Glück hatte mich durch Jin begleiten können, denn er hatte mich immer geweckt und mal nicht auf meine Gesundheit geachtet.
Für einen Moment setzte ich meine Brille ab und rieb mir die Augen. Müdigkeit bewohnte meinen Körper. Angst, Verzweiflung und Unbehagen waren seine Mitbewohner und hatten Spaß daran mich zu foltern, mir eine nicht loswerdende Plage zu sein. All dies förderte natürlich nicht meine Konzentration, sorgten sogar dafür, dass ich Fehler übersah. Doch ich hatte mich im Griff.
Nicht mehr lange, nur noch einen Knopfdruck und ich hatte es geschafft. Es kam mir so surreal vor. Etwas, wofür ich mehr als zehn Jahre meiner Lebenszeit investiert hatte und kaum noch glaubte es je zu beenden, war nun vollendet. Fast ironisch lachte ich auf und vergrub meine Hände in den Haaren. Ich konnte es nicht glauben. Nach fast zwölf Jahren war ich am Ende. Ich hatte es vollzogen.
Zum Teufel mit all den Emotionen, die ich in diesen Jahren durch den Tod meines Bruders hatte. Er war bald wieder bei mir! All die harte Arbeit, wenn er einwandfrei funktionieren würde, hatte sich gelohnt. Vor Freude und Erleichterung kamen mir die Tränen und ich begann zu weinen.
»Ich habe es geschafft«, sprach ich zu mir selbst. Alles würde wie früher sein. Kein Streit mit Jimin über all das, und vor allem ... mein Bruder würde wieder bei mir sein. Er mochte nur ein Roboter sein, doch war ich trotz dessen glücklich. Man würde gar nicht bemerken, dass er kein Mensch war. Wenn er nicht nur wie einer aussah, sondern auch handelte, dann würde vielleicht sogar ich vergessen, dass er nicht der echte Yun war.
Die Zeit, nun hatte ich sie, um Jimin seinen Wunsch zu erfüllen. Die Planung unserer Hochzeit. Er hatte lang genug gewartet.
Laut schniefte ich einmal und wusch mit dir Tränen mit dem Ärmel weg. Als ich dem Roboter näherkam, betrachtete ich diesen. Nur die Eisen starke härte des Körpers verriet einem, was er wirklich war. Und wenn ich ihn einmal startete, wäre selbst seine Haut nicht mal mehr kalt und hart. Verdammt, man könnte meinen, er wäre nie gestorben!
Ich kramte mein Handy aus der rechten Kitteltasche und wählte Jins Nummer.
»Ja?«, sagte er in einem müden Ton. »Komm sofort her. Ich ...« Ich war so aufgeregt, dass das Beenden meiner Sätze mir nicht mehr vonnöten schien. »Boss, was ist los?«
»Herkommen, sofort.« Ohne Jin die Chance zu geben, eine Antwort von sich zu hinterlassen, legte ich auf.
Ich hatte es geschafft, ich würde Jimin nicht verlieren.»Was war so wichtig, dass du mich so früh am Morgen anrufst? Ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Der ist mir sehr wichtig, Boss.«
Kein ›Hallo‹ und kein >Guten Morgen<. Direktes Meckern, doch das war mir egal. Mit schnellen, großen Schritten ging ich auf Jin zu und packte ihn an seinen Schultern. Währenddessen hatte ich ein breites, schon fast schmerzhaftes Lächeln auf den Lippen.
»Alles okay, mit dir?« Er schaute kurz zu Yun rüber, ehe sich seine Augen ein wenig weiteten. »Sag mir bitte nicht, du hast es nicht geschafft.«
Hastig schüttelte ich den Kopf und umarmte ihn kräftig. »Was ... Boss, erzähle doch schon!«
»Jin«, sagte ich, als mir wieder die Tränen kamen. »Ich ... wir haben es geschafft. Hörst du? Es ist vollzogen!«, antwortete ich voller Euphorie und sprach den letzten Satz lauter. Ich schrie es schon fast.
Auch Jin grinste nun, umarmte mich und lachte siegreich mit mir. »Ich wusste, du schaffst das!«
»Wir, Jin. Wir haben es geschafft. Du warst mir eine sehr große Hilfe.«
»Immer wieder gerne.«
Zusammen näherten wir uns Yun, dann legte ich ihn meine Hand in den Nacken, da, wo der Knopf war.
»Bereit?«, fragte ich inzwischen ernst und Jin nickte. Laut atmete ich ein und aus, ehe ich diesen nervös, mit zittrigen Händen betätigte. Zwei Schritte entfernten wir uns und betrachteten das Geschehen. Ein hoher, doch leiser Ton ertönte, bevor sich die Augen meines kleinen Bruders ruckartig öffneten.
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Artificial Intelligence
Fanfiction🄵🄰🄽🄵🄸🄲 »𝗧𝘂' 𝗺𝗶𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗮𝗻!« Eine Dokumentation über Künstliche Intelligenz war der Grund, der dafür sorgte, dass Yoongi sich seit seinem 9. Lebensjahr an die Wissenschaft interessierte. Mit seinen jungen 18 Jahren und den süß...