Zu Hause angekommen, erwartete mich Harry schon. Er lehnte lässig am Türrahmen. Nach und nach lockerte die Stimmung ein wenig auf, wir kamen ins Gespräch und die nahezu undurchdringbare Eisschicht, die sich in den letzten Tagen, Wochen, Monaten zwischen uns aufgebaut hatte, schien zerbrochen. Wir lachten, redeten, kicherten, als wäre es gestern gewesen, dass wir uns zum ersten Mal begegneten.
Später, am frühen Nachmittag, räumten wir den Schnee draußen am Bürgersteig. Ich liebte Schnee. Schon immer. Es war, als würde dadurch jedes Mal ein kleines Stück Kindheit und Unbeschwertheit in mir hochkommen. Im Moment schaufelte ich die Einfahrt frei, die größer und somit auch gleichzeitig um einiges anstrengender war, als gedacht.
„Alles okay?" Ich glaubte kurz davor zusammenzuklappen zu sein, doch ich machte stur weiter. Harry schnaubte mit einem undefinierbarem Schmunzeln im Gesicht. Wobei ich nicht zuordnen konnte, ob es ironisch, spöttisch oder simpel nett gemeint war. „Ach wirklich?" Ich nickte und schaufelte, um meine Aussage zu bekräftigen, eine große Ladung aus dem Weg. Kurze Zeit fühlte ich mich, als würde der Boden unter mir wegrutschen und ich klammerte mich an der Schippe fest. Vom einen zum nächsten Moment, wurde mir furchtbar schwindelig und ich hatte wohl oder übel gar keine andere Möglichkeit, als eine Pause einzulegen. Der Schwindel packte mich und ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich mir einredete, das es einen ganz natürliche und normale Nebenwirkung, einer Diät war. War es ja auch. Na also, alles ganz easy und harmlos.
Ich machte mich wieder an die Arbeit und ignorierte die besorgten Blicke meines Freundes, die häufig auf mir lagen. Wenn er mich schon nicht verbal kritisierte, tat er es mit seinen Blicken. Das hatte er besonders gut drauf.
Wieder im Haus, machte ich mir einen Kamillentee und trank ihn schlückchenweise. Und während Harry stumm vor dem Laptop saß und die Fingerspitzen synchron in die Tasten schlugen, machte ich mir Gedanken. Gedanken darüber, wie ich das mit heute Abend regeln sollte. Was hatte ich überhaupt für Möglichkeiten, dem Essen aus dem Weg zu gehen?
Etwa, hab schon zu Hause gegessen. Nein, völlig absurd. Erstens würde Harry es doch bemerken oder besser gesagt kontrollieren, was und wo ich etwas zu mir nahm. Und überhaupt, das würde niemals klappen. Ich sagte nur, never in a million years. Sofort hatte ich wieder diesen Ohrwurm von dem Lied, der einfach nicht mehr aus meinem Kopf wollte.
Fieberhaft überlegte ich weiter. Ein, ich faste dies und das und bin auf dieses und jenes allergisch, würde auch nur wenig helfen. Wir essen in einem Sterne Lokal, wo nur die Promis und damit die High - Society aß. Da würden sie mir ein extra Menü mit all meinen Wünschen, zubereiten. Sei es von glutenfrei bis zu Zucker- und Fettunverträglichkeit. Gab es soetwas überhaupt?
Der Nachmittag verging wie im Flug und ich ging in mein Zimmer, nahm das frisch gewaschene Kleid heraus und legte es zusammen mit der Handtasche, dem Schmuck auf unser Bett.
Ich zog mir mein Oberteil über den Kopf, tat es mit der Hose gleich und stand unschlüssig vor dem Spiegel. Musterte mich, starrte eine ganze Weile auf die Stellen, an denen zuviel Fett war. Die Lücke zwischen den Oberschenkeln war in letzter Zeit größer geworden. Zudem konnte ich von nun an den Gürtel ganze zwei Löcher enger einstellen. Mein Herz schlug schneller. Es war solch ein schönes Gefühl, jede einzelne Rippe zu spüren, kein Fett dazwischen zu fühlen. Ich lachte. Es war schrill, irre, verrückt, so sehr erfüllte mich die Freude. Blut schoss mir in die Adern und ich kam nur langsam wieder zu mir zurück.
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Vier Augenpaare waren auf mich gerichtet und um mich knapp zu fassen: ich war schlichtweg überfordert und fühlte mich unwohl in meiner Haut. Ich sah mich um, versuchte die Sicherheitsleute zu zählen. Es waren soviele.. Vorhin hatte ich ein paar davon gegrüßt. Nach einem bedrückten Schweigen, stieß jeder ein knappes, „Hey", hervor, doch die Blicke blieben ununterbrochen auf mir. Es war wohl nicht üblich die Freundin des Arbeitgebers zu begrüßen. Na ja, man musste nicht alles verstehen.
Ich saß Louis gegenüber, Harry neben mir und ihm gegenüber saß der blonde Ire, der sich schon seit Minuten vertieft über die Speisekarte beugte.
Warum starrte Louis mich so an? War er mir etwa böse, weil ich mit Jana befreundet war? Unsinn, kam es von meinem Unterbewusstsein. Und warum zur Hölle waren ausgerechent heute, meine Haare solch eine Katastrophe? Das waren nur ein paar von tausenden Fragen die mir im Kopf herumschwirtten. Und auf keine einzige erhielt ich eine Antwort.
In diesem Moment wurden mir tausend Schwächen bewusst. Das Kleid, welches viel zu eng saß, die Haare, die ich zu einer komischen Frisur zusammengebauscht hatte, das Make - Up, das mir im Winter zu hell war und zuletzt, das Fettpolster direkt an den Waden. Der Kellner kam an unseren Tisch und nahm die Bestellungen auf. Sie bestellten O-Saft. Ich Wasser.
„Ich freue mich schon so auf das Essen. Hier soll's besonders gut sein." kam es von Niall und er sah in meine Richtung. Ein Grinsen zierte seine Lippen. Zerknirscht nickte ich. „Hab schon viel davon gehört, ja." Eine glatte Lüge. Meine Stimme klang heiser und war brüchig. Ich sah zu Harry. Die Kiefer mahlten aufeinander, doch er blieb vollkommen still und sagte keinen Ton.
Zayn informierte uns knapp, er ginge kurz eine rauche. Ich ging ebenfalls nach draußen frische Luft schnappen, als mein Blick an jemanden hängen blieb. Nach einigen Sekunden erkannte ich die Umrisse zweier Personen. Da entdeckte ich Jana mit Louis, der sie ziemlich aggressiv küsste. Warum zum Teufel hat sie mich nicht darüber informiert, dass es ein Liebes Comeback gegeben hat!? Irritiert schüttelte ich den Kopf und ging wieder rein. Wenig später kam Zayn wieder. Louis trottete hinterher, doch Jana kam nicht mit, was mich wunderte. Der Kellner kam bereits und brachte uns die Getränke. Die Frage, was wir essen wollten, traf mich wie ein Blitzschlag. Verdammt, ich hätte mir etwas überlegen sollen.
„Ich muss auf die Toilette. Ganz dringend, sorry." piepste ich leise und Harry sah mich fragend an. Jemand rief mir noch etwas hinterher, doch das hörte ich gar nicht mehr. Planlos stolperte ich die Stufen hinunter, irrte durch das Restaurant, indem ich mir vorkam, wie eine kleine Maus in einem Irrgarten. Minuten vergingen und ich gab auf, stellte mich in eine Ecke und fischte hastig die Tabletten heraus.
Einen Augenblick lang, keimten Zweifel in mir auf und ich dachte darüber nach, sie heute nicht zu nehmen. Doch im nächsten Moment überkam mich ein Gefühl der Überlegenheit. Eine Stimme direkt hinter mir, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
„Tu's nicht."
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Wer ist wohl die mysteriöse Person?
Frage: Wann bekommt ihr euer Zwischenzeugnis? Ich am Freitag den dreizehnten, oh oh oh..
Stay fresh,
Nina x
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I hate it to be hungry #Wattys2015
Fanfiction"A-aber Harry ich wollte doch nur schlank sein." Schlagartig wurde mir kalt. Eiskalt und ich krallte mich in den Saum meines Pullis. Vor Aufregung. Vor Wut. Vor Angst. Seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammengepresst. Von einen Moment auf den ande...
