eins

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„Komm doch jetzt endlich!" hörte ich meine Freundin Jana von unten mit genervter Stimme rufen. Ich konnte schon vor mir sehen, wie sie ungeduldig die Augen verdrehte. Seufzend legte ich mein Handy beiseite und hastete dann die Treppen hinunter. Man musste wissen, Geduld war nicht eine von Janas größten Stärken. „Ja ja, ich komm' schon."

Zufrieden grinsend zog sie die Türe hinter sich zu und Jana war eine Person die immer grinste, einfach immer. Und ich konnte mir bis heute nicht erklären, wo sie diese Lebensfreue hernahm. Diese enorme Lebensfreude. Immer und überall. Entschlossen wandte ich mich wieder meiner Freundin zu. „Alles gut?" fragte ich beinahe tonlos. Fast ein heißeres Flüstern. Gott, wie sehr ich die Erkältungen in dieser Jahreszeit hasste.

Ein Kichern entfloh ihr plötzlich und sie sah mich mit funkelnden Augen an. „Louis", stieß Jana mit hochrotem Kopf hervor. Sie brach glucksend ab und warf ihren Kopf nach hinten, wobei ihr, wie immer, die zahlreichen Locken über ihre Schulter fielen.

„Erzähl schon!", entfuhr es mir. Als sie noch immer grinsend vor sich hin schwieg, musste ich eben zu anderen Methoden greifen. Freundschaftlich gab ich ihr einen Klaps an die Seite und boxte ihr spielerisch in die Hüfe. Gefakt empört rief sie: „Gott Rose! Du bist ja sowas neugierig." Zerknirscht nickte ich und legte einen Schritt zu. Zum ersten Mal verstand ich das Sprichwort: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Sofort kam sie hinterhergeeilt und packte mich sanft an der Schulter. Ich drehte mich noch im Laufen zu ihr um.

„Okay okay. Louis meinte letztens, dass er mir etwas sagen will. Ha, ich war ja so neugierig." Ein helles Lachen entfloh ihr, als sie dann fortfuhr. „Ich dachte natürlich gleich: Will er ein Kind? Oder macht er mir einen Antrag?" Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln. Das war mal wieder typisch Jana. Immer alles Mögliche in Erwägung ziehen. Mit schnellen, bestimmten Schritten lief ich weiter. Die unzähligen an uns beiden vorbeihastenden Passanten machten es nichr gerade einfach ein normales Gespräch zu führen.

Unsere Blicke kreuzten sich. Sie fing meinen Blick auf und ein vielsagendes Lächeln huschte ihr übers ganze Gesicht. Mit funkelnden Augen fuhr sie fort. „Er verband mir die Augen und meinte er hätte sich etwas ganz besonderes ausgedacht. Rate mal was!" Ein triumphierendes Lächeln spielte um ihre Lippen.

Ich runzelte meine Stirn und schüttelte irritiert den Kopf. Ich hatte wirklich keine Ahnung. Ihre rehbraunen Augen glitzerten vor Freude und Röte stieg ihr in die Wangen. „Er hat gekocht. Rose stell dir vor, er hat gekocht. Obwohl er es doch hasst zu kochen. Ich dachte mir nur, oh mein Gott, ist er süß! Louis hat sich soooviel Mühe gegeben. Oh gott, das ist ja so toll von ihm. Ay, sogar eine Torte gebacken hat er mit der Aufschrift Jouis..-" schwärmte sie ununterbrochen weiter und redete ohne Punkt und Komma. Sie war ganz in ihrem Element und nichts und niemand konnte ihren Redefluss jetzt stoppen. Typisch wenn es um Louis ging. Über ihn hätte sie ernsthaft einen ganzen Roman schreiben können, soviel wie sie tagtäglich über ihn berichtete und erzählte.

Die Worte von meiner Freundin bekam ich nur noch nebenbei mit. Der Wind peitschte mir um die Ohren, sodass mir die langen Haare mir ständig unvorteilhaft ins Gesicht schlugen. Ich hasste es. Schnell zog ich den Reißverschluss bis nach oben ans Kinn und steckte meine zu Eiszapfen gefrorenen Hände in die Jackentaschen.

Nach einer halben Stunde Fußmarsch an der Mall angekommen sind stieß Jana die riesige Tür auf und die warme, fast stickige Kaufhausluft drang uns entgegen. Wie selbstverständlich gingen wir ohne ein Wort zu wecheln in unseren Lieblingsladen. Dort gab es einfach immer etwas, das uns gefiel und das Zeug war gar nicht so überteuert wie manch andere Geschäfte hier. Sofort steuerten wir auf die Abendkleiderabteilung zu und ich fragte mich warum. Hatte sie ein Date? Als hätte sie meine Gedanken gelesen.. „Louis hat mich zum Abendessen eingeladen." teilte sie mir fast nebensächlich und durchwegs mit diesem verliebten Lächeln auf den Lippen, mit, während sie den ersten Kleiderständer durchwühlte.

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt