zweiundfünfzig

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Nach ewigen hin- und herreden über dies und das, Gott und die Welt kamen wir wieder auf Harry. Wie sehr mich es belastet, dass er sich einmischt. „Vielleicht ... vielleicht ist es wirklich besser mal eine Pause einzulegen oder gar einen Schlussstrich zu ziehen."

Eine Stimme war plötzlich hinter uns. Vor Schreck ließ ich mein Glas fallen und das Wasser breitete sich rasend schnell auf meiner Jeans aus. Das Glas zersprang in tausend Teile - so wie mein Leben momentan. Es glich einem einzigen Scherbenmeer.

„Schön, wenn man auch mal andere Aspekte von sich hört." Ausdruckslos sah er mich an und ich sagte keinen Ton. Mein Herz hörte für einen Augenblick auf zu schlagen. Alles war wie in Zeitlupe, war wie eingefroren. Ich drehte mich um, starrte ihn an, öffnete den Mund. Ich wollte etwas sagen, doch ich war wie gelähmt. Mein Gehirn funktionierte nicht mehr. Wieder riss ich verzweifelt die Augen auf, gestikulierte wild, doch kein Ton kam mir über die Lippen. Im Augenwinkel sah ich noch wie meine Freundin eilig ihre Sachen zusammenraufte und aus dem Haus stürzte. Ich an ihrer Stelle hätte wahrscheinlich kein bisschen anders reagiert. Ich wäre wahrscheinlich kopflos rausgestürmt.

„So siehst du das also." presste er hervor, setzte sich mit versteinerter Mimik dicht neben mir auf die Couch und sah mich an. Lange. Ungläubig. Fassungslos. Entsetzt. Misstrauisch. Prüfend. Mir wirde übel und ich hielt mir verkrampft die Hand vor den Bauch.

Ich hatte mit allem gerechnet: Wutausbruch, Enttäuschung, Trauer. Doch nichts von all dem passierte. Alles was er übrig hatte, war ein mildes Lächeln auf den Lippen. Meine Lider flatterten, meine Hände wurden langsam schweißig vor Nervosität. „W-was ist? Bist du denn gar nicht sauer?" Meine Stimme zitterte nun leicht und ich hasste diese Unsicherheit, die sich wie ein Lauffeuer in mir ausbreitete. „Lass uns das vergessen, ja. Nur eine Frage musst du mir beantworten. Ehrlich beantworten", seine Augen verengten sich misstrauisch zu schmalen Schlitzen, „liebst du mich noch, Rose?"

„Was, wieso? Was soll die Frage?" Ein kehliges Flüstern. Das regelmäßige Knacken der Wanduhr, war das einzge Geräusch in der Stille. Er schluckte, antwortete mir nicht. Es war, als hätte er meine Frage gar nicht gehört. Oder wollte er sie nicht hören ich wusste es nicht. Abermals starrte ich auf meine Jeans, die nun vollkommen durchnässt vom verschüttetem Wasser war, doch das war mir im Augenblick egal. „Natürlich, mein Liebster. Mehr als alles andere." Meine Augen füllten sich mit Tränen. Warum auch immer. Vielleicht aus Verzweiflung. Vielleicht aus Wut. Ich schluchzte, tastete nach seiner Hand. Lange sah er mir in die Augen. So, als ob er darin irgendwelche Zweifel sehen wollte, die sagten nein, sie lügt. Doch das tat ich nicht, ich sagte die Wahrheit. Einmal, seit langem.

i n t h e a f t e r n o o n

Harry trocknete sich die Hände ab, nahm sich eine Coke vom Kühlschrank und verharrte mitten in seinen Bewegungen. „Auch eine?" Ich lachte gekünstelt auf, „Nee, hab erstmal genug von Getränken", und deutete auf die nasse Jeans, welche auf dem Wäscheständer trocknete.

Der Lockenkopf gähnte. Generell schien er noch nicht ganz wach zu sein. Gestern muss es wohl noch ziemlich spät im Studio geworden sein. Naja, verständlich. Neue Songs wurden aufgenommen und wenn ein Ton nicht passte, konnte es manchmal sein das die Jungs eine einzelne Liedzeile sogar fünfzehn Mal singen mussten. So lange, bis es passte. Genauso ist es mit mir und meinem Gewicht auch sein. Ich würde nicht aufhören abzunehmen, bis ich mein entgültiges Ziel erreicht habe. Als hätte er meine Gedanken erraten, knurrte mein Magen. Innerlich betete ich das Harry nichts davon mitbekommen hat. Das Glück schien einmal auf meiner Seite zu sein, da er gedankenverloren an die Wand stierte.

„Lass uns was machen. Kino, essen gehen, kochen - du entscheidest." meinte er und öffnete die Dose. Das Metall zischte und ich sah zum Fenster hinaus in den wolkenbedeckten Himmel. Von Schnee war keine Spur mehr. Nichts außer Matsch und Nässe war auf den Straßen. Da sollte es lieber noch einmal kräftig schneien, als so ein Wetter.

„Kino!" hörte ich mich dann viel zu schnell sagen. Harry nippte von der Coke und grinste über den Dosenrand hinweg, „Ich wär voll für Shades of Grey." Obwohl er ernst bleiben wollte, schlich sich ein Grinsen auf sein makelloses Gesicht. Ich lachte und boxte ihm freundschaftlich gegen die Rippen.

-

„Popcorn oder Nachos?" Trocken schluckte ich. „Ni-" Meine Stimme brach ab, für kurze Zeit tanzten Sterne vor meinen Augen und ich war wie weggedriftet. Jetzt bloß nicht zusammenbrechen, bloß nicht jetzt. Der Lockenkopf rüttelte an meiner Schulter, schüttelte mich sanft und sah sich schon alamierend um. Ein plötzliches Klingel, ließ mich aufschrecken und holte mich entgültig zurück in die Wirklichkeit. „Da muss ich kurz ran, sorry. Bin gleich wieder da." Ein schwaches Nicken war alles, was ich zustandebrachte. Ashton blieb dicht neben mir und Dan folgte Harry. Dieser lehnte an einer Säule und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich schlagartig, als er das Handy ans Ohr hob. Dan versuchte mittlerweile die völlig außer Rand und Band gewordenen Fans von ihm fernzuhalten. Schwerer als es von weitem aussah. Plötzlich verzerrte sich Harrys Gesicht vor Wut und er schrie. Was genau, verstand ich von hier aus nicht. Mit der flachen Hand schlug er gegen die Säule hinter sich.

Wer zur Hölle war da am Hörer?

Nach einer kleinen Ewigkeit stieß der grünäugige sich von der Säule ab, kam auf mich zu. Der Gesichtsausdruck nun nicht mehr ganz so finster wie zuvor. Die Frage, wer am Telefon war, verkniff ich mir. Etwas in mir, sagte mir, dass er mir es sowieso nicht sagen würde.

„Zweimal Nachos, bitte." Mein Freund nahm meine Hand, in der anderen die blöde Fettbombe und wir gingen in Saal drei. Als der Film zu Ende war, hatte sich die Anzahl von Reportern, Fans und Fotografen scheinbar mehr als nur verdoppelt. Ich setzte mein Lächeln auf, lief dicht hinter den Bodyguards her und versuchte mich so gut es ging hinter ihnen zu verstecken.

Ein letztes Mal lächelte ich tapfer in die Kamera und senkte dann den Blick wieder. Ashton fasste mich am Arm an, zog mich dann förmlich in den schwarzen Van hinein.

Harry

Vor einem Jahr waren wir auch im Kino. Vor einem Jahr war alles anders. Rose hatte noch Normalgewicht, war glücklich und verrückt zugleich. Eine besondere Mischung für eine Charaktereigenschaft. Krampfhaft umschloss ich ihre Hand fester, woraufhin sie mich ein wenig.fragend ansah. Ich sagte nichts, zwang mich nur zu einem Lächeln.

Alles war wie vor einem Jahr. Nur das ich damals nicht daran gedacht habe, wie viel sie heute gegessen hat und ob sie wohl wieder heimlich Sport gemacht hat.

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Oui oui oui,mit wem hat Harry bloß telefoniert ...

Song: Disturbia - Rihanna

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Nina

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt