dreiundzwanzig

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»You woke the devil that I thought you'd left behind.«

„Okay Harry." Ich zwang mich zu einem kleinen Lächeln, es gelang mir sogar. Das musste daran liegen, weil ich mit einem Mal so gute Laune hatte. Na ja okay, die Situation war etwas skurill, aber dennoch.

Ich fühlte mich plötzlich so viel leerer, weniger, ganz einfach leichter - frei wie ein Vogel. Frei, weil ich die alleinige Kontrolle über meinen Körper hatte. Ich liebte dieses Gefühl und wollte es immer behalten, niemals hergeben oder sogar teilen. Bei dieser Vorstellung krampfte sich meine Hand zu einer Faust zusammen. Harrys Mundwinkel wanderte plötzlich nach unten, seine Mimik war wie versteinert oder eingefrohren. „Rose .."

Seine Hand wanderte nach oben zu meinem Hals, umfasste das kühle und doch so winzig kleine Metallstück. Seine grünen Augen funkelten und glitzerten im hellen Sonnenlicht. „Weißt du noch?"

Ein frohes Lächeln fand auf meinem Gesicht Platz. „Natürlich. Wie könnte ich das je vergessen?" Ich wusste alles noch ganz genau.

-

Ständig biss ich mir nervös auf die Unterlippe. Der Laptop brauchte Ewigkeiten bis er hochfuhr. Ich schlug mit der flachen Hand auf meinen Laptop. Oh nein, gleich würde Jana hereingestürmt kommen, weil sie bestimmt denken würde, das mir etwas passi- Stopp, Jana wohnte doch bei Louis. Ich war alleine, vollkommen alleine.

Mein Blick fiel nach oben auf das Bild von Toni Garrn. Wie aus Reflex biss ich mir erneut, diesmal jedoch viel stärker auf die Unterlippe. Ich sah auf. Endlich war das Teil hochgefahren. Sofort ging ich ins Internet und gab in die Suchleiste ein.

Größe und Gewicht von Toni Garrn

Einundfünfzig Kilogramm bei einem Meter einundachtzig

Mir wurde eiskalt. Gut, ich war fast eins siebzig. Und trotzdem wollte ich mit aller Kraft die mein Ehrgeiz hergab ihr Gewicht erreichen. Ich wollte alles dafür geben - alles. Wie im Trance klappte ich den Laptop zu, stand auf und ging auf die Waage in meinem Zimmer zu. Schon längst hatte ich sie vom Badezimmer in mein Zimmer geholt. Ich brauchte sie. Oft, vielleicht wog ich mich zu selten. Ich wusste es nicht.

Aufgeregt biss ich mir auf die Lippe. Meine Hand zitterte, mein Atem ging schneller - viel schneller, als er eigentlich gehen sollte. Hastig wischte ich mir den kalten Schweiß von der Stirn.

54,3 Kilogramm

Das gab es doch nicht. Schnell stieg ich runter und ließ meinen Körper am Waschbecken hinuntergleiten. Es war wie bei Fußballern. Sie trainieren monatelang für einen Titel. Kämpften, gaben nicht auf, strengten sich enorm an. Was war das Ende? Sie verloren das entscheidende Match. Genauso fühlte ich mich im Moment. So, als ob ich ein ultrawichtiges Match gegen mich selbst verloren hätte. Ich könnte mich selbst ohrfeigen. Und der Selbsthass stieg von Sekunde zu Sekunde, die regungslos verstrich.

Ich fühlte mich wahnsinnig erschöpft, als ob ich eben einen Marathon gelaufen wäre. Doch das hatte ich - einen Marathon gegen die Kalorien, Kilojoul, Fett, Zucker. Der Marathon wird nie enden - niemals. Das dachte ich ..

Sport

Abrupt stand ich auf, ich musste wieder Sport machen. Noch mehr, noch härter, ich musste besser werden, schlanker werden - schöner werden. Beine wie Toni Garrn, Cara Delevigne oder Barbara Palvin bekommen. Doch davon war ich noch weit entfernt.

Ich schnappte mir einen Stift und schrieb einen Zettel.

vierzig Kilogramm - mein Ziel

Den klebte ich direkt über das Bild von Toni, meinem Leitbild. Sie war ein Idol, ein Vorbild. Wie für ein Kind die Mutter, wie für einen Teenager eine Sänger einer Band. So war Toni für mich. Ich orientierte mich an ihr.

Ich riss mich von ihrem Anblick los, schnappte mir mein Laufshirt, tauschte es mit meinem jetzigen, zog meine Jogginghose an und trank einen Schluck kühles Wasser. Motiviert rann ich die Treppen hinunter, riss die Türe auf, ließ sie ins Schloss fallen.

Los ging's!

A/N: Song: Powerless by Linkin Park

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt