achtundzwanzig

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Die Spannung zwischen uns hätte jeder bemerkt. Es machte mich ganz verrückt, nicht zu wissen, was mein Freund hatte. Meine roten Fingernägel krallten sich in den Ledersitz, auf dem ich saß. Zögerlich drehte ich mich zu meinem Freund und holte tief Luft. „Was hast du denn?"

Zuerst dachte ich er beachtete mich gar nicht, dann spannten sich seine Kiefer an. Ein Schauer fuhr mir über den Rücken. Seine Lippen formten sich zu einem schmalen Strich. Plötzlich klatschte seine flache Hand gegen das Lenkrad. Ich zuckte heftig, wie so oft in letzter Zeit, zusammen. Die Ampel schaltete auf rot. Ich verdrehte die Augen und hoffte inständig das sie so schnell wie möglich auf grün umschaltete, aber die Ampeln im Zentrum waren sowieso die langsamsten der ganzen Stadt. Doch das Glück war heite definitiv nicht auf meiner Seite. Sein Blick musterte mich durchdringend.

Kalt lachte er nun auf und schnaubte verächtlich. „Da fragst du noch!?" fauchte Harry plötzlich ohne seine Augen von mir zu lassen. Mein Atem setzte aus. Harry schrie und die der scharfe Ton seiner Stimme ließ mich erschaudern. Mein Körper war wie gelähmt, ich wurde kreidebleich. Ich wandte mich ab und sah zum Fenster hinaus, zu den Menschenmassen. Irgendwo, hauptsache nicht zu meinem Freund. Eine Frau fing meinen Blick, sie ging in die Hocke, um auf gleicher Höhe mit ihrem Kind und direkt vor ihr zu sein. Das blonde Mädchen war schon ganz rot in ihrem kleinen Gesicht. Ihr Gesichtsausdruck war mehr als wütend und die Mutter versuchte verzweifelt ihre Tocher zu beruhigen, doch sie schrie hemmungslos weiter. Unwillkürlich schmunzelte ich, da es mich an meine Kindheit erinnerte. Harry schaltete und fuhr mit einem Ruck los. Ich wurde leicht nach vorne geschleudert und riss mich von den beiden los.

Plötzlich kam etwas anderes in mein Blickfeld. Eine Kamera. Mein Herzschlag setzte aus. Sichtlich beunruhigt stupste ich den Fahrer an und deutete zu dem molligen Paparazzi. Sein quadratförmiger Kopf war noch immer in unsere Richtung gelenkt und auf seinen Lippen fand ein süffisantes Grinsen Platz. „Wichser!" fluchte Harry und schlug immer wieder aus das Lenkrad ein. Er drückte das Pedal ganz durch und gab Vollgas. Sein Atem ging immer schneller. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine und versuchte ihn zu beruhigen, doch er schlug sie sofort weg. Harry murmelte Zeug vor sich hin, dabei waren immer wieder Schimpfwörter dabei, die dem Fotografen galten. Zwar waren die Scheiben verdunkelt, sodass man von außen nichts erkennen konnte, aber bei dieser Art von Fotografen konnte man ja nie wissen.

Wieder sah ich aus dem Fenster, da ich Harry und keinen Umständen mehr in die Augen sehen wollte. Das hätte ich nicht geschafft. Mein Spiegelbild sah scheußlich aus, genauso wie die jetztige Situation. Obwohl Harry raste wie auf einer Rennstrecke, kam mir die Fahrt so ewig vor. Er drehte den Radio lauter. Radioactive wurde immer lauter und dröhnte durch die integrierten Boxen.

Mein Gesicht spiegelte sich in seinen silbernen Pilotenbrillengläßer. Die Unsicherheit stand mir wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. „Der Arzt hat mir mir gesprochen. Er sagte, das du knapp am Untergewicht bist." Und ich merkte mit jedem Wort, das er sagte, wie sehr er sich selbst zügeln und bemühen musste, ruhig zu klingen und seine Emotionen unter Kontrolle zu haben. Bei seinen Worten, musste ich hörbar schlucken. Ich ahnte schlimmes. Meine schlimmsten Befürchtungen machten sich wahr.

„Ignorier mich nicht verdammt Rose es geht um deine Gesundheit!" brüllte er nun wütend und die Zornesader an seiner Stirn war schon ganz angeschwollen. Ich biss mir auf die Lippe und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Scheiße, bloß nicht jetzt.

Hörbar schniefte ich und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht. „Um meine Gesundheit also, ja? Ich will nur ein bisschen abnehmen und du tust gleich so, als ob ich kotzen würde?" Meine Stimme überschlug sich, innerlich brodelte ich. „Was geht dich das überhaupt an?" schnaubte ich und wandte meinen tobenden Blick von Harry ab.

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt