einundvierzig

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Der Junge mit den Locken vor mir ballte die Hand zu eine Faust. Mein Puls raste, in meinem Kopf dröhnte es. Was hatte er bloß vor? Was ging in ihm vor? Auf all diese Fragen hatte ich keine Antwort.

Mir lief ein eisig kalten Schauer den Rücken hinunter. Seine nächsten Worte verstand ich ganz klar und deutlich. „Denkst du, ich merke nicht das du kotzt, wie besessen Sport machst, fast keine Kalorien zu dir nimmst - dich zu Tode hungerst?" schrie er mit einen Ton, der keinen Widerspruch litt. Ich öffnete den Mund, doch blieb weiterhin stumm. Die Worte waren wie ein klatschender, aufweckender Schlag ins Gesicht. In meinem Kopf arbeitete es. Was sollte ich tun?

Vielleicht war er ja so zu besänftigen. Wie hieß es? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich kroch aus dem Bett, schlang die Decke um meinen Körper und tapste mit kalten Füßen zu ihm. Er roch nach einer Mischung aus Zitrone und Männerparfüm. Ich stellte mir vor, wie wir uns umarmten, küssten, liebten. Diese Illusion zerplatzte wie eine Seifenblase. „Ich kann das nicht, verdammt." murmelte er nachdenklich und starrte ins Leere. Ins nichts. Ins Nirvana. Das regelmäßige Ticken der Wanduhr, war das einizge Geräusch in der Stille. Meine Augen füllten sich wieder mit neuen Tränen. Verzweifelt versuchte ich sie wegzublinzeln, doch es gelang mir nicht. Ich schloss die Augen und spürte die Hand des Lockenkopfes auf meiner Wange. Er strich mir vorsichtig die Tränen weg, doch ich wusste, dass er immer noch enttäuscht war.

Meine Lider flatterten. Ich schluckte hart. Zwar habe ich verstanden was er gesagt hat, konnte es jedoch nicht begreifen. War ich ihm zu fett? Fand er mich nicht mir attraktiv? Tränen stiegen auf, mir wurde heiß. „Was? Wieso nicht?" Nicht mehr als ein kehliges Flüstern. Ein Flehen. Ich wartete darauf, dass er antwortete, doch es kam nichts. Er blieb stumm, als hätte er es nicht gehört. Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Sofort wich der grünäugige ein paar Schritte zurück und runzelte dann die Stirn. Danach wandte er sich ab und drehte sich demonstrativ von mir weg.

Gut, ich musste gehen. Es blieb mir nichts anderes mehr übrig. Entschlossen schob ich ihn beiseite. Er wehrte sich nicht, hielt mich nicht auf, packte mich nicht am Arm, so wie ich es mir innerlich wünschte. Mit schlotternden Knien sammelte ich meine versteuten Sachen ein, zog sie an, ließ mir die Kapuze tief ins Gesicht fallen. Danach sperrte ich mit zitternden Händen meinen Wagen auf. Zuerst nahm ich die Fotografen um mich herum gar nicht wahr, wie sie meinen Namen riefen, Fragen stellten, wie sie mich anfassten. Innerlich wartete ich immer noch darauf das Harry hinausstürmte, sagte das es ihm Leid täte und alles wäre gut. Doch nicht von all dem passierte. Herbstlicher Wind brauste mir um die Ohren. Ich fröstlete und ehe ich aufsah, wurde ich mit Fragen bombadiert.

"Habt ihr euch getrennt?" Ich schauderte. "Seid ihr noch zusammen?" "Erwartest du ein Kind von ihm, Rose?" Der letzte Satz traf mich wie tausende von Stromschlägen auf einmal. Ich wusste, dass ich keine gute Figur besaß, doch schwanger? Wie benebelt stieg ich ein und schug die Tür zu. Einer versuchte sogar einzusteigen, doch die automatische Verriegelung hatte zum Glück schon funktioniert. Nur langsam wichen ein paar Leute nach mehrmaligem Hupen aus. Plötzlich erklang eine Stimme, die ich selbst durch die Scheiben hören konnte. Schneidend scharf. "Lasst sie durch!" Mit einem Blick nach oben, musste ich lächeln.

Die ersten paar Knöpfe seines schwarzen Hemdes waren geöffnet, sodass es einen freien Blick auf seinen dunkel gebräunten Oberkörper und somit die zahlreichen Tattoos freigab. Gott, wie ich sie liebte. Besonders die zwei Flügel oberhalb seiner Brust. Gekreische ließ mich augenblicklich zusammenfahren und aus der Starre lösen. Ich schmunzelte, Harry fuhr sich durch die Haare und winkte den schreienden, teilweise weinenden Mädchen tapfer zu. Mit klopfendem Herzen wendete ich und drückte das Gaspedal ganz durch. Reifen quietschten.

Erst als die Fotografen außer Sichtweite waren, atmete ich tief, beinahe erleichtert durch. Dann kam alles wieder hoch und spielte sich vor meinen geistigen Auge ab. Einzelne Erinnerungsfetzen kamen kurz an die Oberfläche.

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt